Die Verborgenen
Gefühlsregung. Sie ignorierten den Mexikaner.
Stattdessen bildeten sie einen Halbkreis um seine Frau.
Fünf Händepaare in schwarzen Handschuhen griffen nach ihr und packten sie an Armen und Beinen. Sie schrie.
»No!«, rief der Mann. »Déjenla en paz!«
Sie versuchte, sich zu wehren, aber sie hatte keine Chance.
… Seine Frau … Aggie dachte an seine eigene Frau … erinnerte sich an den Schuss … an das Blut …
Die Worte des Mannes verrieten, dass seine Stimmbänder extrem beansprucht waren. »Chinga a tu madre!« Speichel flog aus seinem Mund. In seinen weit aufgerissenen Augen funkelte mörderischer Wahnsinn. »Le mataré! Le mataré! «
Hellboy drückte auf eine Taste seiner Fernsteuerung. Die Kette der Frau wurde schlaff, genau wie zuvor bei ihrem Sohn. Die maskierten Männer drückten sie auf den Boden, ihr Körper war halb zwischen ihren weißen Roben verborgen.
Aggie stand einfach nur hilflos da. Er konnte nichts für die Frau tun. Er hätte höchstens die Aufmerksamkeit auf sich lenken können, doch wenn er das täte, würden sie möglicherweise ihn mitnehmen. Er blieb so regungslos wie möglich stehen.
Der Mexikaner umklammerte seine Halsfessel. Er zerrte daran und versuchte, seine Finger unter das Metall und das Leder zu schieben. Er sprang nach vorn, wobei er sich würgte. Wut und der Mangel an Sauerstoff ließen seine Augen aus ihren Höhlen treten.
Die blutige Hand der Frau schoss zwischen den weißen Roben hindurch nach oben, umkrallte die Luft und versuchte, ihren Mann zu erreichen.
»Hector!«
Der Mexikaner – Hector – konnte ihr nicht helfen.
Hellboy steckte die Fernsteuerung ein. Er packte das eine Ende der Holzstange, schob das andere in die Masse wimmelnder Körper und hakte es an der Halsfessel der Frau fest. Wie ein gut ausgebildeter Arbeitstrupp griffen die maskierten Männer rasch nach der Stange und schleiften die Frau über den Boden.
Hector schrie ihr stotternd etwas nach, das in keiner Sprache ein Wort war. Er versuchte, immer wieder nach vorne zu springen und an der Halsfessel zu zerren, die jedoch nicht nachgab. Blutfäden flogen aus seinem schreienden Mund. Jede Ader in seinem Gesicht stand vor wie auf einem Relief. Seine feuchten Lippen verzerrten sich zu einem Knurren hilfloser Qual.
Die Männer in den weißen Roben gingen durch die Zellentür davon, während sie die Frau hinter sich herzogen, bis sie nicht mehr zu sehen war.
Die Zellentür schloss sich. Die Ketten wurden gelockert.
Während sich seine Brust heftig hob und senkte und ein unartikuliertes Brüllen aus seinem Mund drang, stürmte Hector so schnell er konnte nach vorn. Er schaffte zehn Schritte und kam ein kleines Stück über das Loch in der Mitte des Raums hinaus, bevor sich die Kette metallisch rasselnd straffte. Seine Beine wurden unter ihm weggerissen, und er landete hart auf seiner linken Hüfte.
Hector versuchte nicht aufzustehen. Er begann zu weinen.
Das Echo der Schreie der Frau wurde schwächer und schwächer, bis es schließlich ganz verklang.
Langsam schüttelte Aggie den Kopf von einer Seite zur anderen. Das konnte nicht sein. Das konnte einfach nicht sein. Und doch war es so, und er war absolut nüchtern.
Das hier war die Wirklichkeit.
Er war im Arsch. Er war total im Arsch.
Kohle für den Motor
Ü blicherweise arbeiteten Pookie und Bryan in den frühen Morgenstunden, wenn die meisten Restaurants noch geschlossen hatten, doch das Pinecrest Diner war vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet. Es war ihr Stammlokal geworden, wenn sie sich irgendwo hinsetzen und einen Fall besprechen wollten. Bei Tag hielten sich immer ein paar Touristen im Pinecrest auf, doch um zwei oder drei Uhr nachts war es leicht, dem Dutzend Besucher zu entgehen, die Aufschriften wie ICH LIEBE SAN FRANCISCO oder PSYCHIATRIEPATIENT AUS ALCATRAZ AUF FREIGANG auf ihren T-Shirts trugen.
Pookie hoffte, dass Black Mr. Burns gute Informationen zu bieten hatte. Sie brauchten wirklich einen Durchbruch in diesem Fall. Eierkratzer Boyd hatte Alex Panos und Issac Moses nirgendwo finden können. Beide galten noch immer als vermisst. Entweder waren die Jugendlichen tot und ihre Leichen würden schon bald gefunden werden, oder sie versteckten sich irgendwo. Pookie vermutete Letzteres.
Und Bryan? Ein paar Stunden Ruhe zusammen mit seinem alten Herrn würden Wunder wirken. Mike Clauser schaffte es immer wieder, dass man alles um sich herum vergaß – außer Mike Clauser. Der entscheidende Punkt: Bryan hatte die beiden
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