Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
Vom Netzwerk:
zu schaffen. Ich würde wieder leer ausgehen. Für mich gab es keine Wunder. Für mich gab es keine Normalität. Und als wir schließlich am Ende dieser Woche wieder abreisten, war es so, als wären wir nie von zu Hause fort gewesen.
    Und doch haftete Donegal mit seiner Palette sanfter, heilsamer Farben ein ganz eigener Zauber an. In jener Woche hüllte es mich ein in seine Landschaft, die mir wie eine tröstliche Decke vorkam und die ich seitdem nie vergessen habe. Der leichte Regen, der sanft auf üppiges Grün fiel; die Sonne, die durch rasch dahingleitende Wolken brach; der leise Wind, der mir auf meinen einsamen Spaziergängen Trost zuraunte, während Lily ihren Rausch ausschlief. Trotz meiner Enttäuschung wurde damals der Wunsch in mir geboren, irgendwann in diesen Landstrich zurückzukehren. Alex zeigte nie rechte Begeisterung für dieses Urlaubsziel. Nur ich wäre sehr gerne hingefahren. Aber jetzt zählt nur noch, was ich will.
    Ich steige in den Überlandbus nach Donegal, genau wie damals mit Lily. Ich ignoriere die Geister, die mir ins Ohr flüstern wollen. In Donegal angekommen nehme ich den erstbesten Regionalbus, der mich schließlich in eine kleine Ortschaft mit Namen Killymeanan bringt. Ursprünglich wollte ich zwar die Stadt Balgannan erreichen, noch weitere zehn Meilen mit dem Bus entfernt, doch Killymeanan hat etwas an sich, das mich sofort in seinen Bann zieht. Die kleine weiß getünchte Kirche mit den blauen Glasfenstern. Blumenampeln vor dem Postamt. Ich rufe dem Busfahrer zu, er möge bitte anhalten, und lausche überrascht dem Klang meiner Stimme. Doch bereits als der Bus losfährt, eine Wolke von Staub und Schotter aufwirbelnd, und mich einsam auf der stillen Straße zurücklässt, frage ich mich, ob dieser Schritt richtig war. Ich habe ein bisschen Geld gewonnen, aber ewig lang wird das nicht reichen. Ich muss mir einen Job suchen, und die Chancen dafür wären in Balgannan wohl besser gewesen.
    Ich will testen, ob es richtig war, meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Ein Gespräch, das sich zufällig im Postamt von Killymeanan ergibt. Sie wollen wissen, ob es hier e in Haus zu mieten gibt? Nun, da wäre das Haus von Peter Murnaghan. Jenny, ist Peter Murnaghans Haus schon zu vermieten? Ich hab gehört, dass die Handwerker jetzt weg sind. Klar, warum fragen Sie ihn nicht einfach, Fragen kostet ja nichts. Bei der Telefonzelle links. Die Zweite rechts. Das Haus mit der grünen Tür . Seltsam, wie das Leben so spielt. Wo man landet, wenn man sich, anscheinend aus einer Laune heraus, einmal auf den Weg gemacht hat. Wie alles, was Bedeutung hat, aus einem scheinbar unbedeutenden Zufall erwächst.
    Mein neues Haus ist ein Cottage, ein einfaches möbliertes Ferienhäuschen am Ortsausgang, in einer Reihe ganz ähnlicher Gebäude. Es ist nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, aber da es gerade erst renoviert wurde, macht es einen fröhlichen, frischen Eindruck. Jetzt, wo die Arbeiten abgeschlossen sind, hatte der Besitzer vor, eine Anzeige in die Zeitung zu setzen. Ich kann es für vier Monate haben, ehe er es im Herbst an reguläre Feriengäste vermieten will. Er ist froh, denke ich, einen Langzeitmieter gefunden zu haben, ohne überhaupt inserieren zu müssen.
    Das Cottage ist hübsch mit seinen quadratischen Fenstern und der bogenförmigen Eingangstür. Im Garten wuchern Geißblatt und wilde Heckenrosen. Es hat zwei Schlafzimmer, eine kleine Küche, ein »rustikal wirkendes« Wohnzimmer, was bedeutet, dass die Balken nicht original, sondern vom Baumarkt sind. Das einzige Manko an dem Haus sind die Nachbarn: Von den Fenstern auf der Westseite blickt man auf den Friedhof. Nie im Traum hätte ich gedacht, einmal in so einem hübschen Cottage zu wohnen, andererseits kam in meinen Träumen auch nie Paris Rose vor, wie sie triumphierend als Erste durchs Ziel schießt.
    Im Wohnzimmer gibt es einen hellblauen Teppich und zwei Zweisitzer aus hellblauem Canvasstoff mit cremefarbenen Kissen. Auf einem Beistelltischchen in der Ecke steht eine blaue Vase mit einem Strauß Kunstblumen: cremeweißer Mohn, dessen Blütenkelche üppig mit schwarzen Samen besetzt sind, und blaue Kornblumen. So viel Blau. Ich fürchte, ich werde mich von den Kornblumen trennen müssen. Sie bringen mich aus der Fassung. Wenn ich sie ansehe, habe ich das Gefühl, er steht neben mir im Zimmer. Ich habe heute ein paar Wiesenblumen gepflückt, in einem blasseren Blau, die werde ich auf das Fensterbrett stellen. Vergissmeinnicht, die dicht

Weitere Kostenlose Bücher