Die verborgenen Bande des Herzens
allein auf Patsys Seite des Ehebetts sitzen.
23. Kapitel
Karen
M cFarlane rief mich zu sich, um mir den größten Rüffel meiner bisherigen beruflichen Laufbahn zu verpassen. Offensichtlich hatte Mackie ganz beiläufig die Bemerkung fallen lassen, ich wäre der Meinung, der Fall Matthews könnte sich zu einer Morduntersuchung ausweiten. Dieser fette Schweinehund. McFarlane ist ausgerastet.
»Was für ein Spiel treiben Sie hier, Karen?«, brüllte er, nachdem er mich in sein Büro zitiert hatte.
Ich konzentriere meine Aufmerksamkeit auf seinen Schreibtisch, auf das Foto seiner rübenköpfigen Kinder. Ich sollte seine Stimme ausblenden, das ist es. Ihn einfach ignorieren. Hässliche kleine Bälger übrigens, seine Kinder.
»Die Kripo hätte eingeschaltet werden müssen, wenn Sie irgendeinen Verdacht haben«, fuhr McFarlane fort. »Und mir haben Sie erzählt, diese verdammte Frau wäre mit ihrem neuen Liebhaber durchgebrannt!«
»Ich sagte, vielleicht. Wie sich herausgestellt hat, ist das nicht der Fall.«
»Und wenn Sie einen solchen Verdacht haben, weshalb haben Sie mich dann nicht gebeten, die Kripo hinzuzuziehen, für eine gründliche Untersuchung?«
»Mackie übertreibt. Ich habe nur gesagt …«
»Stellen Sie sich vor«, fährt McFarlane dazwischen, »wie wir dastehen, wenn sie irgendwie zu Schaden gekommen ist, währenddessen wir hier auf unseren Hintern sitzen und Däumchen drehen.« Seine engstehenden kleinen Augen durchbohren mich. »Haben Sie die Videoüberwachung überprüft?«
»Welche Videoüberwachung, bitteschön? Diese Frau wohnt in einem verdammten Kaff von der Größe von Camberwick Green!«
»Werden Sie mir ja nicht frech, Karen, ich rede vom Bahnhof, dem Busbahnhof, dem Einkaufszentrum hier in der Stadt – haben Sie das alles überprüft?«
Verdammter Mist. Jetzt heißt es, alles abstreiten.
»Sie haben mir nie den Auftrag gegeben, die Videoüberwachung im Stadtzentrum zu überprüfen.«
Jetzt schlägt McFarlane mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte. Er sieht aus, als stünde er kurz vor dem Herzinfarkt. Klar, er ist halt wütend, weil er den Fall völlig vergessen hat, und nun will er es an mir auslassen.
»Karen, wenn Sie morgens Ihre Cornflakes essen, muss dann jemand Ihren gottverdammten Löffel für Sie halten? Du meine Güte, ein bisschen Eigeninitiative kann man doch verlangen.«
»Ich …«
»Ach, gehen Sie mir aus den Augen! Morgen kommen Beamte von der Kripo zu uns aufs Revier. Sie, Karen, werden ab jetzt die Funktion eines Verbindungsbeamten übernehmen. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Sergeant Kennedy über alles ins Bild setzen, was Sie bisher in die Wege geleitet haben – vorausgesetzt natürlich, Sie haben überhaupt irgendetwas in die Wege geleitet.«
»Natürlich habe ich das!«
»Hinaus, Karen!«
Als ich aus seinem Büro in unser Zimmer trat, brach dort eine plötzliche Hektik aus, und keiner der Kollegen schaute her zu mir. Ich spürte förmlich, dass alle wie erstarrt innegehalten und gelauscht hatten, während ich bei McFarlane war. Nach ein paar Minuten kam Mackie an meinen Schreibtisch.
»Tut mir leid, wenn ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe, Karen«, sagte er mit Unschuldsmiene. »Ich hatte keine Ahnung, dass es nicht offiziell war …«
Das kann er seiner Großmutter erzählen, dieser verdammte Dreckskerl.
Doch all das bedeutet lediglich, dass ich die Dinge von nun an noch inoffizieller untersuchen muss, als bisher schon der Fall war. Könnte sich sogar zu meinem Vorteil auswirken, wenn ich etwas herausfinde, während die Kripo an dem Fall dran ist. Ich schätze, wenn jemand Alex knacken kann, bin ich es und nicht die Kripo.
Ich denke, ich kenne mich mit Männern aus. Ich weiß, welche Knöpfe und Schalter ich drücken muss. Wie man es anstellt, damit sie durch Reifen springen oder Männchen machen und betteln. (McFarlane natürlich ausgenommen, aber schließlich kann man ja wohl schwer von mir verlangen, dass ich diese Perverslinge aus seiner Rosa-Hemden-Träger-Clique eliminiere.) Alex hingegen bekomme ich nicht richtig zu »fassen«. Er ist eine Herausforderung für mich, und das gefällt mir ziemlich gut. Ich habe von Anfang an gespürt, dass ihm etwas zu schaffen macht. Ich denke, er weiß mehr, als er zugibt. Was ich – noch – nicht weiß, ist, ob es mit dieser Josie-Frau zusammenhängt.
Vor einer Woche etwa habe ich angefangen, ihm mit dem Wagen zu folgen, keine offizielle Beschattung, nein, einzig, um meine Neugier zu
Weitere Kostenlose Bücher