Die Verborgenen
bewegte nichts als seine Augen, um die Beute aufzuspüren.
Ein Mutterleib.
Sie hatten ihm wehgetan. Genau wie zuvor.
Wir haben so lange gewartet.
Trotz der verwaschenen, scheinbar unsinnigen Bilder erkannte er die Straße. Die Van Ness. Zuckende Umrisse von Menschen mit unkenntlich verschwommenen Gesichtern, zerfließende Farbflecke, bei denen es sich um Fahrzeuge handelte, Straßenlaternen und Scheinwerfer, die Nebelschwaden erhellten.
Bryan beobachtete sein Ziel, ein Ziel, das aus abstrakten Impressionen von etwas verschmiert Dunkelrotem und stumpf Goldenem bestand, das breite Schultern, wallendes blondes Haar und mürrische Augen besaß, in denen das Böse wohnte.
Kein Mann … ein Jugendlicher. Groß, aber immer noch jung. Der Junge hatte eine ganz bestimmte Art zu gehen, einen ganz bestimmten … Geruch.
Bryan wollte den Tod dieses Jungen.
Er wollte den Tod jedes Einzelnen von ihnen.
Ein Mutterleib.
Jagen, aber ebenso … gejagt werden. Bryan suchte den Horizont nach einer Bewegung ab. Doch sogar während er das tat, spürte er das tiefe, kalte Wissen in sich, den Tod wahrscheinlich nicht kommen zu sehen. Er musste das Zeichen setzen, das Zeichen, um das Monster in Schach zu halten.
Bryan fühlte, wie etwas oder jemand gegen seine Schulter klopfte. Er ertappte sich dabei, wie er vor Enttäuschung aufseufzte, denn er wusste, er könnte die Beute jederzeit erwischen, wenn nur nicht so viele Menschen unterwegs wären. Doch es gab noch eine andere Aufgabe zu erledigen – sein Ziel musste warten.
Er drehte sich um. Machte sich auf den Weg. Eindrücke verschwanden, Eindrücke tauchten wieder auf. Er konzentrierte sich erneut und sah tief unter sich eine Gasse. Er musste irgendwo weit oben sein. Er erkannte einen zerschrammten blauen Müllcontainer. Und etwas hinter dem Container, das fast nicht zu sehen war, dessen Geruch sich jedoch nicht verstecken ließ.
Bryan erkannte auch diesen Geruch. Nicht so gut wie der des Jungen, nicht so gesund. Vielmehr … ausgelaugter.
Aber immer noch so gut, dass sein Magen knurrte. Bryan sah genauer hin. Etwas Rotes und etwas Gelbes hinter dem Container. Eine Decke. Eine rote Decke. Das Gelbe sah vertraut aus … wie ein kleiner Vogel …
Ausblenden, einblenden, wieder ausblenden. Der Traum entzog sich ihm.
Noch einmal drehte sich Bryan in seinem Bett um, dann öffnete er einen Moment lang die Augen und fragte sich, wo er war. Die Dunkelheit des Zimmers kam ihm vor wie ein lebendiges Wesen, dessen schwarze Stacheln nur darauf warteten, ihn zu durchbohren. Schweiß rann ihm über das Gesicht und tropfte in die Laken.
In seine Laken. In sein Bett.
Seine Wohnung. Er war in seiner Wohnung.
Der Traum lag hinter ihm, doch die Angst vor dem Monster hatte ihn noch nicht verlassen. Seine Brust schmerzte viel schlimmer als zuvor auf der Treppe. Kamen diese Schmerzen von den Schrecken des Traums, oder gehörten sie wie die Hitze und der Schweiß zu der Infektion, die er sich irgendwo eingefangen hatte?
Bryan streckte die Hand aus und schaltete die Nachttischlampe ein. Das plötzliche Licht ließ ihn zusammenzucken – doch nicht allzu lange.
Er musste irgendwo ein Stück Papier und einen Bleistift finden.
Er musste zeichnen.
Rex erwacht
R ex Deprovdechuk erwachte in Schweiß gebadet.
Erregt. Entsetzt.
Für einen kurzen Augenblick umfing ihn noch immer die Macht des Traums, sein Herz hämmerte, und er atmete rasch und abgehackt. Dann kamen die Schmerzen zurück, und es war, als quetschte ein riesiger Schraubstock jeden Teil seines Körpers zusammen. Die Gliederschmerzen, das Fieber … noch nie hatte er sich so krank gefühlt.
Mit seiner Hose stimmte etwas nicht.
Rex schob die Hand nach unten, tastete umher. Stieß auf etwas Steifes . Er zog die Hand zurück. Was war das da unten? War irgendwas nicht in Ordnung mit ihm? Verlegenheit erfüllte ihn, und seine Haut war plötzlich noch heißer.
Er hatte einen Steifen .
Natürlich wusste er, was das war. Seine Mitschüler redeten die ganze Zeit darüber, im Fernsehen sprachen die Leute davon, und er hatte auf Pornoseiten im Internet sogar schon einige gesehen. Er hatte sie gesehen , klar, aber er hatte noch nie selbst einen gehabt.
Er hatte keinen bekommen, als er die Pornos sah. Auch nicht wegen eines Mädchens in der Schule. Rex hatte zwar schon länger gewusst, dass er einen haben sollte , aber es war nie dazu gekommen. Nichts hatte ihn je auf diese Art erregt.
Bis auf den Traum.
Er hatte Alex Panos verfolgt, den
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