Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
Vom Netzwerk:
Fantasiewesen zog sich an den Wänden des Zimmers entlang. Es gab ein Dutzend dieser Kreaturen, und alle waren so monströs wie der vieräugige Bär. Zwischen diesen Wesen standen fünf weitere Gestalten, die keine Fantasiewesen und noch albtraumhafter waren, weil sie so vertraut wirkten.
    Er hatte Menschen ausgestopft.
    Bryan ging zu einem dieser Menschen. »Ich weiß nicht viel über Taxidermie, aber dieser Typ sieht echt aus.«
    Pookie trat neben Bryan. Vor ihnen stand ein Mann, der eine Brechstange in der Hand hielt. Am Ende des Werkzeugs, mit dem man Nägel aus Holz ziehen konnte, klebten einige Haare. Blaue Glasaugen starrten aus dem toten Gesicht, wobei jedes in eine etwas andere Richtung sah. Der Mann trug eine hellbraune Hose, dunkelbraune Halbschuhe und ein weißes Hemd sowie eine blaue Izod-Weste. Das dünne blonde Haar war zu einer Föhnfrisur gestaltet, die direkt aus den Achtzigerjahren zu stammen schien.
    Bryan deutete auf ein kleines weißes Objekt, das an einer Kante der Brechstange klebte. »Sieht aus wie ein Stück Zahn.«
    Pookie beugte sich vor, um es sich genauer anzusehen. »Ja. Ich glaube, es ist ein Kinderzahn.«
    Wenn es sich um eine echte Taxidermie-Arbeit handelte – was Pookie bezweifelte –, war ihr Schöpfer weit davon entfernt, in die entsprechende Gewerkschaft aufgenommen zu werden. Die Haut des Mannes sah steif und ledrig aus. Er lächelte, doch Pookie war nicht sicher, ob das an der zu straffen Haut lag, oder ob der Künstler damit einen besonderen Sinn für Humor verriet.
    Pookie hob die Hand und zupfte vorsichtig am rechten Ohr des Mannes. Es stand deutlich vom Kopf ab und war kaum mit diesem verbunden. »Kann man Informationen über die DNA aus etwas gewinnen, das ausgestopft wurde?«
    Pookie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Glaubst du, das Ding ist ein Zett?«
    Bryan nickte. »Zu dumm, dass wir das nicht überprüfen können.«
    »Doch, das können wir«, sagte Pookie. »Robin hat eins von diesen RapScan-Dingern in ihrer Wohnung. Es wäre einen Versuch wert.« Pookie griff in seine Hosentasche und zog einen kleinen, für Beweismittel vorgesehenen Plastikbeutel heraus. Er hielt ihn hoch. »Du wirst diesem Typen deine Aufwartung machen müssen.«
    »Weichei«, sagte Bryan, als er den Beutel entgegennahm. Behutsam löste er das Ohr vom Kopf des Mannes und ließ es in den Beutel gleiten. Dann steckte er den Beutel ein.
    Er drehte sich um und deutete nach rechts unten. »Der Blick von der da gefällt mir gar nicht.«
    Sein Finger war auf ein kleines schwarzes Mädchen gerichtet, das steif und unbeweglich für immer in ihrer letzten Pose erstarrt war. Sie hielt ein Messer in ihrer linken Hand und eine Gabel in ihrer rechten. Auf ihrem linken Unterarm war die Haut nach und nach gerissen und hatte sich vom weißen Füllmaterial abgelöst.
    Bryan legte den Kopf in den Nacken und schnüffelte. Er drehte sich um und schnüffelte noch einmal. Dann rümpfte er die Nase.
    »Pooks, riechst du das?«
    Auch Pooks begann zu schnüffeln. War da ein schwacher Geruch von Ammoniak? Genau, aber auch noch etwas anderes, das er nicht benennen konnte. »Ja. Du versuchst rauszufinden, woher das kommt. Ich mache ein paar Aufnahmen von diesen Dingern.«
    Pookie zog sein Handy aus der Tasche und schoss einige Fotos: das kleine Mädchen; der Mann mit der Brechstange; weitere ausgestopfte Menschen; ein gewaltiges, muskulöses Fünfhundert-Pfund-Ding, das aussah wie eine aggressive Kombination aus Mensch und Käfer; eine Frau in einem Sommerkleid, die normal gewirkt hätte, wären da nicht die mehrere Zentimeter großen Schuppen gewesen, die ihre Haut bedeckten und in denen sich das Licht der Deckenlampen in allen Regenbogenfarben spiegelte; ein Ding mit schwarzem Fell, das auf allen vieren ging und etwa so groß wie ein Deutscher Schäferhund war, doch statt der Kiefer scharfe, gut dreißig Zentimeter lange Scheren hatte, ähnlich denen einer Krabbe.
    »Pooks, sieh dir das mal an.« Bryan war in den hinteren Teil des Zimmers gegangen, wo er durch eine offene Tür starrte. Pookie kam zu ihm und sah in einen etwa drei mal sechs Meter großen Raum, dessen Wände aus alten, schiefen Backsteinen errichtet worden waren. In der Mitte stand eine Werkbank aus Edelstahl. Regale, wie sie für eine Metallwerkstatt typisch waren, bedeckten drei der vier Wände. Einige Regale waren offen und mit Kisten vollgestellt, einige waren mit Schubladen versehen. Eine geschlossene Tür, die – einschließlich der

Weitere Kostenlose Bücher