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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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ignorierte den Anruf.
    Die Gestalt kam bis zur Wand von Bryans weißem Gebäude. Bryan beugte sich vorsichtig nach vorn, doch in den Schatten dort unten konnte er nichts erkennen – der Umhang und derjenige, der darinsteckte, waren verschwunden.
    Bryan hatte keinen Bogen gesehen. War die Waffe unter dem Cape verborgen gewesen? Die Gestalt zu verfolgen, war sinnlos, das wusste er. Wenn Bryan die Straße erreicht hätte, wäre die Gestalt schon mehrere Blocks weit in unbekannter Richtung entkommen. Eine Fahndungsmeldung herauszugeben wäre ebenso sinnlos. Zou, Robertson oder Sharrow würden sie einfach widerrufen und dadurch auch noch wissen, was Bryan gerade tat.
    Die mit einem Umhang verhüllte Gestalt war verschwunden, aber das Haus würde nirgendwohin verschwinden. Das könnte Bryans Chance sein, einige Antworten zu finden. Vielleicht hatte dieser Bürgerwehr-Typ Informationen über Maries Kinder. Zumindest aber wäre es möglich, dass Bryan ein paar speziell angefertigte Pfeilspitzen entdecken würde, um die Verbindung zwischen Erickson und dem Mord an Schwarzbart zu bestätigen. Es musste wenigstens irgendetwas geben, das Bryan und Pookie dann gegen Zou in der Hand hätten.
    Niemand steht über dem Gesetz.
    Das Handy meldete sich mit einem dritten bu-bip . Bryan sah noch einmal nach unten, um sicherzugehen, dass er die Gestalt im Umhang wirklich aus den Augen verloren hatte – genauso war es –, und zog das Handy aus der Tasche. Er wollte sich nicht mit der Zwei-Wege-Taste abmühen, also gab er einfach die Nummer ein.
    »Bryan!«, meldete sich Pookie. »Bist du okay?«
    »Pooks, ich habe ihn gesehen. Er ist losgezogen.«
    »Ich bin schon unterwegs«, sagte Pookie. »Ich rufe aus dem Auto an. Unternimm nichts.«
    Bryan zwang sich zu einem Flüstern, denn nur so konnte er seine Aufregung unter Kontrolle halten. »Ich kann es nicht glauben. Ich habe einen Typen mit einem großen, grünen Kapuzenumhang gesehen. Er kam direkt aus einer dieser Sturmkeller-Türen an der Rückseite von Ericksons Haus, und die Art, wie er sich bewegt hat, Mann, wie ein … Moment mal, du bist schon unterwegs?«
    »Ich brauche nur noch zehn Minuten, höchstens.«
    Irgendetwas stimmte nicht. »Warum bist du unterwegs, bevor ich dich angerufen habe, damit du mich abholst?«
    Eine Pause. Eine lange Pause.
    »Pooks«, sagte Bryan, »beantworte meine Frage.«
    Er hörte, wie Pookie seufzend ausatmete. Es hörte sich nicht gut an.
    »Bryan, es ist vorbei. Zou ist zu mir in die Wohnung gekommen. Sie wirft uns beide raus aus San Francisco. Sie sagt, wenn wir die Sache jetzt ruhen lassen, kann sie uns überall im Land einen Job verschaffen.«
    Nein. Nicht jetzt. Nicht, wenn nur noch so wenig fehlte. Die Albträume, die Morde, die Verbindung zu Rex, das verrückte Zett-Chromosom – gut möglich, dass sich die Antworten auf alle Fragen direkt im Haus vor ihm befanden.
    »Bryan? Das ist gar nicht so schlecht. Wie ich höre, soll Hawaii großartig sein. Mordkommission Honolulu klingt doch wirklich nett.«
    Zou hatte sie gefeuert? Aber das Haus … es musste einfach irgendetwas in diesem Haus geben.
    »Bryan? Bist du noch dran? Wir sind fertig mit dieser Sache, hast du mich verstanden?«
    »Ich glaube, das Haus ist leer, Pooks.«
    »Geh da nicht rein, Mann. Wenn du da reingehst, sind wir als Cops erledigt, und zwar für alle Zeit . Außerdem wird Zou dafür sorgen, dass dein Arsch im Gefängnis landet. Verdammt, bleib einfach draußen.«
    Nichts davon spielte eine Rolle. Bryan wusste, dass er kurz davorstand, wahnsinnig zu werden. Sein Job war ihm egal. Das Gefängnis war ihm egal.
    Er wollte nur noch die Wahrheit herausfinden.
    »Bryan, Kumpel, ich flehe dich an. Warte auf mich, bitte .«
    Das schieferblaue viktorianische Gebäude rief nach Bryan. Ich weiß etwas, was du nicht weißt, komm und spiel mit mir … komm und spiel mit mir …
    »Bryan! Antworte mir, Mann. Du kannst da nicht …«
    Bryan beendete die Verbindung. Er schaltete das Handy aus und steckte es in seine Tasche. Dann ging er auf den Baum zu, der nach unten in Richtung Bürgersteig führte.

Tards Aufgabe
    T ard versuchte, sich über einige Dinge klar zu werden, doch alles war so verwirrend. Seine Haut juckte. Auf diesem Dach juckte sie immer. Doch er wagte es nicht, sich zu kratzen; er wagte es nicht einmal, sich zu bewegen, denn das Monster hatte das Haus verlassen.
    Tards Aufgabe im Leben bestand darin, entsetzt zu sein. Jede Nacht. Jede einzelne Nacht beobachtete er, wie das

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