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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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schwer über den Steinboden schabte. Instinktiv drehte Aggie das Baby von der Tür weg und schützte es mit seinem Körper. Er spähte über seine Schulter, um zu sehen, wer gekommen war.
    Hillary.
    Sie trat ein und lächelte. »Wie nett. Du hältst das Baby.«
    Aggie nickte.
    Sie hob ihre runzlige Hand und strich die Decke des Kindes glatt. Aggie kämpfte gegen den instinktiven Wunsch an, das Baby von ihr wegzuziehen. Er musste ruhig und entspannt bleiben.
    Hillary musterte Aggie. Der glückliche Ausdruck in ihren Augen wich dem üblichen eisigen Starren. »Bist du bereit, zu erfahren, was du tun musst?«
    Wieder nickte Aggie.
    »Du wirst für dieses Baby ein gutes Zuhause finden«, sagte sie. »Du wirst den Jungen von hier wegbringen und dafür sorgen, dass er in ein gutes, liebevolles, sicheres Zuhause kommt.«
    Sie starrte ihn an, als wartete sie auf eine Antwort, eine Bestätigung.
    Er hatte keine Ahnung, was er erwidern sollte.
    »Wiederhole es«, sagte sie. »Ein sicheres, liebevolles Zuhause.«
    »Ja, Ma’am. Ein sicheres, liebevolles Zuhause. Aber wie soll ich das anstellen?«
    Hillary deutete mit dem Finger auf die Decke. »Du lebst da oben. Finde jemanden, der sich ein Baby wünscht. Jemanden, der in San Francisco bleiben wird, hast du verstanden? Die Leute müssen hier bleiben. Du musst jemanden finden. Kennst du irgendwelche Leute?«
    Aggie hatte absolut keine Ahnung, wer einen kleinen schwarzen Jungen bei sich aufnehmen würde, doch er nickte. »Klar, natürlich. Ich kenne solche Leute.«
    »Gut«, sagte sie. »Ich wusste, dass ich die richtige Wahl traf, als ich mich für dich entschied. Wenn du die Leute gefunden hast, die ihn aufnehmen« – sie griff in die Tasche ihres Pullovers und zog einen prall gefüllten braunen Umschlag heraus –, »gibst du ihnen das hier.«
    Aggie sah, dass ein dickes Bündel Hundert-Dollar-Scheine im Umschlag steckte.
    »Hör mir gut zu«, sagte Hillary. »Hör mir ganz genau zu. Ich habe Leute da oben. Ganz egal, wo du hingehst, wir können dich an deinem Geruch wiederfinden. Wenn du tust, was ich dir sage, bist du frei. Wenn du nicht tust, was ich dir sage, werde ich von hier unten meine Hand nach dir ausstrecken, und ich werde dich, wo immer du auch sein magst, wieder hier herunterschleifen. Und dann wirst du der Bräutigam sein.«
    Eine Frau in Gestalt einer riesigen Nacktschnecke, er selbst an das Rollbrett gefesselt, dann der Irrgarten, die Monsterkinder … Aggie nickte wie verrückt. Wenn das der Preis für seine Freiheit war, würde er Hillarys Auftrag erfüllen.
    »Ja, Ma’am, das verstehe ich. Aber …« Er wollte eine Frage stellen, aber was wäre, wenn die Antwort dazu führte, dass sie sich anders entschied? Nein, angesichts all der Mühen, die sie auf sich genommen hatte, würde sie ihm das Baby nicht plötzlich wieder wegnehmen. Er musste sie danach fragen.
    »Warum bringen Sie ihn nicht selbst weg?«, sagte Aggie. »Ich meine, ich werde tun, was Sie verlangen, und ich danke Ihnen dafür, dass Sie mich am Leben lassen, vielen, vielen Dank, aber warum nehmen Sie das Kind nicht einfach und bringen es selbst nach oben?«
    Sie streichelte die Wange des schlafenden Jungen. »Ich kann mich nicht sehr weit von zu Hause entfernen. Wenn ich zu lange von Mama fort bin, fange ich an, mich zu verwandeln.«
    »Verwandeln in was?«
    Sie schwieg. Für einen langen Augenblick war es so still, dass Aggie hörte, wie ihre Fingerspitzen über die Wange des Babys strichen.
    Schließlich sah Hillary auf. »Du stellst zu viele Fragen. Willst du mir nicht helfen?«
    Oh, Scheiße. Hatte er es vermasselt? Aggie nickte. Heftig . »Doch! Ich will das für Sie tun. Vergessen Sie einfach, dass ich gefragt habe, und lassen Sie mich den Jungen nach oben bringen, bitte .« Er würde für das Kind ein Zuhause finden. Er musste die Fragen vergessen, sie waren eine Riesendummheit – Aggie wollte nichts anderes, als von diesem verrückten Ort und dieser verrückten Frau wegzukommen.
    Wieder hob sie die Hände, doch diesmal strichen ihre Finger über Aggies Wange. Er musste alle Kraft zusammennehmen, um nicht angewidert zurückzuzucken.
    »Jetzt lasse ich dich gehen«, sagte sie. »Ich schenke dir das Leben. Dafür gibst du diesem Baby eine Zukunft.«
    Wieder nickte er. Er konnte gar nicht mehr aufhören zu nicken. »Danke, Hillary«, sagte Aggie, und er meinte es ehrlich. »Das werde ich tun.«
    »Folge mir. Und verhalte dich absolut leise. Ich werde dir den Weg nach draußen

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