Die Verborgenen
vierundzwanzig Stunden gehabt hatten.
»Verschwinden wir von hier«, sagte Bryan. »Mein Magen ist ein einziges Chaos. Wenn ich diesen Müllcontainer noch mal rieche, kommt’s mir hoch.«
Sie verließen die Gasse und gingen zurück zum Buick.
»Pooks, du solltest dich damit abfinden. Zou gibt uns den Maloney-Fall nicht.«
»Das will ich sehen.«
»Polyester-Rich und Zou kennen sich schon seit Ewigkeiten. Ich habe gehört, dass beide etwa zur gleichen Zeit zum Inspektor befördert wurden.«
Pookie stieg ein und startete den Wagen. »Hör auf meine Worte, junger Bryan Clauser. Du und ich, wir werden diesen Fall bekommen. Und wenn es so weit ist, werden wir Maloneys Mörder festnageln. Ich lasse einfach nicht zu, dass in meiner Stadt irgendwelche Bürgerwehr- oder Miliztypen auf ihre Opfer pissen.«
Bryan rutschte auf den Beifahrersitz und schloss die Tür. Er warf noch einmal einen Blick auf den Müllcontainer. Plötzlich entdeckte er etwas, das er bisher übersehen hatte.
Unter dem Container. War das eine Decke?
Eine rote Decke.
Mit Bildern von braunen Häschen und gelben Entenküken … ein kleiner Vogel …
Als Pookie losfuhr, entfaltete sich der Nachhall des Albtraums wie eine kalte Blüte in Bryans Erinnerung. Bryan holte tief Luft und versuchte, die Decke zu vergessen. Streng genommen hatte er nicht von einer roten Decke mit Entenküken und Häschen geträumt. Sein Gehirn legte sich im Nachhinein etwas zurecht. Davon abgesehen hatte er im Augenblick größere Sorgen. Er musste vor allem wissen, wie Chief Zou den vorläufigen Bericht über die Schießerei aufgenommen hatte.
Doch wenn das erledigt war, konnte sich Bryan vielleicht an einen ruhigen Ort zurückziehen, um das Bild zu zeichnen, das er ständig vor Augen hatte und das sein kaltes Gefühl der Furcht vertreiben würde.
BoyCo
R ex rannte.
Sie waren schneller als er, doch er rannte trotzdem. Obwohl er kaum eine Chance hatte, hoffte er, ihnen zu entkommen oder einen Ort zu finden, wo er sich verstecken konnte.
Manchmal erwischten sie ihn, manchmal nicht. Gelegentlich hatte er Glück und schaffte es bis auf eine Straße mit vielen Fußgängern. Oder er sah einen Polizisten oder irgendetwas anderes, das seine Verfolger die Jagd abbrechen und auf eine günstigere Gelegenheit warten ließ.
Heute hatte er kein Glück.
Sie hatten ihm nach der Schule aufgelauert. Sie wussten, welchen Heimweg er nahm. Manchmal entschied er sich nach dem Zufallsprinzip für eine bestimmte Route und legte einen Umweg von fünfzehn oder zwanzig Blocks ein, doch heute wollte er nur noch nach Hause.
Die dicke, hässliche Koksnase April Sanchez hatte seine Zeichnung gesehen. April kaufte ihre Drogen von Alex. Sie war reich. Rex hasste sie. Sie hatte die Figuren auf der Zeichnung erkannt und gesagt, sie würde Alex alles verraten. Rex hatte sofort gewusst, dass er in größten Schwierigkeiten steckte. April wollte Alex’ Freundin sein. Die Zeichnung war eine Gelegenheit, Alex’ Aufmerksamkeit zu erringen.
Rex hatte die letzte Schulstunde voller Entsetzen und Ungeduld auf das Läuten gewartet, um so schnell wie möglich heimwärts gehen zu können. Aber er hätte in eine andere Richtung laufen sollen, zu einem seiner vielen Verstecke, vielleicht sogar zu seinem Lieblingspark, doch in seiner Angst hatte er den direkten Weg nach Hause genommen.
Großer Fehler.
Zwei Blocks hatte er geschafft, als er sie sah, alle vier, die um die Ecke Francisco und Van Ness bogen. Ihre dunkelroten, goldenen und weißen Kleider leuchteten hell und sauber in der Nachmittagssonne. Rex drehte sich sofort um und rannte die Van Ness entlang am Footballfeld vorbei in Richtung Aquatic Park. Er hätte irgendwohin rennen sollen, wo mehr Menschen unterwegs waren, doch er wollte einfach nur weg .
Sie jagten ihn. Sie lachten.
Vier Jungen. Immer dieselben vier.
Jay Parlar … Issac Moses … Oscar Woody.
Und der Schlimmste von allen: Alex Panos.
Sie holten ihn unmittelbar hinter dem Parkplatz ein, an dem sich die geteilte, zweimal drei Fahrspuren breite Van Ness Avenue zu einer normalen zweispurigen Straße verengte. Ein Arm legte sich um seine Schulter, eine Hand drückte gegen seinen Mund. Die Jungen packten ihn mit festem Griff und begannen, ihn zu tragen.
Rex wollte um Hilfe rufen, doch der Druck der Hand war zu groß. Die Bucht lag zu seiner Rechten, der grüne Hügel, der sich bis zum Fort Mason hinaufzog, zu seiner Linken. Und niemand war in der Nähe. Sie trugen ihn nach links an einen
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