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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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befriedigen. Und jetzt kann ich nicht mehr damit aufhören. Ich habe bisher nichts entdeckt, was dafür spräche, dass er sich mit einer anderen Frau trifft. Wer auch immer diese Josie ist, sie hält sich jedenfalls bedeckt. Aber welche Rolle spielte sie bei Carol Anns Verschwinden?
    Ich habe noch einen Nachmittag für mich, ehe die Kripo mitmischen wird. Jetzt ist nicht die Zeit, sich an die Vorschriften zu halten. Ich warte ab, bis Alex bei der Arbeit ist, dann fahre ich zu ihm nach Hause und erzähle Theresa, Lilys Pflegerin, dass ich ein paar von Carol Anns Sachen in ihrem Schlafzimmer durchsehen möchte. Sie zuckt lediglich mit den Schultern – wie ich es mir gedacht habe. Lily führt sich wieder einmal auf wie ein pampiges Kind, wenn sie ihre Medikamente nehmen soll, und so ist Theresa viel zu beschäftigt, um Argwohn zu schöpfen. Außerdem weiß sie ja, dass ich von der Polizei bin, und überhaupt, es ist ja nicht ihr Haus, nicht wahr? Es geht sie ja im Grund nichts an.
    Das Schlafzimmer von Carol Ann und Alex ist riesig. Ein Funke Missgunst regt sich in mir, als ich es betrete, ich kann nicht anders. Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, hätte zur Hälfte hier hineingepasst. Ich lasse den Blick durch das Zimmer schweifen, über die weißen Wände und die geschmackvoll in Szene gesetzten himbeerfarbenen Details: eine Tagesdecke, ein Bilderrahmen, einen wunderschön gearbeiteten Spiegel, dessen Rahmen ein Mosaik aus pinkfarbenen und roten Glassteinchen ist. Auf der Truhe darunter eine Vase mit einem Blumenarrangement in leuchtenden Farben. Ein weißer Korbstuhl, dessen Sitzkissen auf die Tagesdecke abgestimmt ist. Es ist ein idealer Rückzugsort. Ich ziehe meine Jacke aus und werfe sie aufs Bett, nur um zu sehen, wie es aussieht, wenn sie dort liegt, wie es sich anfühlen würde, hier zu wohnen. Der Anblick meiner Jacke auf dem Bett gefällt mir ausnehmend gut.
    Ich schlüpfe aus meinen Schuhen und grabe meine Füße in den dichten Flor des Teppichs, drehe mich, male mir alles Mögliche aus. Ich ziehe die linke Seite des Bettes vor – Alex würde die rechte nehmen müssen. Die oberste Schublade der Kommode steht einen Spalt auf, und ohne Hast ziehe ich sie weiter auf. Hier bewahrt sie ihre Schminksachen auf, auf die sich ein rosaroter Puderfilm aus einer Rouge-Dose mit zersprungenem Deckel gelegt hat. Jede Menge Lippenstifte. Ich schraube einen auf, schaue in den Spiegel und male mir die Lippen an. Ich halte nicht viel von dem Farbton. Ich entdecke einen von Christian Dior, dessen Farbe ganz passabel ist, also lasse ich ihn in meiner Tasche verschwinden. Wem sollte so etwas je auffallen? Alex gewiss nicht.
    Ich mache die Schublade zu und widme mich den anderen darunter. Die meisten beherbergen Wäsche, aber in einem findet sich aller möglicher Krimskrams; es ist ein Schub, wie es ihn vermutlich in allen Häusern gibt, selbst in einem so feinen wie diesem hier. Klebeband, einzelne Büroklammern, alte Haarklammern, eine zerrissene Halskette, ein Kuvert mit Fotos. Ich öffne es, konzentriere mich auf jene, auf denen Alex abgelichtet ist. Mein Gott, sieht der gut aus, auch schon als er jünger war. Ich schätze, das Kind da neben ihm ist Steve, noch strahlt er mit einem breiten kindlichen Grinsen in die Kamera, ehe ihm sein Teenagerdasein seinen Enthusiasmus und seine Offenheit ausgetrieben haben. Ein paar Fotos von Carol Ann sind auch darunter, ich werfe einen flüchtigen Blick darauf. Carol Ann und Steve. Carol Ann, die dem Fotografen die Zunge herausstreckt. Und eins, auf dem sie neben einem kleinen Mädchen in einem festlichen Kleidchen kniet und es umarmt, als wäre es ihr eigenes. Irgendein Kind aus der Nachbarschaft, vermutlich, bei einer von Steves Geburtstagsfeiern, als er noch ein kleiner Junge war. Ich betrachte das nächste Foto, doch dann kehre ich aus einem Instinkt heraus noch einmal zu dem Bild mit dem kleinen Mädchen zurück. Im Vergleich zu den anderen Fotos wirkt Carol Ann auf diesem anders. Sie sieht glücklich aus, ganz hingerissen von dem Moment. Ich stecke die Fotos zurück in den Umschlag.
    Ich gehe zum Kleiderschrank und betrachte Alex’ schicke dunkle Anzüge, die Stapel diverser Hemden und Krawatten. Die Anzugtaschen sind leer, abgesehen von einem Stift, den ich in der Brusttasche einer Anzugjacke finde und der Quittung einer Reinigung in einer anderen. Keinerlei Hinweise auf Josie.
    Carol Anns Seite des Kleiderschranks enthält jede Menge langweilige konservative Kleidung,

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