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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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sich an Alex. »Hat Carol Ann das ausgesucht?«
    »Ähm, ja. Das war Carol Ann.«
    »Wunderschön, nicht wahr, Karen?«, sagt Brenda und wendet sich mir zu. Ihre Finger verweilen auf der Tagesdecke. »Wirklich, sehr schön.« Dann setzt sie sich ganz unvermittelt auf die Bettkante, schließt die Augen und atmet tief ein.
    Alex wirft mir einen Blick zu, als würde er sagen wollen »Schaffen Sie sie hier raus«, doch was erwartet er da von mir? Wir können jetzt nur ausharren und die Dinge ihren Lauf nehmen lassen. Brenda hört sich mittlerweile an, als hätte sie gerade einen Herzanfall. Lily steht vor ihr und beäugt sie fasziniert. Alex dreht das Gesicht zum Fenster und schlägt leise mit der Stirn gegen die Glasscheibe.
    »Gehtssss … sirr … gut?«, stammelt Lily.
    »Das weiß der Himmel«, erwidere ich.
    Brenda wispert mit sich selbst, doch plötzlich hält sie inne und reißt die Augen weit auf. Sie erhebt sich und geht hinüber zum Fenster, dann nimmt sie Alex in den Arm, der stocksteif dasteht, wie eine Wachsfigur aus dem Kabinett von Madame Tussaud. Brendas Augen leuchten.
    »Ich freue mich so für Sie, mein Sohn«, sagt sie. »Ich freue mich so.«
    Sie dreht sich mit strahlenden Augen zu uns um.
    »Sie lebt. Carol Ann ist am Leben. Daran besteht absolut kein Zweifel.« Sie wendet sich wieder Alex zu. »Ich würd’s wissen, mein Sohn«, sagt sie. »Und ich würde Sie niemals anlügen in so einer Sache.«
    Lily wirkt völlig verwirrt.
    »Ähm, haben Sie irgendeine Vorstellung, wo sie sich aufhält, Brenda?«, frage ich.
    Brenda sieht jetzt fast beleidigt aus, als hätte sie mir bereits die eine Hälfte ihres Kuchenstücks abgetreten und würde nun aufgefordert, auch noch die andere herzugeben.
    »Also, so was kann ich nicht sagen«, erwidert sie. Sie streckt den Arm aus, um Lily zu stützen.
    »Kommen Sie, Lily«, sagt sie. »Ich bring Sie wieder runter.«
    Lily humpelt neben ihr her zur Tür.
    »Obwohl«, fährt Brenda fort und wirft Alex und mir einen Blick über die Schulter zu, »wenn ich mich nicht total irre, hat sie Wasser überquert, denke ich.«
    Die Schlafzimmertür fällt hinter den beiden ins Schloss.
    »Na«, sagt Alex und schaut mich böse an, als wäre das Ganze meine Schuld. »Das ist doch mal eine gute Nachricht, wie?« Seine Stimme trieft vor Sarkasmus. »Damit kommen wir der Sache doch wirklich ein gutes Stück näher.«

28. Kapitel
    Carol Ann
    I n einer Ecke des Friedhofs steht ein Baum, der seine Äste über mehrere Gräber breitet, wie tröstende Arme. Ende September hatte sich sein grünes Laub zu einem satten Rostrot verfärbt, das jetzt, Mitte Oktober, allmählich einem gelblichen Orange weicht. Die welken Blätter fallen auf die Gräber, wo sie dürr und trocken liegen bleiben und rascheln, wenn der Wind sie über die Grabsteine weht. Ich betrachte den Baum durch das Fenster meines Wohnzimmers und denke, mit meinem Leben verhält es sich genauso: Langsam wechselt es seine Schattierungen, und nach nur wenigen Monaten hat es bereits eine ganz andere Farbe bekommen.
    Die meiste Zeit gelingt es mir, nicht Rückschau zu halten. Ich knüppele die Krokodilköpfe, die wieder und wieder hochschnellen, immer besser nieder. Meine Finger sind geschickter, meine Reaktionen schneller geworden. Doch immer noch kommt es vor, dass mich, wie aus heiterem Himmel, mein altes Leben wieder einholt, und dann durchfährt mich ein eisiger Schock, wie wenn ich frostige scharfe Winterluft einatmen würde. Meistens ist es nicht direkt mein altes Leben, sondern etwas, was mich daran erinnert. Wenn etwa Harry über Patsy redet. Wenn Seans Junge in die Bar kommt und seinem alten Herrn einen Fünfer abluchsen will. Wenn ich ein kleines Kind sehe, die Arme um den Hals der Mutter geschlungen, und ich mir die Weichheit der molligen Ärmchen um meinen Hals vorstelle, den Überschwang der kindlichen Umarmung. Kein Erwachsener kann einen so heftig und ungestüm umarmen wie ein Kind.
    Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass es Zeiten gibt, in denen ich Sehnsucht empfinde nach dem Alten und Vertrauten, nach Menschen und Orten, die mir etwas bedeuten, die tief in mir verwurzelt sind. Nichts in meinem neuen Leben hat tiefe Wurzeln. Harry lädt mich manchmal am Sonntag zum Mittagessen ein. Er setzt mir einen richtigen Sonntagsbraten vor, den er zusammen mit Kartoffeln und Wurzelgemüse in Wein geschmort hat. Doch wenn mir beim Öffnen der Haustür jäh der Geruch nach Kohl in die Nase steigt, dreht sich mir fast der

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