Die Verborgenen
Krankenhaus kommt, könnte es wirklich schlimm werden.«
Es könnte schlimm werden? Als ob es nicht bereits schlimm genug wäre.
»Danke, John. Die Lage ist beschissen, aber jetzt wissen wir wenigstens Bescheid.«
»Computer sind mein Ding, und die Dinge laufen gut.«
»Es ist nicht nur das«, sagte Pookie. »Du hast letzte Nacht wirklich Mut bewiesen. Wenn du nicht gekommen wärst, wäre uns Erickson ins Haus gefolgt. Dann läge Bryan jetzt im Krankenhaus. Oder in der Leichenhalle. Ich bin stolz auf dich, Mann.«
John schwieg einige Augenblicke. Schließlich sagte er: »Danke. Du kannst dir nicht vorstellen, was es mir bedeutet, wenn du so etwas sagst.«
Pookie hörte, wie die Wohnungstür aufging und sich mit einem Knall wieder schloss. Emma kam ins Esszimmer getrottet. Sie hatte die Ohren gespitzt und starrte ihn an. Ihre Miene besagte: Jetzt sind wir beide ganz alleine, Kleiner.
»Burns, ich muss los. Tu mir einen Gefallen und ruf den Terminator an. Er wird das Gespräch nicht annehmen, also schaufle ihm alles, was du hast, auf die Mailbox. Solltest du ihn doch erreichen, ruf mich an.«
»Mach ich.«
Pookie beendete die Verbindung. Er ging in die Küche und griff nach der halbvollen Packung mit Hunde-Leckereien. Er wollte eine weitere Handvoll herausnehmen, doch dann kippte er den Inhalt der Packung einfach auf den Boden. Emma stürzte sich auf die Köstlichkeiten, als könnten ihnen plötzlich Beine wachsen, auf denen sie davonlaufen würden.
Pookie verließ die Wohnung, um nach seinem Partner zu suchen.
Das Versteck
R ex ging auf und ab.
Selbst dazu gab es kaum genügend Platz. Er brauchte nur zehn Schritte, um den Raum zu durchqueren. Die feuchte Kälte ließ die Steinwände schimmern, sodass die Kerzen sich darin spiegelten, die das Versteck erhellten. Der Ort sah aus wie ein ehemaliger Felsspalt, den man etwas erweitert hatte, damit ein Bett, ein Bücherregal, ein Tisch und ein Stuhl darin Platz hatten.
In einer Ecke auf dem Boden lag ein Schädel. Ein menschlicher Schädel. Vielleicht hatte ihn jemand dorthin gelegt, um zu sehen, ob Rex Angst davor hatte. Das war nicht der Fall. In den Gesichtsknochen des Schädels befanden sich kleine Rinnen, als hätte jemand mit seinen Zähnen daran genagt.
Schimmlige Bücher standen im Regal. Um sich die Zeit zu vertreiben, hatte er versucht, eines zu lesen, das Unterwegs hieß, doch schon nach fünf Seiten brach der Buchrücken auseinander, und Seite sechs zerfiel ihm unter den Fingern, als er umblättern wollte.
Er wollte ohnehin nicht lesen.
Es gab keine Uhren, doch irgendwie wusste er, dass die Sonne inzwischen untergegangen war. Er konnte es fühlen . Sein ganzes Leben lang hatte er sich tagsüber müde und schlaff gefühlt, und es war ihm schwergefallen, nachts zu schlafen. In der Schule war er immer erschöpft gewesen, war sich selbst so langsam vorgekommen, als glitte die Welt auf eine Art und Weise an ihm vorbei, die er nicht verstand.
Nun, jetzt wusste er, warum. Der Tag war zum Schlafen da. Die Nacht war die Zeit, in der man auf die Jagd ging. Es gab sogar ein Wort für Wesen, die nachts auflebten und bei Tag schliefen – nachtaktiv.
Rex ging auf und ab. Schon bald würde Sly zurückkommen. Dann würde er Rex nach Hause bringen.
Alex
M etallisches Rasseln erfüllte den weißen Raum. Aggie und der Chinese rannten zur Wand, lehnten sich mit dem Rücken dagegen und drückten ihre Halsfesseln gegen die Wandöffnungen, während sich die Ketten immer mehr strafften.
Der zungenlose Junge lag flach auf dem Rücken.
»Steh auf, Junge! Geh zur Wand, oder die Kette reißt dich mit!«
Die Augen des Jungen öffneten sich. Er starrte Aggie ausdruckslos an. Aggie hatte diesen Blick schon oft auf der Straße gesehen. Es war der Blick von Menschen, die aufgegeben hatten.
Die Kette straffte sich und zerrte den Jungen am Hals nach hinten. Die Bewegung weckte seine Aufmerksamkeit. Schmerzerfüllt kniff er die Augen zusammen, und seine Hände schossen zur Halsfessel hoch. Er wurde auf dem Rücken liegend über den Boden geschleift, wobei er frisches Blut spuckte. Die Kette zog den Jungen an der Wand nach oben, bis seine Halsfessel mit einem metallischen Aufschlag gegen die Wandöffnung krachte. Er hustete und starrte mit weit aufgerissenen Augen verwirrt um sich.
Die weiße Zellentür öffnete sich.
Sieben maskierte Männer in weißen Roben kamen herein: Wolfsmensch, Darth Vader, Tigergesicht, Frankenstein, Dracula, Jason Voorhees und dann – war das
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