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Die verborgenen Fruechte

Die verborgenen Fruechte

Titel: Die verborgenen Fruechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Nin
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Jeanette, daß sie müde sei. Jean gab ihr einen von seinen Pyjamas, führte sie in sein Zimmer und ließ sie allein.
    Kurz nachdem er in Pierres Zimmer war, hörte er, wie sie ihn rief. Sie saß im Bett wie ein müdes Kind und wollte, daß er sich zu ihr setzte. Sie bat ihn, ihr einen Gutenachtkuß zu geben. Ihre Lippen waren unerfahren. Sie gab ihm einen sanften, unschuldigen Kuß, der Jean nichtsdestoweniger erregte. Er verlängerte den Kuß und schob seine Zunge in ihren weichen, kleinen Mund. Sie duldete es mit derselben Fügsamkeit, die sie bewiesen hatte, als sie am Nachmittag mit ihm ging.
    Jetzt verstärkte sich Jeans Erregung. Er streckte sich neben ihr aus. Das schien ihr zu gefallen. Ihre Jugend beängstigte ihn ein wenig, aber er glaubte nicht, daß sie noch unberührt war. Die Art, wie sie küßte, war kein Beweis für ihn. Er hatte viele Frauen gekannt, die nicht küssen konnten, aber genau wußten, wie man einen Mann auf andere Art festhalten und ihn mit großer Bereitwilligkeit aufnehmen kann.
    Er begann sie das Küssen zu lehren. »Gib mir deine Zunge, wie ich dir meine gegeben habe«, verlangte er. Sie gehorchte. »Gefällt dir das?« fragte er. Sie nickte.
    Dann, als er sich hinlegte, um sie zu betrachten, stützte sie sich auf einen Ellbogen, streckte ganz ernst die Zunge heraus und schob sie Jean zwischen die Lippen.
    Das bezauberte ihn. Sie war eine gelehrige Schülerin. Er zeigte ihr, wie man die Zunge bewegte, wie man mit ihr spielte. Lange hingen sie aneinander, bevor er andere Liebkosungen wagte. Dann erkundete er ihre kleinen Brüste. Sie reagierte auf sein leichtes Kneifen und Küssen.
    »Hast du wirklich noch nie einen Mann geküßt?« fragte er ungläubig.
    »Nein«, antwortete das Mädchen ernst. »Aber ich hab's schon immer tun wollen. Deswegen bin ich ausgerissen. Ich wußte, daß meine Mutter mich weiterhin versteckt halten wollte. Während sie selbst ständig Männer empfing. Ich habe sie genau gehört. Meine Mutter ist sehr schön, und oft kamen Männer und schlossen sich mit ihr ein. Aber sie wollte nie, daß ich sie sah, oder daß ich allein aus dem Haus ging. Und ich wollte doch ein paar Männer für mich allein haben.«
    »Ein paar?« fragte Jean amüsiert lachend. »Ist einer denn nicht schon genug?«
    »Das weiß ich noch nicht«, antwortete sie ebenso ernst wie zuvor. »Das muß ich erst sehen.«
    Jetzt wandte Jean seine ganze Aufmerksamkeit Jeanettes festen, spitzen Brüsten zu. Er küßte und liebkoste sie. Jeanette beobachtete ihn zutiefst interessiert. Als er aufhörte, um sich auszuruhen, knöpfte sie plötzlich sein Hemd auf, legte ihre jungen Brüste an seine Brust und rieb sich daran wie eine träge, sinnliche Katze. Jean war verblüfft über ihre Begabung zur Liebe. Sie machte schnell Fortschritte. Sie hatte genau gewußt, wie ihre Brustspitzen die seinen berühren, wie sie sich an seiner Brust reiben mußte, um ihn zu erregen.
    Nunmehr schlug er die Decke zurück und wollte die Schnur ihres Pyjamas lösen. Aber sie bat ihn, das Licht auszumachen.
    Pierre kam gegen Mitternacht heim, und als er an Jeans Zimmer vorbeikam, hörte er das Stöhnen einer Frau, das er als Luststöhnen erkannte. Er blieb stehen. Er konnte sich die Szene hinter der Tür genau vorstellen. Das Stöhnen erklang rhythmisch, zuweilen wie das Gurren einer Taube. Pierre konnte nicht widerstehen und lauschte. Am nächsten Tag erzählte ihm Jean von Jeanette. »Weißt du«, sagte er, »ich dachte, sie wäre einfach ein junges Mädchen, und sie war… sie war noch Jungfrau, aber du hast noch nie ein solches Talent zur Liebe erlebt! Sie ist unersättlich. Sie hat mich schon ganz ausgelaugt.«
    Dann ging er zur Arbeit und blieb den ganzen Tag fort. Pierre blieb zu Hause. Um die Mittagszeit kam Jeanette schüchtern heraus und fragte, ob sie wohl etwas zu essen bekommen könne. Also aßen sie gemeinsam. Nach dem Essen verschwand sie wieder, bis Jean heimkam. So ging es auch am folgenden Tag. Und am darauffolgenden. Sie war so still wie eine Maus. Doch jeden Abend hörte Pierre das Stöhnen und Gurren, die Taubenlaute hinter der Tür. Nach acht Tagen bemerkte er, daß Jean müde wurde. Denn erstens war Jean doppelt so alt wie Jeanette, und dann hatte Jeanette, ihre Mutter vor Augen, wahrscheinlich versucht, sie zu übertreffen.
    Am neunten Tag blieb Jean die ganze Nacht fort. Jeanette kam und weckte Pierre. Sie war beunruhigt. Sie dachte, Jean hätte einen Unfall gehabt. Aber Pierre ahnte die Wahrheit.

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