Die Verborgenen
der grüne Power Ranger? Diesmal hielten gleich zwei der sieben Gestalten die typischen Tragestangen in den Händen.
Die Luft schien in Aggies Lungen festzustecken wie ein Stein, der ihn weder ein- noch ausatmen ließ.
Wen würden die maskierten Männer diesmal holen?
Wolfsmensch, Tigergesicht und Frankenstein gingen direkt auf den Chinesen zu, der entsetzt aufschrie. Die anderen vier näherten sich dem großen Jungen, der eine Art raues Wimmern ausstieß – ein trauriger, hoffnungsloser Versuch, Worte zu formen.
Erleichtert sackte Aggies Körper in sich zusammen. Die freudige Gewissheit, dass ein anderer und nicht er sterben würde, durchströmte ihn, doch gleichzeitig empfand er deswegen Schuldgefühle und abgrundtiefen Selbsthass. Dabei gab es nichts, womit er seinen beiden Mitgefangenen hätte helfen können.
Die Männer in den weißen Roben umringten den Jungen. Er trat um sich – oder versuchte es jedenfalls –, seine Beine rutschten weg, und er wäre fast gestürzt, hätte sich seine Halsfessel nicht tief in seinen Nacken gegraben und von unten gegen sein Kinn gedrückt. Bevor er wieder auf die Beine kommen konnte, waren die Monstermasken über ihm. Hände in schwarzen Handschuhen streckten sich nach vorn, packten ihn, schlugen zu, zerrten an ihm, hielten ihn fest.
Der Chinese versuchte, sich zu wehren, doch er war längst nicht so geschickt wie der Mexikaner. Schnell hatten die Maskierten ihn überwältigt. Frankenstein schob seine Stange nach vorn und hakte sie in die Halsfessel des Chinesen ein. Der Mann schrie und schluchzte abwechselnd, als ihn die Maskierten aus der Zelle schleiften.
Aggie wandte sich wieder dem Jungen zu. Darth Vader hatte die Spitze der Stange in der Halsfessel des Jungen verhakt. Die Männer in den Roben verloren keine Zeit und begannen sofort, den Jungen in Richtung Zellentür zu ziehen. Der Jugendliche trat um sich und stieß gurgelnde Schreie aus. Mit jedem verzweifelten Atemzug spritzte und rann von kleinen Blasen bedecktes Blut aus seinem Mund und hinterließ eine rote Spur auf dem weißen Fußboden.
Die Männer führten den Jungen aus der weißen Zelle.
Aber diesmal schloss sich die Tür nicht.
Voll ratloser Erwartung starrte Aggie darauf.
Hillary kam herein. Kein Einkaufswagen diesmal. Keine Sandwiches. Sie ging direkt auf Aggie zu. Und beugte sich dicht an ihn heran. Aggie gab sich alle Mühe, sich nicht abzuwenden. Er hätte ohnehin nicht fliehen können. Sie war seine einzige Hoffnung.
Sie beschnüffelte ihn. Dann lächelte sie, sodass er ihre fehlenden Zähne sehen konnte.
»Es geht dir besser.«
Aggie schüttelte so heftig seinen Kopf, dass die Kette in der Wandöffnung rasselte. Wenn es ihm besser ginge, würden sie ihn genauso wegbringen wie die anderen.
»Ich bin wirklich krank! Ich brauche meine Medizin!«
Hillary lachte. Ein unbeschwertes Geräusch, das an jedem anderen Ort auf der Welt fröhlich geklungen hätte. »Du hast verstanden«, sagte sie. »Du bist klüger als die meisten, die wir hier herunterbringen.«
Aggie schüttelte noch immer den Kopf.
Hillary hob eine runzlige Hand und packte Aggies Kiefer so fest, dass er seinen Kopf nicht mehr bewegen konnte. Er wollte etwas sagen, doch sie legte ihm einen Finger auf die Lippen.
»Pssst«, sagte sie. »Jetzt werde ich dir zeigen, was passiert, wenn du mir nicht hilfst. Jetzt werden wir Mama besuchen.«
Einsamkeit
R obin saß auf ihrer Couch, Emmas schmalen Kopf in ihrem Schoß und ein zur Hälfte geleertes Weinglas in der Hand. Kein Licht. Manchmal muss man einfach im Dunkeln sitzen. Vor dem Wohnzimmerfenster schüttelte eine Windbö einen Baum, sodass die Schatten der Zweige und Blätter zitternde Muster auf ihre Leinenvorhänge warfen.
Nachdem sie einen Tag lang nach Bryan gesucht hatte, wusste sie, dass sie nicht die geringste Ahnung davon hatte, wie man jemanden fand, der nicht gefunden werden wollte. Sie hatte seine Wohnung, die Hall of Justice und die Bigfoot Lodge überprüft – keine Spur von Bryan. Sie war sogar zu Rex Deprovdechuks Haus gegangen und hatte den Tatort aufgesucht, an dem Jay Parlar gestorben war. Auch dort war Bryan nicht gewesen.
Sie hatte ihm mindestens zehn Nachrichten hinterlassen. Er hatte nicht zurückgerufen, nicht einmal, als sie ihm gesagt hatte, dass Ericksons Zustand nicht mehr kritisch, sondern inzwischen als stabil eingeschätzt wurde.
Wie verfahrener konnten die Dinge noch sein? Der arme Bryan, was empfand er wohl im Augenblick? Wie würde sie sich
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