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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Jugendlicher bedrängt und von einer Frau geschlagen zu werden, die einen eigentlich schützen sollte – und wie es war, von einem Mann missbraucht zu werden, der Liebe predigte.
    All diese Menschen hatten dem König Leid zugefügt. All diese Menschen mussten bestraft werden. Wie konnten sie es wagen, ihm wehzutun, wie konnten sie es wagen! Bryan und die anderen hatten sich auf die Suche gemacht, hatten beobachtet und waren auf die Jagd gegangen, bis die Gesichter aus den Träumen zu den Gesichtern aus Fleisch und Blut passten.
    Der Priester war der Erste gewesen. Er konnte nur einmal sterben, also hatten sie dafür gesorgt, dass es nicht zu schnell ging.
    Jetzt würden die Jugendlichen denselben Preis bezahlen.
    Bryan hatte es auf den blonden Jungen abgesehen, den Anführer, doch der war schwer zu finden. Er war eine schwierige Beute. Der schwarz gelockte Junge war anders. Was er tat, war vorhersehbar. Er kam oft hier vorbei.
    Es würde nicht genügen, den Jungen mit den schwarzen Locken einfach verschwinden zu lassen. Dazu war diesmal zu viel Wut, zu viel Qual im Spiel. Es war wie bei dem Priester. Diesmal musste es die Welt erfahren.
    Heil dem König.
    Der Junge mit den Locken kam um die Ecke. Bryan blieb ruhig und verharrte regungslos unter der Tarnung des Jägers. Nur seine Augen bewegten sich. Bryan war nicht der Klügste der Gruppe, das wusste er, doch er konnte jagen wie kein zweiter. Obwohl er so groß war, gelang es der Beute nie, ihn zu entdecken.
    Der Junge stolzierte über den Bürgersteig, als gehöre ihm die Straße. Es war sein Revier, sein Viertel, sein Territorium. Er war so groß, dass ihm die meisten Leute aus dem Weg gingen. Und zugleich war er noch so jung, dass er sich einbildete, alles in seinem Leben zu kontrollieren und glaubte, dass sich niemand mit ihm anlegen würde.
    Ein Mutterleib.
    Die Hitze der Jagd brannte unter Bryans Haut. Das Gefühl war so archaisch, dass es beinah an Lust grenzte. Bryan wollte töten, er musste töten.
    Die schwarzen Locken ragten unter der weißen Baseballkappe des Jungen hervor. Er trug eine dunkelrote Jacke, die auf der linken Seite der Brust mit den Buchstaben BC geschmückt war. Ein Adler mit nach hinten geschwungenen Flügeln und ausgestreckten Krallen schwebte zwischen beiden Buchstaben.
    Der Junge kam näher. Bryan atmete langsam ein und aus. Der Junge warf einen Blick auf Bryans Decken, rümpfte die Nase und sah weg. Dann war der Junge auf Bryans Höhe und gleich darauf zwei Schritte weiter. Dann erklang die Stimme.
    »Hilf … mir …«
    Die Stimme kam von irgendwo hinter dem schwarzen Gittertor. Der Junge blieb stehen und warf einen Blick durch die Stäbe in die Dunkelheit der Meacham-Place-Gasse. Bryan wusste, was der Junge sehen würde. Kümmerliche drei Meter hohe Bäume säumten die rechte Seite der Gasse. Ihre schmalen Stämme waren nicht einmal einen halben Meter von der Mauer des nächsten Gebäudes entfernt, ihre Blätter warfen schwarze Schatten wie lichtlose Pfützen auf den Bürgersteig. Auf der linken Seite befand sich das verfallene Gebäude des ehemaligen Waschsalons mit seinen zerbrochenen Fenstern und der von mehreren Graffiti-Schichten bedeckten Wand. Und in der Mitte lag ein bärtiger Mann in einem weißen Unterhemd, der schwach um Hilfe rief.
    Bryan wartete. Es waren noch immer einige Autos unterwegs. Sollte der Junge wegrennen, müsste Bryan ihn entkommen lassen. Nur wenn der Junge in die Gasse einbog, konnten Bryan und die anderen ihren nächsten Schritt tun.
    Schnapp dir den Köder.
    Der Junge sah nach links zu Boden, musterte noch einmal Bryans Decken und kam zum Schluss, dass er sich über den Obdachlosen keine Sorgen machen musste.
    Der Mann in der Gasse rief ein zweites Mal. Er war so leise, dass niemand außer dem Jungen ihn hören konnte. »Hilf mir, bitte. Ich bin verletzt.«
    Schnapp dir den Köder.
    Der Junge packte die schwarzen Gitterstäbe. Leise kletterte er über das Tor, wobei er sorgfältig darauf achtete, sich nicht an den Spitzen der Stäbe zu verletzen. Dann sprang er auf der anderen Seite hinab in die Gasse.
    Bryan bewegte sich lautlos und nur so weit, dass er die Post Street ins Auge fassen konnte. Sie war leer. Er konnte handeln. Leise stand er auf, blieb jedoch noch weit vornübergebeugt. Bryan achtete sorgfältig darauf, dass die große Decke wie eine Kapuze um sein Gesicht geschlungen blieb, sodass niemand sehen konnte, was sich darunter verbarg. Der stinkende Stoff ragte soweit neben seinem Gesicht

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