Die Verborgenen
außerhalb des Gebäudes schnitt ihm das Wort ab. Emma und Billy hoben ihre Köpfe. Die Arme ihrer Besitzer legten sich um die Hälse der beiden Hunde, drückten die Tiere fest an sich und gaben ihnen das Zeichen, sich nicht von der Stelle zu rühren und leise zu sein.
»Max«, flüsterte Robin, »was war das?«
Max nickte in Richtung des Vorhangs vor dem Fenster. »Feuertreppe.«
Robin dachte daran, wie Pookie behauptet hatte, dass es Wesen gab, die über Straßen hinwegsprangen und Gebäude hinaufkletterten.
Ein weiteres Klirren. Dann Stille.
»Robin, bist du sicher, dass wir nicht die 9-1-1 anrufen sollen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das können wir nicht. Wir wissen nicht, ob sie uns helfen würden.«
Und dann begriff Robin Hudson, wie dünn die Wände wirklich waren, denn sie hörte das Geräusch schwerer Schritte, das aus ihrer Wohnung drang.
Bleifuss
A dam fuhr nicht mehr wie ein alter Mann.
Andere Autos, der Lack des Magnum, Ampeln und sogar Fußgänger schienen ihm völlig gleichgültig zu sein. Noch vor ein paar Tagen hätte Bryan Adam wegen einer solchen Fahrweise in den Knast verfrachtet. Jetzt wünschte er sich, Adam würde sich noch rücksichtsloser verhalten, noch mehr Fahrzeuge schneiden und noch ein bisschen schneller fahren.
Aggie war noch immer mit der Handschelle an den Griff der Beifahrertür gefesselt. Er tat kaum mehr, als die Handschelle anzustarren.
Adam steuerte den aufgepeppten Magnum die Twenty-First Street entlang. Wann immer er die Chance hatte, wechselte er auf die linke Fahrbahn, um zu überholen. Das Dröhnen des Motors hallte von den Gebäuden zu beiden Seiten der Straße wider und übertönte die quäkenden Stimmen, die aus einem Empfänger im Armaturenbrett drangen, der auf Polizeifunk eingestellt war.
Der Magnum raste über ein Schlagloch. Schmerzen schossen durch Bryans Zahnfleisch und ließen ihn zusammenzucken.
»Bryan«, sagte Alder, »du musst stillsitzen! «
»Ich versuche es ja«, sagte Bryan. Jedenfalls wollte er es sagen. Er war nicht sicher, ob diese Worte tatsächlich aus seinem weit offenen Mund kamen. Alder saß neben Bryan auf der Rückbank. Zuerst musste er Bryans aufgerissenes Zahnfleisch nähen, bevor er sich der klaffenden Wunde in Bryans Wange widmen konnte. Blut bedeckte die Chirurgenhandschuhe des alten Mannes.
Möglicherweise stand ihnen allen noch einiges bevor. Alder hatte anhalten wollen, um Bryans Verletzungen zu versorgen, doch Bryan hatte gesagt, er sollte das während der Fahrt erledigen. Jedes Schlagloch, jeder Spurwechsel und jedes plötzliche Bremsmanöver machten die Bewegungen der Nadel noch schmerzhafter, doch das war Bryan egal.
»Noch einen«, sagte Alder. Er beugte sich vor; dann zog er die Nadel zurück. »Erledigt. Als Nächstes kommt die Wange, dann nehmen wir uns das Schlüsselbein vor. Es wird etwa eine Viertelstunde dauern, bis es wieder verheilt ist. Wenn die Knochen falsch zusammenwachsen, müssen wir es ohnehin wieder brechen.«
Alder öffnete ein Fach in der Lehne des Beifahrersitzes vor sich. Er nahm ein Gerät heraus, das Bryan nicht kannte, und machte es einsatzbereit.
»Hey, Cop«, rief Adam ihnen vom Fahrersitz aus zu. »Schlechte Neuigkeiten. Der Polizeifunk meldet gerade, dass wegen dir eine Fahndungsmeldung rausgegangen ist. Die behaupten, du hättest diese beiden SWAT -Typen umgebracht.«
Diese verdammte Schlampe. Zou wollte Bryan unbedingt festsetzen, weshalb sie ihm sogar den Mord an zwei Männern unterschob. Jeder Cop in der Stadt würde seine Waffe entsichern, um ihn zu erledigen. Der kurze Moment, in dem Bryan geglaubt hatte, Amy Zou tue das Richtige? Bryan war ein Narr gewesen, und jetzt mussten alle dafür bezahlen. Er schloss die Augen und versuchte, seine Schmerzen unter Kontrolle zu bekommen, die inzwischen von seinem Kopf in seinen ganzen Körper ausstrahlten. Seine Jacke hatte die Kugeln abgehalten, doch es war, wie Adam ihm erklärt hatte: Sie konnte nicht einfach die gesamte kinetische Energie verschwinden lassen. Bryans Rücken pochte. Sein rechter Arm tat fast genauso weh wie sein linker. Er versuchte, den Schmerz genau zu registrieren und dann gleichsam wegzupacken – er würde ihn mit Zinsen zurückgeben, sobald er Rex Deprovdechuk in die Finger bekam.
Bryans Handy summte. Eine Textnachricht. Ihr Inhalt schnürte ihm die Brust zusammen.
ROBIN HUDSON: JEMAND IST IN MEINER WOHNUNG.
KAM ÜBER DIE FEUERTREPPE REIN. BITTE BEEIL DICH!
Er wollte gerade ihre Nummer eingeben, hielt
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