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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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und den Lebenden zu unterscheiden.« Sie hört auf zu kramen. »Na, ich schätze, inzwischen bin ich selber ein altes Weib geworden. Tja, wie die Zeit vergeht.«
    Brenda befördert ein in zerknitterte Alufolie gewickeltes Päckchen zutage. Sie wickelt die Folie ein Stück auf und bietet es uns durch den Spalt zwischen den beiden Vordersitzen an. Es enthält ein paar zerdrückte Schinkenbrote, die seltsam durchweicht aussehen. Wahrscheinlich hat ihre Thermosflasche nicht ganz dicht gehalten.
    »Ihr beiden da vorn, will wer was davon haben?«, fragt sie.
    »Oh nein, vielen Dank, Brenda«, antworte ich. »Wir haben vorhin erst zu Mittag gegessen, nicht wahr, Pam?«
    Pam nickt und murmelt etwas Unverständliches. Ihre Schultern fangen an zu beben, als sie merkt, dass ich zu ihr hinüberspähe, und so wende ich mich ab und schaue aus dem Seitenfenster und grinse.
    Brenda nimmt ein Schinkenbrot aus der Folie und wickelt das Päckchen wieder zu. Sie beißt hinein, lehnt sich entspannt zurück und sieht zu, wie die Landschaft vorbeizieht.
    »Wirklich hübsch haben Sie’s hier«, bemerkt sie. »Wirklich hübsch. Alle diese grünen Felder. Sie ham riesiges Glück. Ich selber hab keinen Garten, aber ich hab’n paar kleine Blumenkästen, damit ein bisschen Farbe reinkommt, verstehen Sie?«
    »Wo genau leben Sie, Brenda?«, fragt Pam.
    »Pollok«, antwortet sie. »Kennen Sie’s?«
    »Nein«, erwidert Pam.
    »Also, Sie fahren einfach zum Einkaufszentrum von Pollok, von dort gehen Sie gut hundert Meter weiter und dann nach links. Dann die Straße entlang, immer weiter, bis Sie zu so einem kleinen Kreisverkehr kommen, dort gehen Sie wieder einfach geradeaus, dann die Erste rechts, und wieder links, und schon sind Sie in meiner Straße. Wohnblocks«, erklärt sie.
    »Okay«, sagt Pam.
    Ein paar Minuten später hebt das leise Zischeln und Wispern wieder an.
    Als wir bei Alex’ Haus ankommen, öffnet er bereits die Haustür, noch ehe wir Gelegenheit haben zu klingeln. Brenda marschiert schnurstracks auf ihn zu. Ich sage zu Pam, sie könne eine kleine Pause machen und in dem Tearoom im Dorf, wo Carol Ann früher gearbeitet hat, einen Kaffee trinken oder so. Dann könne sie gleich die Gelegenheit beim Schopf packen und die Besitzerin noch einmal befragen. Ich würde sie anrufen, wenn ich sie wieder bräuchte. Erleichtert zieht Pam von dannen.
    »Hallo, mein Sohn«, sagt Brenda und streckt Alex die Hand entgegen. »Tut mir echt schrecklich leid, dass Sie so eine schwere Zeit durchmachen müssen.«
    »Danke«, murmelt Alex, und Brenda schlingt die Arme um ihn und drückt in fest an sich. Über Brendas Schulter hinweg schaut Alex mich fragend an, doch ich hebe nur ergeben die Hände und zucke mit den Schultern.
    »Tee?«, fragt Alex höflich, worauf Brenda endlich von ihm ablässt und ihm in die Küche folgt. Dort sitzt bereits Lily und wartet, und kaum hat auch Brenda Platz genommen, fangen beide zu plaudern an. Das heißt, Brenda plaudert. Jedes Mal, wenn Lily mühsam versucht, mitzureden, nimmt Brenda ihre Hand und tätschelt sie. »Genau. Sie sagen es, Lily.«
    Nach einer Weile verkündet Brenda, sie wolle nun ein »Gefühl« für Carol Ann bekommen.
    »Also, ich will ja nicht in Ihrem Haus herumschnüffeln, mein Sohn«, wendet sie sich mit ernster Stimme an Alex, »aber vielleicht könnten Sie mich wo hinführen, wo ich ein bisschen eine Ahnung von Carol Anns Geist bekommen könnte.«
    »Ähm …«, erwidert Alex, völlig geplättet.
    »Das Schlafzimmer?«, schlage ich vor, hilfreich wie ich bin.
    »Ja«, stimmt Brenda zu. »Das Schlafzimmer.« Sie nimmt Alex an der Hand. »Ich will Ihnen keinen unnötigen Kummer bereiten«, sagt sie freundlich, »aber ich muss eine Ahnung davon bekommen … ob sie, na ja … ob sie noch bei uns weilt, verstehen Sie, was ich meine?« Sie tätschelt ihm aufmunternd die Hand.
    Daraufhin marschieren wir alle nach oben in den ersten Stock, einschließlich Lily. Alex führt den Trupp an, ich bilde die Nachhut.
    »So ist es brav, Lily«, sagt Brenda, fasst sie unter und schleppt sie die Treppe hoch.
    Alex öffnet die Tür zum Schlafzimmer und verzieht sich dann sogleich ans Fenster, als würde er denken, je weniger er sich einmischt, desto schneller wird das Ganze vorübergehen.
    »Ach«, sagt Brenda und betritt das Zimmer. »Ach. Wie wunderschön.« Sie geht zum Bett und befühlt mit den Fingern die feine weiße bestickte Bettwäsche und die himbeerfarbene Tagesdecke. »Sehr geschmackvoll.« Sie wendet

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