Die Verborgenen
Klinikparkplatz rollte. Bryan und Alder setzten sich auf die Rückbank des Magnum, Adam schob sich auf den Fahrersitz. Bryan sah, dass Alder Aggie mit der Handschelle an den Innengriff der Beifahrertür gefesselt hatte. Der Obdachlose sah Bryan an. Seine Miene war zugleich ängstlich und mürrisch.
»Jesus, Mann«, sagte Aggie. »Wer hat Ihr Gesicht so zugerichtet?«
Bryan ignorierte ihn, denn er konzentrierte sich auf die Frage, ob sie sich den Weg würden freikämpfen müssen.
Adam fuhr vom Parkplatz auf die Potrero, als ein zweiter und ein dritter Streifenwagen von der Straße in Richtung Klinik abbogen.
Wenigstens würde Bryan auf seinem Weg zu Robin keine Polizisten verletzen müssen – verletzen würde er sie und sogar töten, wenn es sein musste, denn nichts konnte ihn davon abhalten, zu Robin Hudson zu gelangen.
Bryan beugte sich vor und packte Aggies Schulter. Aggie zuckte zusammen. Bryan lockerte seinen Griff – er durfte seine neue Kraft nicht vergessen.
»Die haben meinen Partner«, sagte Bryan. »Wissen Sie, wo die ihn möglicherweise hingebracht haben?«
Aggie nickte. »Wahrscheinlich an denselben Ort, an den sie mich auch gebracht haben.«
»Was werden sie mit ihm machen?«
Aggie zuckte mit den Schultern. »Das kommt darauf an, wie hungrig sie sind, vermute ich mal.«
Bryan musste Pookie finden. Und er musste Robin erreichen. Eine unmögliche Entscheidung, aber wenn es ihm gelänge, Robin aus der Gefahrenzone zu schaffen, konnte er seine ganze Energie auf die Rettung seines Partners konzentrieren.
»Fangen Sie an zu reden, Mister James«, sagte Bryan zu Aggie. »Erzählen Sie mir, was Ihnen da unten passiert ist.«
Voyeur
B ig Max hielt ein Glas Wein in seiner linken Hand. Seine rechte umschloss in einem Halbkreis eines seiner Ohren, das er an die Wand zwischen den beiden Wohnungen drückte.
»Hör auf, Max«, sagte Robin. »Du machst mich nervös.«
Er beugte sich vor wie jemand, der einem etwas zuflüstern will. »Drüben könnte jemand sein, der es auf dich abgesehen hat, aber wenn ich zu hören versuche, ob jemand in deiner Wohnung ist, wirst du nervös?«
»Ja. Denn das bringt mich dazu, darüber nachzudenken, und ich will nicht darüber nachdenken. Ich möchte einfach nur, dass wir hier sitzen und uns alle ganz still verhalten.«
Tatsächlich konnte Robin im Augenblick auch nicht mehr tun, als auf der Couch zu sitzen. Emma drückte sich von links gegen sie, während Billy seinen großen Kopf und seine mächtigen Schultern von rechts an sie herangeschoben hatte. Sie konnte sich nicht einmal zum Couchtisch vorbeugen, um ihr Weinglas abzustellen. Im Lauf der Nacht war sie irgendwann zu einer Art Ruhekissen für zwei Hunde mit einem Gesamtgewicht von hundertvierzig Pfund geworden, die sich bequem an sie schmiegten.
Max trat von der Wand weg und machte eine lässig-wegwerfende Geste. »In Ordnung, Liebling. Ich lasse es. Es spielt ohnehin keine Rolle. Ich kann auch so alles hören, was da drüben vor sich geht. Wie zum Beispiel letzte Nacht.«
Robin spürte, wie sie rot wurde. »Du hast es gehört?«
Max lächelte und nickte. »Ja. Alle viermal.«
Robin bedeckte ihr Gesicht mit ihrer freien Hand. »O mein Gott.«
»Genau das habe ich mehrmals gehört«, sagte Max. »Einen Freund wie Bryan hätte ich auch gern.«
» Ho-kay, Max, jetzt hast du es geschafft, dass ich mich wahnsinnig schäme.«
Er lachte und setzte sich neben sie. Dann hob er Billy ein wenig hoch und zog den schlaffen Pitbull auf seinen Schoß. Billys Schwanz klopfte zweimal, dann schlief der Hund wieder ein.
»Ich bin jedenfalls froh, dass ihr die Dinge endlich in die Hand genommen habt«, sagte Max. »Oder war das nur Ex-Sex?«
»Was ist das?«
Max seufzte. »Und dich halten alle für intelligent. Ex-Sex ist Sex mit deinem Ex.«
»Oh. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir noch ex sind.«
Max erhob sein Weinglas. »Na dann, auf die wahre Liebe.«
Wieder errötete Robin über das ganze Gesicht. Sie hob ihr eigenes Glas und stieß mit Max an. »Und auf die Freundschaft. Ich würde verrückt werden, wenn es in diesem Augenblick keinen großen, starken Mann gäbe, der mich beschützt.«
Max lachte leise. »Ach was? Dabei bist du doch diejenige, die eine Knarre hat.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Trotzdem sind meine Nerven völlig hinüber. Danke, dass wir beide hierbleiben können.«
Wieder machte er eine wegwerfende Geste. » Schätzchen, bitte, du …«
Ein metallisches Klirren von irgendwo
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