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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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niemanden geliebt.«
    »Worum ging es bei der Sache dann?«
    »Was meinen Sie damit, worum ging es dabei?«
    »Warum machen Sie das die ganze Zeit?«
    »Was denn?«
    »Fragen mit Fragen beantworten. Ich finde das wirklich irritierend.«
    »Dann hören Sie doch einfach auf, mir dauernd Fragen zu stellen.«
    »Warum haben Sie es getan?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie müssen es doch wissen.«
    Alex’ Gestalt ist regelrecht spitz und eckig geworden vor Unmut, er hat ein Bein über das andere geschlagen, wie ein Dreieck, und die Ellbogen ausgefahren und auf die Lehnen seines Sessels gestützt.
    »Also gut, worum ging es dabei?« Seine Stimme klingt gepresst, bitter vor Sarkasmus. »Ich will Ihnen sagen, worum es dabei ging. Es ging um Kummer und Einsamkeit und darum, dass ich bei einem anderen Menschen Vergessen suchte. Es ging um Egoismus. Es ging um das Gefühl, dass nicht alles auf der Welt schwarz und weiß und grau war, dass es auch noch Farben gab, wenn ich mich wieder zu etwas aufraffte. Oh ja. Und es ging dabei auch um Sex. Was sonst macht einen lebendiger als Sex? Es ging darum, mir zu beweisen, dass ich nicht tot war, auch wenn Josie gestorben war. Noch nicht tot war.«
    »Wusste Carol Ann davon?«
    »Ich denke schon.«
    »Sie hat nichts gesagt?«
    »Das war nicht Carol Anns Art.«
    »Ich hätte Ihnen die Eier abgeschnitten.«
    Sein Blick schießt zu mir.
    »Das glaube ich sofort.«
    »Wie lange ging das Ganze?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Ungefähr drei Monate.«
    »Warum haben Sie Schluss gemacht? Sie waren doch derjenige, der Schluss gemacht hat, habe ich recht?«
    »Weil ich wusste, dass Carol Ann es wusste. Und ich hätte Carol Ann wegen dieser Frau niemals verlassen, und so war eben Schluss … Außerdem, sobald es kein Geheimnis mehr war, hat es auch keinen Spaß mehr gemacht. Und als es keinen Spaß mehr gemacht hat, habe ich das Interesse verloren.«
    »Das arme Gänschen.«
    »Ja«, sagt er und lehnt den Kopf gegen das Kissen. »Das arme Gänschen.«
    »Vermissen Sie den Sex?«, frage ich.
    »Natürlich vermisse ich den Sex«, erwidert er ein wenig brüsk. Mir ist aufgefallen, dass in Alex’ Antworten auf die Frage nach seinen Gefühlen immer entweder Verärgerung oder Sarkasmus anklingt.«
    »Mit Carol Ann, meine ich.«
    »Ich bin seit über zwanzig Jahren mit ihr zusammen.«
    »Genau das meine ich. Vielleicht langweilen Sie sich.«
    »Ich kenne sie. Sie kennt mich.«
    »Glauben Sie, dass sie zurückkommt?«
    »Ist es nicht eigentlich Ihre Aufgabe, mir das zu sagen?« Er lässt die Schultern sinken.
    »Vor einer Woche dachte ich, sie wäre zurückgekommen«, sagt er dann leise. »Ich glaubte tatsächlich, sie ist wieder da.«
    »Sie haben nie …«
    Er zuckt mit den Achseln. »Was gibt es da zu erzählen? Es hat ja nicht gestimmt.«
    Einen schrecklichen Augenblick lang befürchte ich, dass er gleich wieder zu weinen anfängt.
    »Was ist passiert?«
    »Es war mitten in der Nacht. Die Schlafzimmertür war zu, aber nur angelehnt. Ich konnte nicht schlafen, döste vor mich hin. Ich lag mit dem Rücken zur Tür, und plötzlich hörte ich, wie die Klinke sich bewegte, und dann ein Knarren, als die Tür langsam aufging. Als ich mich zu der Tür umdrehte, spürte ich auf Carol Anns Seite des Betts, wie sich etwas rührte, und eine Sekunde dachte ich, Gott sei Dank, sie ist wieder zurück …«
    Er lächelt, ein gequältes Lächeln, dem jegliche Wärme, jeglicher Humor abgeht.
    »Es war Toby. Lilys verdammter Kater.« Er blickt ganz verloren und verzweifelt drein.
    »Warum ist sie wirklich gegangen, Alex?«, frage ich mit sanfter Stimme.
    »Ich weiß es nicht …« Er zuckt mit den Achseln. »Wegen Josie, vermutlich. Sie hat mir die Schuld gegeben.«
    »Aber wieso sollte sie so etwas tun? Ich verstehe das nicht, Alex«, sage ich voller Berechnung. Ich betrachte ihn nachdenklich. In seiner Stimme klingt Erregung mit, als würde er eine halbe Wahrheit herauspressen und sich dabei testen, ob er in der Lage ist, die ganze zu erzählen. Als würde er ausprobieren wollen, wohin ihn das führt. Wie weit ich ihn dränge. Ich denke, er will, dass ich ihn dränge. Ich spüre es. Wenn man, wie ich, mit einem Alkoholiker zusammengelebt hat, mit der Angst gelebt hat, so lange Zeit, entwickelt man intuitive Fähigkeiten, was die Körpersprache anderer Menschen angeht. Man lernt, Zeichen zu lesen. Alex hat etwas, das er loswerden will.
    »Ich war dabei, als Josie starb.«
    »Und Carol Ann nicht?«
    »Nein. Und das hat sie

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