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Die verborgenen Fruechte

Die verborgenen Fruechte

Titel: Die verborgenen Fruechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Nin
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noch hochhackige Schuhe, Strümpfe, Strumpfbänder, und zwischen Strumpfbändern und Höschenrand, zwischen Taille und dem kleinen Büstenhalter schimmerte je ein Streifen weißer Haut. Nach einer Weile versuchte Pierre sie festzuhalten. Er wollte sie ausziehen. Es gelang ihm lediglich, ihren Büstenhalter zu lösen, da entschlüpfte sie seinen Armen schon wieder, um ihm einen kleinen Tanz vorzuführen. Sie wollte ihm alle Schritte zeigen, die sie kannte. Pierre bewunderte ihre Grazie.
    Er fing sie im Vorübertanzen ein, aber sie wollte nicht zulassen, daß er ihr Höschen berührte. Sie duldete nur, daß er ihr Strümpfe und Schuhe auszog. In diesem Moment hörte sie Jean kommen.
    So, wie sie war, lief sie zur Tür hinaus, um ihm entgegenzueilen. Nackt bis auf das Höschen, warf sie sich in seine Arme. Dann sah Jean Pierre, der ihr gefolgt war – ärgerlich, weil er um seine Befriedigung betrogen worden war, ärgerlich, weil sie ihm Jean vorgezogen hatte.
    Jean begriff. Doch er begehrte Jeanette nicht mehr. Er wollte sie los sein. Sie begann zu packen, kleidete sich an, wollte die Wohnung verlassen.
    Pierre stellte sich ihr in den Weg, trug sie in sein Zimmer zurück und warf sie aufs Bett.
    Diesmal wollte er sie haben, koste es, was es wolle. Der Ringkampf war anregend: sein rauher Anzug auf ihrer Haut, seine Knöpfe auf ihren empfindsamen Brüsten, seine Schuhe gegen ihre nackten Füße. In diesem Durcheinander von Härte und Weiche, Kälte und Wärme, Starre und Nachgeben empfand Jeanette Pierre zum erstenmal als Herrn und Meister. Das spürte er. Er riß ihr das Höschen herunter und entdeckte, wie feucht sie war.
    Und dann ergriff ihn ein teuflisches Verlangen, ihr weh zu tun. Er führte nur einen Finger ein. Als er den Finger bewegt hatte, bis Jeanette ihn um Befriedigung anflehte und sich vor Erregung wand, hielt er inne. Vor ihren erstaunten Augen ergriff er seinen erigierten Penis, streichelte ihn und schenkte sich selbst soviel Lust, wie er nur herausholen konnte, benutzte manchmal nur zwei Finger, manchmal die ganze Hand, und Jeanette sah deutlich jede einzelne Kontraktion. Es war, als halte er einen bebenden Vogel in der Hand, einen gefangenen Vogel, der sie anspringen wollte, den Pierre aber zu seinem eigenen Vergnügen behielt. Fasziniert starrte sie auf Pierres Penis. Sie näherte ihm ihr Gesicht. Aber sein Zorn auf sie, weil sie aus dem Zimmer zu Jean gelaufen war, war noch zu frisch.
    Sie kniete vor ihm nieder. Obwohl ihr zwischen den Beinen das Blut pochte, vermeinte sie, wenn sie nur wenigstens seinen Penis küssen dürfte, werde das ihr Verlangen stillen. Pierre ließ sie knien. Er schien seinen Penis ihrem Mund darbieten zu wollen, tat es aber nicht. Er fuhr fort, ihn zu massieren, genoß voll Trotz die eigenen Bewegungen, als wolle er sagen: »Ich brauche dich nicht.«
    Jeanette warf sich aufs Bett und wurde hysterisch. Ihre ungezügelten Bewegungen, die Art, wie sie den Kopf rücklings ins Kissen preßte, damit sie nicht mehr mit ansehen mußte, wie Pierre sich selbst liebkoste, die Art, wie sich ihr Körper bog – das alles erregte Pierre sehr. Aber noch immer gab er ihr seinen Penis nicht frei. Sondern barg sein Gesicht zwischen ihren Beinen. Jeanette fiel zurück und wurde ruhiger. Leise murmelte sie vor sich hin.
    Pierres Mund schlürfte den frischen Schaum zwischen ihren Beinen, ließ sie aber nicht zum Höhepunkt kommen. Er reizte sie. Sobald er spürte, daß der Rhythmus ihrer Lust begann, hörte er auf. Er hielt ihre Beine gespreizt. Seine Haare fielen auf ihren Bauch und streichelten sie. Mit der linken Hand griff er nach einer ihrer Brüste. Jeanette lag da, fast ohnmächtig. Jetzt wußte er, daß Jean ruhig hereinkommen konnte: Sie würde ihn nicht mehr bemerken. Sie stand ganz unter dem Bann von Pierres Fingern, erwartete die Lust von ihm. Und als schließlich sein erigierter Penis ihren weichen Körper berührte, war es, als hätte er sie verbrannt; sie erschauerte. Nie hatte er ihren Körper so hingegeben gesehen, so unempfindlich gegen alles, bis auf den Wunsch, genommen und befriedigt zu werden. Sie blühte auf unter seinen Liebkosungen – jetzt nicht mehr Mädchen, sondern Frau.

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