Die Verborgenen
Entscheidung zu treffen«, sagte er. »Cops verhelfen den Gesetzen zur Geltung . Sie treffen keine Auswahl, welches Gesetz gelten soll und welches nicht.«
Sie schüttelte den Kopf und lachte. »Jesus, Sie klingen genauso wie ich früher.« Ihre Hände fuhren über die Jacke über ihrem Bauch. Die Bewegung half ihr eher, die Fassung wiederzugewinnen, als dass sie ihre Uniform hätte glätten müssen. »Ich werde Ihnen etwas verraten«, sagte sie. »Ich werde Ihnen eine einzige Sache verraten, und dann werden Sie diese Angelegenheit nie wieder erwähnen. Sie wissen über Erickson Bescheid, nicht wahr?«
Pookie nickte. »Ja. Er wurde wegen Mordes verurteilt.«
Zou zögerte einen Augenblick. Sie schien ihre Worte genau abzuwägen. »Dann sehen Sie etwas für mich nach. Oh, pardon, Sie haben ja John Smith, der die Dinge für Sie nachsieht. Bitten Sie also ihn , die Mordrate in San Francisco für die Zeit zu analysieren, in der Erickson in der forensischen Psychiatrie war. Und übrigens: Sie sind gefeuert.«
»Was?«
Sie streckte ihre Hand aus. »Ihre Waffe und Ihre Marke.«
»Lecken Sie mich!«
»Ich habe Sie gewarnt. Sie sind erledigt. Clauser ebenfalls. Und jetzt geben Sie mir Ihre Waffe und Ihre Marke .«
Pookie dachte an den wütenden Ausdruck in Bryans Gesicht, als Zou sie beide über der Leiche Schwarzbarts zur Rede gestellt hatte. Er erinnerte sich deshalb daran, weil er wusste, dass sein Gesicht im Augenblick wahrscheinlich ganz genauso aussah.
Er ging zu einer Schale neben seinem Fernseher, nahm die Marke samt Lederhülle heraus und warf sie ihr zu. Zou fing sie auf und steckte sie in ihre Tasche.
»Und jetzt die Waffe«, sagte sie. »Nein, Moment. Sagen Sie mir einfach nur, wo Ihre Pistole ist.«
»Im Nachttischchen neben meinem Bett.«
Sie ging ins Schlafzimmer. Er wusste schon gar nicht mehr, wie oft er sich vorgestellt hatte, die Polizeichefin in dieses Zimmer zu bugsieren, doch hatte er dabei stets völlig andere Umstände im Sinn gehabt. Gefeuert? Bryan würde eine Frühlingsrolle scheißen.
Zou kam wieder ins Wohnzimmer. Sie blieb stehen und starrte ihn an. »Treten Sie von der Tür weg, Chang.«
Ihm wurde klar, dass er ihr den Weg versperrte. Er trat beiseite, wobei er ihr jede Menge Platz ließ.
Sie öffnete die Tür und hatte die Wohnung schon fast verlassen, als sie sich noch einmal umdrehte. »Für Sie und Clauser gibt es in San Francisco keinen Job mehr. Und das gilt ebenso für die gesamte Bay Area. Oder sagen wir der Einfachheit halber: in ganz Nordkalifornien. Aber ich muss nur einmal telefonieren, dann kann ich Ihnen eine Stelle bei jeder anderen Mordkommission im Land verschaffen. Denken Sie darüber nach, wohin Sie am liebsten gehen würden. So viel bekommen Sie von mir, wenn Sie mit diesem Scheiß aufhören und sich von Erickson fernhalten.«
»Und wenn nicht?«
»Dann sollten Sie sich vielleicht um eine Stelle als Gefängnisbeamter bemühen«, sagte sie. »Denn das wird die einzige Möglichkeit sein, Bryan Clauser wiederzusehen.«
Sie trat auf den Flur und zog die Tür leise hinter sich zu.
Nun, damit war ihre Situation ungefähr so angenehm wie eine gewaltige mongolische Massenvögelei. Gefeuert! Was würde als Nächstes kommen? Ein Schuss in den Hinterkopf? Er hatte nicht den Hauch eines Beweises gegen Zou in der Hand. Was Bryan oder er auch immer behaupten würden, es stünde ihr Wort gegen das von Zou. Wer wäre auf Zous Seite? Nur ein Leitender Gerichtsmediziner, von dem alle Welt überzeugt war, er könnte über Wasser wandeln, der stellvertretende Polizeichef und der gottverdammte Bürgermeister. Was hatte Pookie dem entgegenzusetzen? Einen bekanntermaßen schießwütigen Inspektor bei der Mordkommission, eine Gerichtsmedizinerin, die in der Öffentlichkeit so dargestellt würde, als gierte sie nach der Position ihres Vorgesetzten und wäre bereit, um ihrer Karriere willen seinen Namen in den Schmutz zu ziehen, sowie einen Compternerd, der sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete und die Polizei schon vor Jahren hätte verlassen sollen.
Zou hatte alle Trümpfe in der Hand. Ebenso wie Pookies Pistole.
Pookie griff hinter den Fernseher, tastete nach seiner Ersatzwaffe und fand sie schließlich. Er löste das Halfter mit der Glock 22 von der Klett-Halterung. Wenigstens war er jetzt wieder bewaffnet.
Es war vorbei. Amy Zou hatte gewonnen. Sie war mit allem durchgekommen, und das würde auch weiter so sein. Pookie musste Bryan benachrichtigen, und er konnte nur
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