Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
legte begütigend die Hand auf ihren Oberarm. »Es lohnt sich, glauben Sie mir. Die Aussicht wird Sie für den mühsamen Aufstieg mehr als entlohnen.«
Katja blinzelte gegen die Sonne.
»Also gut. Gehen wir.« Sie hielt sich dicht hinter Lambert, konnte aber nach einer Weile nicht länger Schritt halten.
»He, könnten Sie vielleicht ein bisschen vom Gas gehen? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich kein Sportass bin.« Lambert drehte sich um. Im selben Augenblick wurde ihr bewusst, dass er in ein vor Anstrengung rot geflecktes Gesicht blickte, und sie beeilte sich, auf den Boden zu schauen. Lambert stemmte die Fäuste in die Hüften. Er wartete, bis sie zu ihm aufschloss. Bei ihm angekommen, fand sie zum ersten Mal Gelegenheit, sich umzuschauen. Der Vulkan war tiefgrün bewachsen, nur der Wanderpfad schlängelte sich durch die Vegetation und gab den Blick auf vulkanisches Gestein frei. Katja schaute aufs Meer hinaus. Der Pazifik glitzerte endlos unter ihnen. Nicht weit entfernt, wo ein Riff die Oberfläche brach, kräuselte sich die See in winzigen Wellen und ließ weiße Gischt aufspritzen. Weiter hinten sah sie eine Inselgruppe, die Duke of York Islands, wie Lambert ihr erklärte. Als sie sich umdrehte, blickte sie auf die Berge. Hoch, dicht mit riesigen Bäumen bewachsen und von milchigem Dunst umgeben. Als sie nach unten schaute, blieb ihr Blick an dem staubigen Grau haften, unter dem Rabaul verborgen lag. Sie verzog den Mund, denn sie meinte selbst hier oben den unangenehmen Geruch von Schwefel in der Nase zu spüren.
Lambert starrte unbewegt in die Weite, aufs Wasser hinaus. Katja beobachtete ihn. Er schien abwesend, war mit den Gedanken meilenweit entfernt.
»Wollen wir weiter?«, forderte Katja ihn schließlich auf. Lambert fuhr leicht zusammen.
»Ja, natürlich.« Ohne ein weiteres Wort wandte er sich wieder dem Weg zu und ging voran, bis sie oben am Kegel angelangt waren. Lambert hielt Katja zurück, als sie zum Kraterrand gehen wollte, um hineinzuschauen.
»Seien Sie vorsichtig. Sie wären nicht die Erste, die der Schwindel gepackt hätte.« Katja blieb stehen. Sie war tatsächlich nicht schwindelfrei und nahm dankbar die Hand, die Lambert ihr reichte. Sie trat hinter ihn und schaute über seine Schulter in die Tiefe hinab. Fast war sie ein bisschen enttäuscht. Dort unten brodelte keine glühende Lava, sie sah überhaupt nichts Bedrohliches, nur hier und dort stieg ein wenig Dampf aus der wie mit grünem Vlies bedeckten Erde.
»Da wären wir also. Am Rande des Vulkans. Na, wie gefällt Ihnen das?«, fragte Lambert, als erwarte er nichts weniger als pure Begeisterung.
Katja schoss die Frage durch den Kopf, wie viele Frauen er wohl schon hier hochgeschleppt haben mochte, die sich entsprechend enthusiastisch gezeigt hatten.
»Nicht schlecht«, entgegnete sie daher leicht unterkühlt, um ihm keine weitere Steilvorlage für sein, wie sie fand, ohnehin großes Ego zu liefern. Der Arzt hob die Brauen.
»Nicht schlecht?«, hakte er ungläubig nach. Katja hob die Schultern. Lambert schürzte amüsiert die Lippen und legte den Rucksack ab.
»Hungrig?«, fragte er sie mit einem Seitenblick.
»Ich könnte einen Bären verdrücken.«
Lambert schmunzelte. »Damit kann ich leider nicht dienen. Wie wäre es mit einem Hühnchen-und-Avocado-Sandwich als mickrigem Ersatz?«
Gegen ihren Willen musste Katja lächeln.
»Hört sich gut an. Wenn ich gewusst hätte, was mir heute bevorsteht, hätte ich selbst etwas mitgebracht.«
»Machen Sie sich mal keinen Kopf. Das gehört zum All-Inclusive-Service.«
Wieder kam Katja die Frage in den Kopf, wie viel von dem, was sie heute von Lambert zu hören bekam, möglicherweise Teil einer Verführungsroutine war. Wollte er etwa was von ihr? Lambert ging in die Knie und öffnete seinen Rucksack, aus dem er zwei in Wachspapier eingewickelte Sandwiches hervorholte. Eines davon reichte er Katja, die sich neben ihn ins Gras gesetzt hatte und auf das Meer hinausblickte.
»Stapisi.«
»Wie bitte?«
» Stapisi, das heißt so viel wie enjoy. «
Katja nickte abwesend. »Ja, danke, das werde ich. Sie haben nicht zufällig auch etwas zu trinken eingepackt, oder?«
Lambert reichte ihr eine Flasche Wasser.
»Hier, rein zufällig.« Er ließ sich neben ihr ins Gras fallen und wickelte sein Sandwich aus. Sie tat es ihm gleich und biss herzhaft hinein.
»Hm, gut.« Noch bevor sie ihren Bissen runtergeschluckt hatte, nahm sie einen großen Schluck Wasser. Sie fühlte, dass Lambert
Weitere Kostenlose Bücher