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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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beengten Raum waren die Schüsse ohrenbetäubend laut.
    John hörte die Schüsse, und noch im selben Augenblick begann er zu zittern. Er hätte seine Wohnung nie verlassen dürfen. Er hätte nicht hierherkommen sollen, er hätte nicht hierherkommen sollen!
    Er fühlte sich benommen, bevor er begriff, dass er aufgehört hatte, zu atmen. Er holte so tief Luft, dass sein Atem pfiff wie der eines Marathonläufers, der die Ziellinie überquert.
    John betrat das Haus. Seine Füße suchten sich wie von selbst einen Weg um die zerschmetterte Eingangstür herum. Noch immer stieß die Alarmanlage ihren ununterbrochenen schrillen Ton aus.
    Vielleicht waren Pookie und Bryan in Schwierigkeiten. John musste sich dem Ort der Schüsse nähern, er musste , aber er konnte nicht, da …
    … klingelte plötzlich sein Handy, sodass er überrascht zusammenzuckte. Er zog das Telefon aus seiner Tasche und meldete sich.
    »Pookie! Alles okay?«
    »Alles in Ordnung bei uns«, sagte Pookie. »Bleib einfach draußen.«
    John trat wieder unter den Vorbau. Er lehnte sich an das hüfthohe Holzgeländer der Tür gegenüber. Auf der anderen Straßenseite sah er ein junges Paar, das sich in der nächtlichen Kälte eng aneinanderschmiegte. Die beiden starrten hinüber zur Villa. Rechts von John und etwas weiter entfernt stand ein Obdachloser und musterte die Szene. Die Schaulustigen begannen, sich zu versammeln.
    »Beeil dich, Pooks«, sagte John. »Bei diesem Lärm wird jeden Augenblick eine Streife eintreffen. Außerdem werden die Leute aus dem Viertel bereits unruhig.«
    »Wir sind fast fertig«, sagte Pookie. »Bleib, wo du bist.«
    Pookie beendete die Verbindung, und John holte noch einmal tief und stockend Luft, als er sein Handy wieder in die Tasche schob. Er trat etwas näher an die zerschmetterte Tür heran und zog sich so weit wie möglich in die Schatten des Vorbaus zurück.

Das Spielzimmer
    P ookies Herzschlag schien seine ganze Brust auszufüllen. Das Pulsieren war so heftig, dass er sich fragte, ob als Nächstes wohl die Schmerzen im linken Arm kämen, sein Herz ihn im Stich lassen und unter Protest seine Tätigkeit einstellen würde.
    Er steckte sein Handy in die Tasche zurück und schob den Kopf in Richtung des Opfers der Schüsse. »Glückwunsch, Terminator. Du hast gerade eben einen ausgestopften Bären erlegt.«
    »Halt die Klappe«, sagte Bryan. »Und außerdem ist das kein Bär.«
    Das Licht der beiden Taschenlampen beleuchtete das Ziel, auf das Bryan gefeuert hatte. Es war groß, und es war ausgestopft, wie die trockenen Streifen dunkelorangefarbenen Fells verrieten, die die Lichtstrahlen freilegten; aber Bryan hatte recht: Es war kein Bär.
    Bären haben keine Daumen, die den anderen Fingern gegenüberliegen.
    Bären haben keine vier Augen.
    Die Hinterbeine des Wesens waren so groß wie Ölfässer, und seine langen Arme hingen bis zum Boden. In lebendigem Zustand hätte es sich wohl wie ein Gorilla halb aufgerichtet bewegt. Zwei Kugeln hatten den Körper getroffen – eine in die Schulter und eine in die Hüfte – und Fetzen des orangefarbenen Fells weggerissen, sodass man das weiße, styroporartige Material darunter erkennen konnte. Bryans dritter Schuss hatte eines der Glasaugen zerschmettert. Zwei dieser Augen befanden sich rechts der abgeflachten Nase und zwei links davon, und diese Augen waren so verrückt, so fehl am Platz, dass man beinah das Maul voller spitzer, langer Zähne übersah.
    Pookie tippte mit dem Finger gegen das Ding, nur um sicherzustellen, dass es tatsächlich tot und jeder Irrtum ausgeschlossen war. Das Fell fühlte sich trocken, steif und brüchig an.
    »Dieses Ding ist komplett vermurkst«, sagte er. »Anscheinend bastelt Erickson gern riesige Hasilopen.«
    Bryan sammelte die leeren Patronenhülsen ein und steckte sie in seine Tasche. »Was ist eine Hasilope?« Er trat an die Wand neben der Tür und strich auf der Suche nach einem Lichtschalter darüber.
    »Ein Wesen halb Hase, halb Antilope«, sagte Pookie. »Jux-Taxidermie, Tierpräparation als Witz. Ein Hase mit Antilopenhörnern. Leute, die nichts Besseres zu tun haben, setzen die Körperteile verschiedener Tiere zusammen, um diese unheimliche Scheiße zu schaffen. Genau das scheint Erickson auch zu tun.«
    Pookie hörte das Klicken eines schweren Schalters. Plötzlich war der Raum von Licht erfüllt.
    Das Bärenwesen war nicht allein.
    »Kumpel«, sagte Pookie, »das ist ja das reinste Chaos hier.«
    Jebediah Ericksons Sammlung von ausgestopften

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