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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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setzte. Trotz seines Alters wollte er bei diesem Fall alles selbst machen.
    Es war schwer mitanzusehen, wie er Dinge vergaß. Für ihn, einen Menschen, dessen Leben und dessen Identität vor allem auf seiner Intelligenz beruhten, musste es entsetzlich sein zu erkennen, wie sich die ersten Dinge seinem Geist entzogen.
    Robin ging durch den Aufnahmebereich, wo die Leichen entkleidet, gewogen und fotografiert wurden, in den Bürotrakt, der aus einem Dutzend alter, grauer, aus Stellwänden gebildeter Arbeitsbereiche bestand, die durch den Kontrast den gelben Teppichboden heller aussehen ließen, als er in Wirklichkeit war. Ausdrucke und Zeitungsausschnitte über verschiedene Morde und auffällige Selbstmorde hingen an den Wänden der Arbeitsbereiche. Jedes Foto, das einen Mitarbeiter der Gerichtsmedizin in Ausübung seiner Tätigkeit zeigte, kam als Trophäe sofort an eine der Wände.
    Sie brachte ihren Helm und ihre Jacke in ihren Arbeitsbereich, und während sie sich ihren Pferdeschwanz neu band, warf sie einen Blick auf die Tafel, auf der die in der Gerichtsmedizin von San Francisco eintreffenden Leichen und die Aufgabenzuteilung festgehalten wurden. Hier, auf dieser einen Meter breiten und einen Meter achtzig hohen Wandtafel, stand der aktuelle Arbeitsplan – und nicht in einem Computer. Die Tafel war in einzelne, untereinander angeordnete Quadrate aufgeteilt. Der obere Bereich führte die Arbeit der letzten Nacht auf; zehn mit Kreide festgehaltene Namen, hinter denen die Ankunftszeit und das Kürzel NT für Natürliche Todesursache standen.
    Der untere Bereich der Tafel betraf die Arbeit des heutigen Tages. Hier waren bereits vier Zeilen eingetragen, von denen zwei ebenfalls das Kürzel NT trugen; hinter den beiden anderen stand ein Fragezeichen. Das Fragezeichen stand für ein mögliches Tötungsdelikt.
    Sie sah, dass Metz der Leiche in der untersten Zeile zugeteilt war. Der Name des Toten war Paul Maloney .
    Robin stieß einen leisen, lang gezogenen Pfiff aus. Pater Paul Maloney. Ein besonders bedeutender Fall. Wollte Metz deshalb persönlich vor Ort sein? Das klang plausibel. Und doch kam es ihr so vor, als habe er ihr noch etwas anderes sagen wollen, auch wenn er anscheinend zu dem Schluss gekommen war, sie sei noch nicht reif dafür. Sie konnte sich nicht vorstellen, was das sein mochte.
    Aber worum es sich auch handelte, es musste warten, denn laut Tafel warteten zunächst Singleton, John, NT und Quarry, Michelle, ? auf sie.

Pookies Schwester
    P ookie parkte den Buick auf der Union Street in der Nähe des Washington Square Park. Während er aus dem Wagen stieg, klopfte er sich automatisch an vier Stellen ab – linke Hosentasche (Autoschlüssel), rechte Hosentasche (Handy), Brust rechts (Pistole), rechte Gesäßtasche (Brieftasche). Alles war, wo es hingehörte.
    Bryan lehnte sich gegen die Motorhaube des Buick, die linke Hand gegen den abgewetzten braunen Lack gedrückt.
    »Alles in Ordnung, Bri-Bri?«
    Bryan zuckte mit den Schultern. »Sieht so aus, als hätte mich irgendwas erwischt.«
    Der Tag musste erst noch kommen. »Kumpel, du wirst nie krank.«
    Bryan sah auf. Unter dem zotteligen dunkelroten Haar wirkte sein Gesicht ein wenig bleich. »Spürst du nichts, Pooks?«
    »Abgesehen von einem vagen Schuldgefühl, weil ich anderen alle wirklich scharfen Bräute im Universum vor der Nase wegschnappe – nein. Mir geht’s gut. Glaubst du, du hast dir am Maloney-Tatort was eingefangen?«
    »Könnte sein«, sagte Bryan.
    Doch selbst wenn er sich mit irgendwas angesteckt hatte – am Tatort waren sie erst wenige Stunden zuvor gewesen. So schnell bekam man keine Grippe. Vielleicht war Bryan einfach nur müde. Nachts schlief er üblicherweise nicht; stattdessen verbarg er sich tagsüber in seiner abgedunkelten Wohnung wie eine Kreatur der Nacht. Wahrscheinlich hatten drei Tagschichten hintereinander seinen Schlafrhythmus völlig durcheinandergebracht.
    Sie gingen die Union Street hinab bis zur Ecke Union und Mason. Dort befand sich die Trattoria Contadina. Laut Tryons Informationen war Pete »Der verdammte Jude« Goldblum dort mehrmals gesehen worden.
    »Weißt du, was mich nervt, Bri-Bri?«
    »Dass Polyester-Rich unseren Fall hat?«
    »Du bist ein echter Hellseher«, sagte Pookie. »Du solltest als Wahrsager arbeiten.«
    »Lass die Dinge einfach ruhen«, sagte Bryan.
    Pookie dachte nicht im Traum daran, irgendetwas ruhen zu las sen. Warum hatte die Polizeichefin ihre beiden besten Ermittler vom Maloney-Fall

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