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Die verborgenen Fruechte

Die verborgenen Fruechte

Titel: Die verborgenen Fruechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Nin
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Eine Frau tut nicht immer das, was sie will. Jemand hat mich gelehrt… Jemand, mit dem ich ein paar Jahre lang zusammengelebt habe, hat mich gezwungen… gezwungen, so zu tun…«
    Rango hörte ihr zu. Sie fuhr fort: »Zuerst habe ich darunter gelitten, mein ganzes Wesen hat sich verändert… Ich…« Sie hielt inne. Rango setzte sich neben sie. »Ich verstehe.« Er nahm seine Gitarre. Er spielte für sie. Sie tranken. Aber er berührte sie nicht. Langsam gingen sie dorthin zurück, wo sie wohnte. Erschöpft warf sie sich auf ihr Bett und schlief weinend ein, weinend nicht nur über Rango, den sie verloren hatte, sondern über den Verlust jenes Teils von ihr, den sie deformiert, den sie aus Liebe zu einem Mann verändert hatte.
    Am nächsten Tag wartete Rango vor der Tür des kleinen Hotels auf sie. Er stand da, las und rauchte. Als sie herauskam, sagte er nur: »Komm mit Kaffee trinken.« Sie setzten sich ins Café Martinique, ein von Mulatten, Profiboxern und Rauschgiftsüchtigen besuchtes Lokal. Er hatte eine dunkle Ecke des Cafés gewählt, und jetzt beugte er sich zu ihr herüber und küßte sie. Er hörte nicht auf. Er ließ seinen Mund auf dem ihren liegen und rührte sich nicht. Sie schmolz unter seinem Kuß dahin.
    Wie die Pariser Apachen wanderten sie durch die Straßen, küßten sich ununterbrochen und schlugen, halb unbewußt, die Richtung zu seinem Zigeunerwagen ein. Jetzt, im hellen Tageslicht, wimmelte es hier von Zigeunerinnen, die sich aufmachten, um auf dem Markt Spitzen zu verkaufen. Die Männer schliefen. Andere trafen Vorbereitungen für die Fahrt in den Süden. Rango sagte, er habe schon immer mit ihnen fahren wollen. Aber er hatte einen Job im Nightclub, der ihn fürs Gitarrespielen gut bezahlte.
    »Und jetzt«, ergänzte er, »habe ich dich.«
    Im Wagen bot er ihr Wein an, und sie rauchten. Und er küßte sie wieder. Er erhob sich, um den kleinen Vorhang zu schließen. Und dann entkleidete er sie, langsam, zog ihr vorsichtig die Strümpfe aus, die er mit seinen großen, braunen Händen behandelte, als wären sie aus feinstem Flor, unsichtbar. Er hielt inne, um ihre Strumpfbänder zu betrachten. Er küßte ihre Füße. Er lächelte ihr zu. Sein Gesicht war seltsam rein, leuchtete vor einer sehr jugendlichen Freude, und er entkleidete sie, als wäre sie seine erste Frau. Bei ihrem Rock stellte er sich ungeschickt an, hatte ihn aber dann schließlich doch geöffnet und untersuchte mit kindlicher Neugier den Verschluß. Etwas geschickter zog er ihr den Pullover über den Kopf, so daß sie nur im Höschen dasaß. Er fiel über sie her, küßte sie immer wieder auf den Mund. Dann zog er sich ebenfalls aus und fiel abermals über sie her. Als sie sich küßten, packte er ihr Höschen, zog es herab und flüsterte: »Du bist so zart, so klein! Ich kann kaum glauben, daß du ein Geschlecht hast.« Er teilte ihre Beine nur, um sie zu küssen. Sie spürte seinen harten Penis auf ihrem Bauch, aber er nahm ihn und drückte ihn nach unten. Verblüfft sah Hilda, daß er sich seinen Penis unbarmherzig zwischen die Beine schob, daß er seinen Trieb vor ihr versteckte. Es war, als mache es ihm Freude, sich zu verleugnen, während er sie andererseits mit seinen Küssen zum Wahnsinn trieb.
    Hilda stöhnte vor Lust und erwartungsvoller Qual. Er legte sich auf sie, küßte nun ihren Mund, nun ihr Geschlecht, so daß der muschelähnliche Geschmack des Geschlechts in ihren Mund gelangte und sie sich in seinem Mund und Atem mischten.
    Doch immer wieder versteckte er seinen Penis, und als sie sich vor unerfüllter Erregung erschöpft hatten, legte er sich auf sie und schlief ein wie ein Kind, die Fäuste geschlossen, den Kopf auf ihrer Brust. Hin und wieder streichelte er sie und murmelte: »Es ist unmöglich, daß du ein Geschlecht hast. Du bist zu zart und klein… Du bist unwirklich…«
    Seine Hand lag zwischen ihren Beinen. Sie ruhte an seinem Körper, der doppelt so groß war wie der ihre. Sie zitterte innerlich so sehr, daß sie nicht einschlafen konnte.
    Sein Körper roch wie ein Wald aus kostbarem Holz; sein Haar wie Sandelholz, seine Haut wie Zeder. Es war, als hätte er immer unter Bäumen und Pflanzen gelebt. An seiner Seite liegend, der Erfüllung beraubt, hatte Hilda das Gefühl, der Frau in ihr werde nunmehr gelehrt, sich dem Manne zu unterwerfen, seinen Wünschen zu gehorchen. Sie hatte das Gefühl, daß er sie immer noch für ihre unbedachte Geste bestrafte, für ihre Ungeduld, ihren Versuch, die

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