Die Verborgenen
Hündin flog jaulend durch das Zimmer.
Robin hob ihre Pistole und feuerte dreimal, bevor sie sich der Bewegung überhaupt bewusst wurde. Der große Mann duckte sich weg und bedeckte sein Gesicht mit den Armen.
Plötzlich zog etwas Metallisches einen Bogen durch die Luft, und ein dumpfer Aufschlag war zu hören. Nach vorn stolpernd krümmte sich der Mann zusammen, seine Hände flogen von seinem Gesicht an seinen Hinterkopf. Hinter ihm stand Max mit dem Baseballschläger in der Hand.
Billy zerrte an seiner Leine und bellte wie verrückt. Er versuchte, sich loszureißen, während der Stuhl, der ihn zurückhielt, immer weiter nach vorn rutschte.
Ein metallisches Klirren, dann das Knacken von Elektrizität. Max’ Körper verkrampfte sich so heftig, dass sein Kopf nach hinten gerissen wurde. Der Schläger flog ihm aus der Hand. Er fiel zu Boden.
Hinter ihm stand eine Frau mit rabenschwarzem Haar – ein atemberaubendes, seltsames Bild. In jeder Hand hielt sie eine Kette. Jeweils ein Teil der Kettenglieder lag vor ihr auf dem Boden, den anderen zog sie hinter sich her. Robin bemerkte ihre kniehohen Stiefel, ihre Vinylhose und ein abgeschnittenes T-Shirt der Raiders, das ihren schlanken Bauch frei ließ. Ein brauner Umhang – nein, kein Umhang, eine weitere dieser schmutzigen Decken – hing von ihrem Rücken herab. Wieder zerrte Billy an seiner Leine und zog den Stuhl etwas weiter nach vorn.
Robin hob ihre Waffe, um zu feuern, doch die Frau ließ ihr Handgelenk nach vorn schnellen. Robin konnte die Bewegung der Kette nicht sehen, sie spürte nur den elektrischen Schlag in ihrer Hand, der sie den Arm wegreißen ließ. Sie drückte sich nach hinten gegen die Couch. Es war, als stünden ihre Hand und ihr Arm in Flammen.
Die Waffe war verschwunden.
Die schwarzhaarige Frau lächelte und kam näher.
Der Mann mit dem großen Kopf richtete sich auf, während er sich den Hinterkopf rieb. Die Frau sah ihn an und lachte. »Er hat’s dir gezeigt.«
»Halt die Klappe«, sagte der Mann mit dem großen Kopf. »Ich kümmere mich um ihn.«
Er beugte sich nach unten und packte Max, der sich in eine fötale Position zusammengerollt hatte. Er drehte Max auf den Rücken, griff nach seinen Handgelenken und drückte sie auf den Boden. Max öffnete die Augen und sah die Gestalt über sich. Er versuchte, Widerstand zu leisten, doch vom ersten Augenblick an war klar, dass er gegen die Kraft seines Angreifers keine Chance hatte.
Billy knurrte wie ein Dämon. Der Stuhl knirschte über den Holzboden.
Der große Mann hob seinen mächtigen Kopf und beugte ihn nach hinten, bis seine Halsmuskeln wie fleischbedeckte Kabel nach vorn ragten. Robin beugte sich vor, um sich von der Couch wegzudrücken und den Mann aufzuhalten, doch die schwarzhaarige Frau trat blitzschnell zu. Ihr Stiefel krachte gegen Robins Mund und schleuderte sie wieder gegen die Couch.
Die Welt begann zu schwanken. Robin fühlte sich benommen und zu keiner Reaktion mehr fähig. Doch sie konnte immer noch sehen.
In einer verschwommenen, tödlichen Bewegung schoss der Kopf des Mannes nach vorn. Max’ Gesicht verschwand in einem plötzlich aufsteigenden grauen und roten Nebel. Es war, als hätte jemand eine Bowlingkugel auf eine Wassermelone geschleudert.
Robin wusste, dass sie schrie, doch sie hatte keine Macht darüber – die Schreie kamen von einer anderen Frau, und diese andere Frau war immer noch hier, während Robin nicht mehr hier sein konnte; sie konnte einfach nicht gesehen haben, dass Max auf diese Weise starb.
Ein letztes Knirschen von Holz auf Holz, und dann das Geräusch eines Stuhls, der zu Boden fällt.
Billy der Pitbull sprang hoch, und seine mächtigen Kiefer schlossen sich um den Nacken des großen Mannes. Der Mann stieß einen Schrei aus, wie man ihn von einem kleinen Mädchen erwartet hätte. Er fiel mit dem Gesicht nach vorn in die Pfütze aus Max’ Blut und Hirnmasse und versuchte, mit zuckenden Händen an seinen Hinterkopf und seinen Nacken zu fassen.
John Smith hatte so viel Angst wie immer. Gut möglich, dass er sich jeden Augenblick übergeben würde. Er musste sich zwingen, seinen Blick auf die Straße vor sich zu richten und nicht zu den Fenstern der vorbeihuschenden Gebäude hinaufzusehen.
Da oben sind keine Scharfschützen. Da sind keine Scharfschützen.
Und selbst wenn dort welche wären, würde er weiterfahren. Die Textnachricht, die er erhalten hatte, sorgte dafür.
BRYAN CLAUSER: MARIES KINDER HABEN POOKS.
FAHR SOFORT ZU
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