Die Verborgenen
sagst du so etwas?«
Wütend drehte sie sich zu ihm um. »Deshalb ist er zu Mike gefahren. Die zweite Probe war X-Y-Zett, also kann Mike nicht sein leiblicher Vater sein.«
»Robin, die zweite Probe war nicht von Bryan. Sie stammt von …«
Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. » Schluss damit! Wir beide wissen, dass ich recht habe, also hör auf, meine Intelligenz zu beleidigen.« Sie deutete mit dem Finger direkt in sein Gesicht. »Wage es nicht, mich noch eine Sekunde länger anzulügen, hast du verstanden?«
Pookie lehnte sich zurück. Er nickte. »Okay. Du hast recht.«
Ihre Wut verschwand. Tränen stiegen ihr in die Augen.
O Jesus, musste er jetzt auch noch mit einer weinenden Frau klarkommen? »Nimm’s nicht so schwer. Wir werden uns schon irgendwas einfallen lassen. Bryan ist mein guter Junge, und daran wird sich auch nichts ändern.«
»Es geht nicht darum, irgendjemandes guter Junge zu sein«, sagte sie. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, was er jetzt durchmacht. O mein Gott … Er hat Mike zur Rede gestellt, und du hast ihn allein hingehen lassen? «
Nun ja, wenn sie es so ausdrückte, hörte sich das, was er getan hatte, irgendwie nach einer Dummheit an.
Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. »Ich muss ihn finden. Er ist ganz allein.«
»Wenn er allein ist, dann nur deshalb, weil er das so will.«
Sie stand auf. »Es geht nicht darum, was er will . Es geht darum, was er braucht . Du hättest das wissen müssen.«
Sie hatte es kaum ausgesprochen, da wusste er schon, dass sie recht hatte. Eine Atombombe von der Größe Detroits war in Bryans Leben hochgegangen, und Pookie hatte gedacht, Bryan würde allein damit fertigwerden.
»Er ist immer noch der Bryan, den wir kennen«, sagte er. »Er wird nichts Dummes tun.«
Wieder wischte sie sich die Augen, und dann stieß sie zum zweiten Mal ein verächtliches Lachen aus. »Du meinst, er würde nie etwas so Dummes tun wie zum Beispiel ohne Vorladung und Verstärkung in das Haus eines Killers zu gehen?«
Pookie hob die Augenbrauen. Touché, Robin, touché.
Sein Handy meldete sich mit der Titelmelodie der Simpsons .
Robin ging in ihr Schlafzimmer. Emma trottete ihr nach. Pookie wusste, dass sie sich anziehen und dann nach Bryan suchen würde. Es wäre sinnlos, wollte er versuchen, sie aufzuhalten.
Also nahm er stattdessen das Gespräch auf seinem Handy an. »Black Mister Burns, mein Tag ist bereits so ansprechend wie das Häufchen eines Bernhardiners, das man in ranzigem Lachssperma gewälzt hat. Also wirst du mir jetzt sicher etwas erzählen, das diesen emotionalen Tiefschlag ausgleicht, nicht wahr?«
»Nur wenn du es vorziehst, dass man dir zusätzlich verdorbene Muscheln zu deiner Mahlzeit aus Lachs- und Bernhardinerhinterlassenschaften serviert«, sagte John. »Ich habe die Analyse der Mordrate beendet.«
Pookie seufzte. »Wie bedauerlich. Schieß los.«
»Zunächst ein paar Hintergrundinformationen. Die höchste Einwohnerzahl hatte San Francisco in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts, nämlich 775000. Im Augenblick sind es etwa 767000 Einwohner. In den vergangenen fünfzig Jahren gab es keine größeren Schwankungen, sodass wir die Einwohnerzahl als Konstante behandeln und die Mordrate Jahr für Jahr aufgrund derselben Ausgangsdaten vergleichen können.«
»Redest du immer wie der größte Waldhorn spielende Spinner im ganzen Orchester?«
»Was?«
»Wenn du vögelst, zum Beispiel. Sagst du dann: Ich werde jetzt meinen Penis einführen und ihn dann in einer schnellen Bewegung vorschieben und wieder zurückziehen, bis einer von uns – oder wir beide – einen Orgasmus erreicht? «
»Ja, aber nur, wenn ich es deiner Mutter besorge.«
Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag hoben sich Pookies Augenbrauen voller Respekt. »Der Punkt geht an dich, Mister Burns. Mach weiter.«
»Die höchste Mordrate der letzten Jahre gab es 1993, mit 133 Morden. Seither ist die Zahl gesunken. Seit 1995 stieg sie nie mehr über 100. Vor siebenundzwanzig Jahren allerdings gab es 241 Morde. Das ist die höchste Zahl, die in der Stadt jemals offiziell ermittelt wurde. Diese Zahl verrät jedoch nicht, dass es in eben jenem Jahr von Januar bis Juni 187 Morde gab, was einem Durchschnitt von 31 pro Monat entspricht. Im Juli sank sie auf 19. Danach fiel die Mordrate auf 7 pro Monat, was etwa der normalen Größenordnung entspricht. Und jetzt rate mal, wann Jebediah Erickson aus der California Mental Facility entlassen wurde?«
Der
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