Die Verborgenen
direkt auf sein Gesicht. »Die beiden werden ihre Waffen fallen lassen und aus meinem Haus verschwinden. Sag ihnen das, Rex, sofort, oder du wirst sterben.«
Rex lächelte. Es war ein angenehmes Lächeln, tolerant, aber nicht herablassend. Ein Lächeln, das höfliche Kinder Erwachsenen schenken, die sie für in Ordnung, aber gleichzeitig für völlig uncool halten.
»Dann wird das Gehirn Ihrer beiden Töchter über den ganzen Wohnzimmerteppich spritzen«, sagte er. »Legen Sie die Waffe weg, Missus Zou.«
Amy bemerkte, wie ihre Hand zitterte. Wenn sie das Handgelenk blitzschnell herumriss und abdrückte, konnte sie die Kreatur mit dem braunen Fell töten und vielleicht noch einen ungezielten Schuss auf das schlangengesichtige Wesen abgeben. Aber würde sie das wirklich schaffen, bevor einer der beiden feuerte und ihre wunderschönen Mädchen ermordete? Und würde sie die beiden überhaupt richtig treffen, wenn sie es nicht einmal schaffte, die Hand ruhig zu halten?
Bei einer Geiselnahme galt die Regel, die eigene Waffe nie, absolut nie aufzugeben. Wenn sie das tat, war sie völlig wehrlos und ausgeliefert.
Rex seufzte. Er wirkte gelangweilt. »Missus Zou, legen Sie sie einfach weg.«
Der Mann mit dem Hundegesicht drückte den Lauf der Schrotflinte gegen Tabz’ Hinterkopf. Ihr Weinen wurde lauter. Heftiges Schluchzen schüttelte ihren kleinen Körper.
Sie ist nur ein Baby tu meinem Baby nicht weh …
Amy senkte ihre Waffe.
Rex deutete auf eine Stelle vor Jack. »Genau hierher, bitte.«
Tu’s nicht gib deine Waffe nicht auf tu’s nicht.
Amy warf die Sig Sauer nach vorn. Sie landete mit einem leisen Aufschlag auf dem Boden. Ruhig ging der Junge um Tabz herum und hob die Pistole auf. Dann trat er wieder hinter ihre Familie zwischen die beiden Monster.
Amy fühlte sich nackt, hilflos. »Was willst du?«
Rex grinste und deutete ein Nicken an. Seine Geste schien zu besagen: In Wahrheit will ich Ihnen helfen.
»Sagen Sie mir, wo der Erlöser ist«, forderte er sie auf. »Danach möchte ich die Namen aller hören, die über Maries Kinder Bescheid wissen. Und schließlich möchte ich, dass wir ein Treffen mit diesen Leuten arrangieren.«
Sie konnte dem Jungen den Aufenthaltsort des Erlösers nicht verraten. Sie würden ihn angreifen, ihn töten. Und was hatten sie wohl mit denjenigen vor, die über Maries Kinder Bescheid wussten? Rich Verde, Sean Robertson, Jesse Sharrow, der Bürgermeister, Bryan und Pookie, Doktor Metz, Robin Hudson – Amy durfte diese Menschen nicht in Gefahr bringen.
»Darüber weiß niemand etwas außer mir«, sagte sie. Sie musste Zeit gewinnen, musste versuchen, Bryan zu informieren, damit er Erickson möglicherweise an einen anderen Ort schaffen konnte. »Und der Erlöser wurde heute Morgen aus der Klinik entlassen. Ich weiß nicht, wohin er danach verschwunden ist.«
Das Grinsen des Jungen verschwand. Wieder seufzte er. Dann schüttelte er den Kopf. Ein Killer im Teenageralter, der von diesen Monstern ausgenutzt wurde, konnte darüber bestimmen, ob ihre Familie am Leben blieb oder starb.
»Entscheiden Sie selbst«, sagte er.
»Was soll ich entscheiden?«
Der Junge breitete die Hände aus. Seine Geste umschloss Amy Zous Töchter und ihren Mann. »Entscheiden Sie, wer sterben wird.«
Amys Kehle zog sich zusammen. Sie versuchte zu sprechen, brachte aber kein Wort heraus. Warum hatte sie bloß ihre Waffe aufgegeben? Warum?
»Missus Zou, wir verschwenden hier nur Zeit. Entscheiden Sie sich.«
»Ich … nein. Bitte, töte niemanden.«
Rex schüttelte den Kopf. »Dafür ist es jetzt zu spät. Entweder wählen Sie einen von ihnen aus, oder ich wähle zwei.«
Für einen kurzen Augenblick verschwammen die Dinge vor ihren Augen. Dann rollte eine heiße Träne über ihre Wange und hinterließ ein kühles Kitzeln auf ihrer Haut. Sie konnte keine Unsicherheit in Rex’ Augen erkennen.
»Nein … nein, bitte . Töte mich . Lass sie gehen.«
Rex hob eine Hand. Die Handfläche zeigte auf sie, die Finger in Richtung Decke. »Ich werde von fünf rückwärts zählen«, sagte er.
»San Francisco General.« Die Worte huschten ihr über die Lippen. »Der Erlöser ist dort. Ich weiß auch, in welchem Zimmer.«
Der Junge nickte. »Das ist wunderbar, Missus Zou. Aber Sie haben mich bereits dazu gebracht, zu sagen, dass ein Mensch sterben wird. Ich kann nicht hinter mein Wort zurückfallen. Entscheiden Sie sich.«
»Aber ich hab’s dir gesagt! Ich kenne die Zugangscodes zum
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