Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
hinterhergerufen, als er schon auf der Flucht zu seinem Wagen gewesen war, die Tasche mit den wertvollen Dokumenten fest im Griff. Und er hatte ihn tatsächlich noch erwischt. Nach Mt. Isa konnte Albert nicht, um sich behandeln zu lassen. Dort würden James und George Hunter und eventuell auch die Polizei zuerst nach ihm suchen.
Albert warf einen weiteren Blick auf den dünnen roten Faden, der ihm die Wade hinunterlief und allmählich die Bodenmatte des Wagens dunkel verfärbte.
Ausriss eines Zeitungsartikels aus der
Hobart Times vom 19. 02. 1952,
Phebe₋Parkinson₋Archiv, Archivnummer 070
Roseberry. – Ein Farmhaus in Roseberry brannte gestern bis auf die Grundmauern ab. Zurück blieben nur der gemauerte Schornstein und verbogenes Blech vom Dach. Zeugen berichteten, dass die Flammen binnen kürzester Zeit vom Farmhaus auf die trockene Grasebene übergegriffen hätten. Glücklicherweise wurde das Feuer wenig später von einem heftigen Regenschauer gelöscht. Martin Kiehl, der Besitzer, war mit seiner Familie übers Wochenende nach Hobart gereist; bei seiner Rückkehr fand er nur noch die traurigen Überreste seiner Farm vor.
»Dieses Haus war der Mittelpunkt unserer Familie. Mit ihm sind auch unsere Erinnerungen verbrannt. Unsere Familienfotos, alte Briefe und Bilder, die noch meine Mutter gemalt hatte, alles ist nun für immer verloren«, sagte der erschütterte Farmer.
Auf die Frage, was den Brand verursacht haben könnte, antwortete Kiehl: »Was mir seltsam erscheint, ist, dass erst letzte Woche jemand in das Haus meines Cousins in Mt. Isa, Queensland, eingebrochen ist. Mein Cousin rief daraufhin an und warnte uns, weil er den Eindruck hatte, wir könnten ebenfalls zur Zielscheibe dieses Einbrechers werden.«
Vielleicht, so Martin Kiehl, sei die Vermutung, die beiden Ereignisse stünden in Verbindung, weit hergeholt. »Doch wer immer unsere Farm zerstört hat, sollte wissen, dass es ihm vollständig gelungen ist. Es ist alles verbrannt«, erklärte der Farmer verbittert. »Es wird wohl Jahre dauern, ehe die Familie sich von diesem schweren Verlust erholt hat.«
Bergisches Land, 17. Mai 2011
I ch bin dir so dankbar, dass du mitgekommen bist. Ich wüsste, ehrlich gesagt, nicht, wie ich das alleine durchstehen soll.«
Lambert legte den Arm um Katjas Schulter und zog sie freundschaftlich an sich. »Ehrensache.«
Sie waren auf dem Weg ins Bergische Land zu Albert von Beringsens 90. Geburtstag. Unglaublich, dass es nun schon ein Jahr her war, seit Katja sich auf die Reise nach Papua-Neuguinea gemacht hatte, um Phebes Beerdigungszeremonie beizuwohnen. Damals hatte sie dankbar die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um der Geburtstagsfeier von Großvater Albert fernzubleiben. Auch dieses Jahr hatte Katja eigentlich vorgehabt, die Feierlichkeiten zu schwänzen. Es war ja gerade erst ein paar Wochen her, dass sie zuletzt hier gewesen war, um sich sein Angebot anzuhören. Doch nach allem, was seither vorgefallen war, hatte sie ihre Meinung geändert.
Lambert strich ihr eine Strähne hinters Ohr und schloss sein Fenster bis auf einen Spaltbreit.
»Bist du sicher, dass du fahren kannst?« Sie hob eine Braue.
»Da hab ich schon ganz andere Spritztouren überlebt«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. In Gedanken nahm sie die Begegnung mit ihrer Familie vorweg und sah vor ihrem inneren Auge, wie sie und Lambert auf die Gäste wirken würden. Keine Frage, ihre Blessuren würden unweigerlich die Blicke auf sich ziehen. Der faustgroße Bluterguss an ihrer Schläfe war selbst dann nicht zu übersehen, wenn sie ihr Haar darüber drapierte oder die Stelle mit Make-up abzudecken versuchte. Abgesehen davon hatte sie eine auffällige Schnittwunde über dem rechten Auge und eine weitere quer über der Wange. Beide Wunden waren nicht tief, doch die Fäden waren gerade erst gezogen worden, die Narben noch längst nicht verblichen. Das zerbrochene Fensterglas des Unfallwagens hatte ihr noch weitere Schnittwunden am ganzen Körper zugefügt, doch die wurden von ihrem Hosenanzug bedeckt. Ihr Knie, das irgendwann während des Unfalls in das Armaturenbrett gekracht sein musste, schimmerte bunt. Sitzend konnte sie es ganz gut aushalten, doch sobald sie aufstand und sich bewegte, verzog sie ihr Gesicht jedes Mal zu einer schmerzvollen Grimasse.
Ein Blick auf Lambert bestätigte ihr, dass er die körperlichen Strapazen weitaus besser weggesteckt hatte. Die Beule auf seiner Stirn war zwar noch immer angeschwollen, doch bereits im Abheilen
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