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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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erwartete, die er selbst über fast vier Jahrzehnte hinweg an den Tag gelegt hatte.
    »Ja«, sagte er. »Ich werde die Röntgenaufnahmen selbst machen – und zwar unverzüglich. Während der nächsten Stunden bin ich in meinem privaten Obduktionsraum. Ich möchte nicht gestört werden. Würde es Ihnen etwas ausmachen, so lange die Leitung der Abteilung zu übernehmen?«
    »Klar, kein Problem«, sagte sie. Obwohl sie versuchte, ihre Stimme neutral klingen zu lassen, war sie ein wenig aufgeregt angesichts seiner Bitte. Sie war ein weiteres Zeichen dafür, dass er sie darauf vorbereitete, ihn zu ersetzen. Zwar lagen noch viel Arbeit und ein weiter Weg vor ihr, bevor sie in seinen Augen für diesen Posten qualifiziert wäre, doch jeder wusste, dass es nur an ihr selbst lag, ob sie schließlich zur leitenden Gerichtsmedizinerin berufen würde oder nicht. »Mach ich gerne«, sagte sie.
    »Danke. Und ich werde den RapScan brauchen. Sie wissen doch, wie man mit diesem Ding umgeht, oder?«
    Sie nickte. Der neuartige DNA-Schnelltest bedeutete möglicherweise eine entscheidende Weiterentwicklung bei der Untersuchung von Beweismaterial. Bisher wurden DNA-Proben in der Gerichtsmedizin sichergestellt und dann zur Untersuchung an verschiedene Labore geschickt. Je nach Art des Tests konnte es Wochen dauern, bis die Ergebnisse vorlagen – manchmal dauerte es sogar bis zu zwei Monate. Doch die neuen tragbaren Maschinen konnten direkt zum Fundort der Leiche gebracht werden und lieferten innerhalb von Stunden einen zuverlässigen DNA-Fingerabdruck. Rapid Analysis, der Hersteller des RapScan 2000, hatte der Stadt San Francisco ein Modell überlassen, weil Dr. Metz als Forensiker eine nationale Berühmtheit war.
    Metz hatte Robin gebeten, sich in den Gebrauch des Geräts einzuarbeiten. Angesichts der Leistungsfähigkeit des RapScan 2000 war Robin noch immer beeindruckt, wie klein das Gerät war: Es hatte die Größe einer durchschnittlichen Aktentasche. Die Kennzeichnung der Proben und der Eintrag der Daten wurden über einen eingebauten Bildschirm vorgenommen, auf dem auch die Untersuchungsergebnisse dargestellt wurden. Die Probenbehälter waren nicht größer als Streichholzbriefchen, und die Maschine konnte bis zu vier Proben gleichzeitig bearbeiten.
    »Das ist leicht«, sagte sie. »Sie hätten das Gerät sogar mitnehmen können. Es ist so klein, dass es hinten in den Van passt. Genau darum geht es schließlich, Doc. Wenn Sie den Test noch am Tatort ausgeführt hätten, würde die Maschine wahrscheinlich schon jetzt die Ergebnisse ausspucken.«
    Er schien darüber nachzudenken. Dann bedachte er sie mit seinem einzelnen, langsamen Nicken. »Das wäre hilfreich gewesen. Rufen Sie Rapid Analysis an und sagen Sie denen, dass ich gern ein zweites Testgerät hätte. Aber erst, nachdem Sie mir gezeigt haben, wie man es bedient.«
    »Alles klar, Doktor Metz.«
    Warum war er so in Eile? Sie sah an Metz vorbei zu der Leiche, die auf einer Rolltrage lag. Der weiße Leichensack verbarg die Einzelheiten, doch sein Inhalt wirkte ein wenig deformiert. Sie bemerkte einen leichten Uringeruch. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich ein Körper nach dem Eintreten des Todes entleerte, doch in diesem Fall musste es ziemlich viel Urin sein, wenn sie etwas durch das dicke Material hindurch riechen konnte. Sie reckte ihren Kopf in Richtung des Leichensacks. »Ist da irgendwas Interessantes drin?«
    Metz musterte sie einige Augenblicke lang, als denke er darüber nach, ihr etwas dazu zu sagen, doch am Ende entschied er sich dagegen. Nur Sekundenbruchteile bevor sein Blick unbehaglich für sie geworden wäre, antwortete er auf ihre Frage.
    »Vielleicht«, sagte er. »Wir werden sehen. Ein Fall wie dieser ist … delikat. Vielleicht werden ich Ihnen mehr darüber erzählen. Vielleicht schon sehr bald.«
    »Ich werde ganz Ohr sein, wenn Sie’s tun, Boss.«
    »Übrigens, ich habe Ihren Freund gesehen, als ich am Tatort war. Wie geht’s Bryan inzwischen denn so?«
    Robins Lächeln verschwand. »Bryan und ich haben uns getrennt«, sagte sie.
    Metz’ Augen sahen plötzlich traurig aus. »Vor Kurzem?«
    »Vor etwa sechs Monaten.«
    Er sah sie an, wandte sich jedoch wieder ab. Diesmal war ihr sein Blick tatsächlich unbehaglich. »Stimmt. Sie haben mir davon erzählt. Jetzt fällt es mir wieder ein.«
    Da Robin nicht wusste, was sie tun sollte, nickte sie nur. Metz rollte die Leiche in das Gebäude der Gerichtsmedizin, indem er langsam einen Fuß vor den anderen

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