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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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einem Dach. Weit unten konnte er die Van Ness sehen, das grüne Starbucks-Zeichen zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Auch wenn ein Starbucks-Zeichen nicht gerade ein herausragendes Merkmal war, denn die Dinger fand man schließlich fast überall.
    Dann kippte die Welt unter ihm weg. Schoss nach oben. Und wieder nach unten. Nach oben, und wieder nach unten.
    Trotz der Bewegung setzte die Wirkung des Heroins – des so ungewöhnlich reinen Heroins – schließlich unvermindert ein. Aggie James ließ sich in die Wärme und die Dunkelheit gleiten, an den einzigen Ort, an dem ihn die Erinnerungen nicht heimsuchten.

Der Gürtel
    » A ber ich fühle mich krank.«
    Roberta Deprovdechuk verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn an. »Steh auf, Junge. Du musst in die Schule.«
    Schon bei dem Wort Schule wurde Rex übel. Es war, als erfüllte eine innere, peinigende Kälte seinen ganzen Körper. Am liebsten hätte er sich in irgendein Loch verkrochen und für immer versteckt.
    »Ehrlich, ich fühle mich nicht wohl.«
    Sie verdrehte die Augen. »Denkst du, ich bin von gestern? Du bist nicht krank. Diese Jungs machen dir das Leben nur deshalb schwer, weil du immer so fies zu ihnen bist. Wenn du sie in Ruhe lässt, lassen sie dich in Ruhe. Steh auf und geh in die Schule. Versuch ja nicht zu schwänzen. Du schwänzt die Schule wie ein nichtsnutziger Versager, sitzt hier rum und zeichnest den ganzen Tag. Ich habe dir doch erlaubt, dass du deine dämlichen Bilder an die Wand hängst, oder? Also steh jetzt auf!«
    Sie packte die Decke und riss sie vom Bett. Einen scheinbar ewigen, grauenhaften Augenblick lang fühlte er sich vollkommen bloßgestellt, denn sein steifer Schwanz wölbte seine Unterhose wie ein kleines Zelt. Rex rollte sich auf die Seite, krümmte sich zusammen und bedeckte seine intimen Teile mit den Händen.
    »Du schmutziger Junge! Hast du ihn angefasst?«
    Immer noch zusammengekrümmt, schüttelte er den Kopf.
    »Rex, hast du an dir rumgespielt?«
    »Nein!«
    Er hörte das vertraute Geräusch von Leder, das durch die Gürtelschlaufen einer Denim-Hose gleitet. In Erwartung des Schmerzes kniff er die Augen zusammen.
    »Ich habe ihn nicht angefasst, Roberta. Ehrlich, ich …«
    Das Leder, das gegen seinen Rücken klatschte, schnitt ihm das Wort ab.
    »Du kleiner Lügner!«
    Schon wieder dieses klatschende Geräusch. Trotz der brennenden Schmerzen blieb er zusammengekrümmt liegen. Rex wusste, dass er nicht weinen und auch nicht versuchen durfte abzuhauen.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du niemals wie die anderen schmutzigen Jungs sein sollst, oder etwa nicht?«
    Das klatschende Geräusch an seiner Schulter, die sofort zu brennen begann.
    »Es tut mir leid! Ich werde es nie wieder tun!«
    Der Gürtel krachte gegen seinen Hintern. Rex zuckte zusammen, sein Körper befahl ihm wegzulaufen, und er wand sich hin und her. Doch gleich darauf rollte er sich wieder zu einer Kugel zusammen.
    Wenn er Widerstand leistete oder davonlief, würde alles nur noch schlimmer werden.
    »In Wahrheit«, sagte Roberta, »helfe ich dir, Rex. Du musst diese Dinge lernen. Wenn du in fünf Minuten nicht fertig bist, um in die Schule zu gehen, gibt’s noch mehr davon. Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Sie verließ das Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Die Schmerzen ließen ein wenig nach, doch die Kälte, die seine Brust erfüllte, wollte nicht weichen.
    Er musste in die Schule gehen.
    Rex setzte sich im Bett auf. Sein Penis war nicht mehr steif. Roberta hatte ihm immer wieder gesagt, dass es schlimm war, wenn man einen Ständer bekam, und das Brennen auf seinem Rücken, seinen Beinen und seinem Hintern bewies, dass sie recht hatte.
    Er hatte wieder geträumt, und diesmal konnte er sich an mehr erinnern. Er hatte Alex Panos beobachtet, hatte auf eine Gelegenheit gewartet, Alex zu töten. Und dabei hatte er diese komischen Gefühle gehabt. Nicht Mädchen oder Jungen, sondern das Heranpirschen hatte ihm einen Steifen verschafft. Es war erregend, Jagd auf Alex zu machen, und gleichzeitig hatte er kalte Angst vor jemandem verspürt, der ihn beobachtete, der ihm in der Dunkelheit auflauerte, um ihm wehzutun.
    Im Traum hatte sich Rex von Alex abgewandt und sich stattdessen zusammen mit seinen Freunden irgendeinen Obdachlosen geholt. Sie hatten den Mann geholt und weggebracht – aber wohin? Rex konnte sich nicht mehr erinnern.
    Er stand auf. Die Angst aus dem Traum war wie ein Eisblock. Sie steckte tief in seinem Magen und

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