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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Gedanken. Verlegen fuhr sie sich übers Gesicht.
    »Doch, doch, ich bin so weit ganz okay. Keine Sportskanone, aber solange Sie mich nicht gleich im Laufschritt einen Berghang hochjagen, sollte ich eigentlich mithalten können.« Sie fuhren die Küstenstraße entlang in Richtung Rabaul. Katja blickte auf die Blanchebucht hinaus. Lambert zeigte mit dem Finger auf einen der Vulkane am gegenüberliegenden Ende der Bucht.
    »Das ist Mount Tavurvur, der 1994 Rabaul in Schutt und Asche gelegt hat. Sehen Sie das? Er ist noch immer aktiv.« Jetzt sah sie es auch. Weißer Rauch, der über dem Kegel aufstieg. Sie nickte Lambert zu. Dieser setzte den Blinker, um einen Pick-up zu überholen, auf dessen Ladefläche sich viel zu viele Arbeiter drängten.
    Katja nutzte seine Konzentration auf den Verkehr, um ihn sich etwas genauer anzuschauen.
    Das Morgenlicht hatte einen bläulichen Schatten auf sein unrasiertes Kinn gelegt. Tropengebleichtes Haar, das Gesicht gebräunt, aber nicht übermäßig. Nicht wie die Urlaubshaut eines Touristen. Nein, Lambert sah eher so aus wie einer, der es nicht vermeiden konnte, mitunter in der Sonne zu sein. Wie lange er wohl schon hier lebte? Die Sonneneinstrahlung hatte bereits erste aggressive Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen. Bei hellen Hauttypen ging das verdammt schnell. Feine Linien unter den Augen, die in wenigen Jahren zu tiefen Falten werden würden. Auch die Nasolabialfalten, die beiden Linien zwischen Nase und Mundwinkel, waren schon ziemlich ausgeprägt. Zusammen mit seinem kantigen Kinn und dem strähnigen Haar, das gut mal wieder eine Schere vertragen konnte, verlieh ihm der Dreitagebart einen leicht verlebten Eindruck. Ein wenig mehr Pflege würde an diesem Mann wahre Wunder bewirken.
    Katjas Blick wanderte bemüht unauffällig von Lamberts Gesicht den Körper hinunter. Er trug ein verwaschenes T-Shirt mit irgendeinem Werbeaufdruck, knielange Shorts, ein Paar knöchelhoher Arbeitsstiefel. Lamberts Look ging deutlich in Richtung Macho, urteilte Katja. Doch der herbe Charme des Nachlässigen kleidete ihn. Eine Art verwilderter James Bond, und es würde sie kein bisschen wundern, wenn Lambert wie dieser auch in Badehose eine gute Figur abgäbe. Die Tatsache, dass er sie aufgefordert hatte, ihre Badesachen auf den Tagesausflug mitzunehmen, gab ihr Grund zu der Annahme, dass sie es schon bald herausfinden würde.
    Lambert beendete das Überholmanöver und scherte vor dem Pick-up ein, dessen Fahrer träge die Hand zum Gruß hob. Eine Geste, die Lambert erwiderte. Katja richtete ihren Blick auf die schmale Straße vor ihnen.

    »Ist das Ihr Ernst? Sie wollen, dass ich einen Vulkan hochklettere?« Lambert ließ sich von dem panischen Unterton in Katjas Stimme nicht aus der Ruhe bringen. Er schloss den Wagen ab, warf sich seinen Rucksack auf den Rücken und bedeutete ihr mit dem Finger, in welche Richtung es ging. Widerwillig schulterte sie den eigenen Rucksack, beschirmte die Stirn mit der Hand vor der Sonne und sah nach oben, den Berg hinauf und wieder hinunter. Mount Kombiu las sie auf dem Schild am Parkplatz. Der Vulkan lag siebenhundert Meter über dem Meeresspiegel und war damit der höchste Berg von New Britain. Aus dem Kegel schmauchte es. Lambert, der ihrem Blick gefolgt war, ahnte ihre Besorgnis.
    »Die Einheimischen nennen ihn nur Mother. Hört sich doch beruhigend an, finden Sie nicht?«
    »Mother?«
    Lambert setzte sich in Bewegung, Katja folgte ihm zögernd. »Ich glaube, der Name rührt daher, dass Mother zuerst da war und die kleineren Vulkane neben ihr erst später aus dem Ozean gewachsen sind. Wie Pilze oder wie Kinder eben«, sagte er über die Schulter hinweg.
    »Wenn dieser Vulkan angeblich so harmlos ist, warum qualmt er dann wie dieser Tavurvur, von dem Sie eben sagten, er hätte Rabaul in Schutt und Asche gelegt und sei noch aktiv?«
    Lambert blieb stehen, klemmte die Daumen auf Brusthöhe unter die Schulterriemen seines Rucksacks und seufzte tief. Dann drehte er sich erneut zu ihr um.
    »Jetzt machen Sie sich mal locker. Haben Sie denn gar kein Vertrauen in das Wissen der Einheimischen? Mount Kombiu gilt als harmlos, weil er harmlos ist. Ich selbst war bestimmt schon ein halbes Dutzend Mal dort oben, ohne dass es eine einzige brenzlige Situation gegeben hätte.« Katja blickte noch immer skeptisch drein. »Also was nun? Wollen Sie oder wollen Sie nicht?« Lamberts Stimme klang ungeduldig, fast schon genervt. Dann aber trat er ein paar Schritte auf sie zu und

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