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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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behutsam an. Blut strömte aus der linken Seite ihres Halses.
    Er drückte mit der Hand gegen die Wunde. Der Blutfleck auf Robins Brust breitete sich immer weiter aus. Er schob die andere Hand unter ihren Rücken und spürte die Nässe. Die Kugel hatte ihre rechte Lunge durchbohrt.
    »John, ruf sofort einen Krankenwagen!«
    Der direkte Druck gegen ihren Hals stoppte die Blutung nicht; noch immer wurde bei jedem Pulsschlag Blut aus der Wunde gegen Bryans Hand gedrückt, das zwischen seinen Fingern hindurchquoll. Er hatte solche Wunden schon zuvor gesehen. Ein Krankenwagen würde zehn Minuten oder länger brauchen, um hierherzukommen – und Robin hatte keine zehn Minuten mehr.
    Vielleicht irre ich mich, bitte, ich will mich irren.
    »Bryan«, sagte Robin mit leiser, resignierter Stimme. Sie wusste es. Sie beide wussten es.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Es tut mir so leid.«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Eine Bewegung nach links, eine Bewegung nach rechts.
    »Nicht … deine Schuld. Wo ist … mein Mädchen?«
    »John, hol die Hündin!«
    Bryan starrte auf Robin hinab. Warum hatte er nur so lange gebraucht, um zu begreifen, was sie ihm bedeutete? »Bitte, stirb nicht.«
    Sie hustete. Blut spritzte aus ihrem Mund auf ihr Kinn. Sie kniff die Augen zusammen, als der Schmerz in Wellen durch ihren Körper rollte. Schließlich öffnete sie sie wieder. »Bryan, ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich«, sagte er. »Ich habe dich immer geliebt. Ich werde dich immer lieben.«
    Ihre blutigen Lippen lächelten. Irgendwie wurde dadurch alles noch schlimmer. Die Schleusen seiner Gefühle, die das Adrenalin bisher geschlossen hatte, öffneten sich. Tränen traten in seine Augen und ließen Robins Bild ein wenig verschwimmen.
    Sie hob die Hand und strich ihm über die Augen.
    »Tränen?«, sagte sie. »Von dir? Nettes Timing, Champ. Du hast es gerade noch geschafft.«
    John stand über ihnen, die winselnde Emma in den Armen. Die linke Hälfte ihres Gesichts war von Blut bedeckt.
    Erst jetzt wirkte Robin besorgt. »O Gott, ist sie …«
    »Nur eine kleine Schnittwunde an ihrem Kopf«, sagte John rasch. »Sie kommt wieder in Ordnung.« Er ging in die Hocke und legte Robin die verletzte Hündin in den Schoß.
    Jetzt lächelte Robin John an. Sie hob die Hand und berührte seine Wange. Ihre Finger hinterließen eine blutige Spur auf seiner braunen Haut. »Sieht so aus, als hättest du keine Angst mehr, ein Cop zu sein.«
    John schwieg. Tränen rannen ihm über das Gesicht.
    Robin wandte ihre Aufmerksamkeit Emma zu. Die Hündin hob ihren verletzten Kopf und leckte Robin über das Gesicht. Emmas Blut tropfte auf Robins Brust, wo es sich ununterscheidbar mit Robins eigenem Blut vermischte.
    »Schon gut, Baby«, sagte Robin. »Es ist alles gut.«
    Nichts war gut.
    Robin sah hoch zu Bryan, während Emmas Zunge noch immer über ihr Gesicht tanzte.
    »Bryan, sie ist alles, was ich habe. Du wirst sie nehmen. Du wirst sie lieben.«
    Bryan nickte. Er wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Seine Kehle war völlig zugeschnürt.
    Wieder hob sie ihre Hand. Ihre kalten Fingerspitzen strichen um seine Augen. »Versprichst du es?«
    Bryan nickte wieder.
    Robin sackte in seinen Armen zusammen. Ihre Augen schlossen sich nicht, es war nicht wie im Kino, aber er sah, wie das Leben in ihnen schwächer wurde und dann für immer erlosch.
    Robin war nicht mehr.

Mit allen Zähnen
    V orsichtig zog eine Hand an seiner Schulter.
    »Bryan, wir müssen los.«
    Bryan ignorierte John. Er drückte Robin enger an sich. Er hätte sie niemals aus den Augen lassen sollen.
    Er konnte die Gefühle, die auf ihn einstürmten, nicht in den Griff bekommen – Wut, blinder Hass, die niederschmetternde Erfahrung des Verlusts, das Verlangen, zu bestrafen, zu töten. Sie war nicht mehr … aber er konnte sich nicht rühren, konnte nichts weiter tun, als ihren Körper sanft hin und her zu wiegen.
    »Bryan, es tut mir wirklich leid, aber wir müssen los. Du wirst wegen Mordes gesucht. Steh auf!«
    Bryan schüttelte den Kopf. »Ich will hier nicht weg. Ich will bei ihr bleiben.«
    Jetzt lag auf jeder seiner Schultern eine Hand und zog an ihm.
    »Bryan, sie ist von uns gegangen. Jeder glaubt, dass du zwei Cops umgebracht hast. Wenn sie dich finden, erschießen sie dich. Steh auf! «
    Tot. Robin war tot .
    Dafür würden sie bezahlen. Nicht Auge um Auge, nicht Zahn um Zahn – sondern mit allen Augen … mit allen Zähnen.
    Bryan beugte sich vor und küsste Robin ein letztes Mal

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