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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Oder wenn man alles vergessen hatte. Doch da war weit und breit kein anderes Auto, und den Kia hatte sie längst wieder unter Kontrolle. Bei ihrem Pech wäre ein Unfall sowieso anders ausgegangen, als sie sich das jetzt ausmalte. Katja stellte die Scheibenwischer wieder auf die höchste Stufe, schaltete das Radio ein und fuhr nach Strahan.

    Strahan sah genau so einsam und verlassen aus, wie ihr zumute war. Kaum ein Mensch auf der Hauptstraße, was bei dem Sauwetter allerdings auch nicht weiter verwunderlich war. Katja steuerte den Wagen in eine Haltebucht vor dem lokalen IGA, einer kleinen Supermarktkette. Gary hatte ihr den nicht sehr viel versprechend klingenden Tipp gegeben, im örtlichen Laden nach Rosie zu fragen. Sie schlug die Wagentür zu und hastete zum Eingang. Der Regen fiel noch immer in schweren Schnüren vom eisgrauen Himmel. Der kräftige Seewind schien sie nur an sich zu reißen, um sie Katja mitten ins Gesicht zu spucken. Als sich die Schiebetür des IGA hinter ihr geschlossen hatte, schüttelte sie sich wie ein Hund das Wasser aus dem Haar. Ziellos schlich sie durch die engen Gänge, nahm schließlich einen Karton Orangensaft aus dem Kühlregal und ging damit zur Kasse. Sie legte den Saft aufs Band und hielt der Kassiererin das Geld hin. Es kostete sie Überwindung, doch dann erinnerte sie sich daran, dass Garys seltsame Methoden schon einmal funktioniert hatten.
    »Können Sie mir sagen, wo ich im Ort eine Rosie finde?«, hörte sie sich sagen.
    Die übergewichtige Mittvierzigerin öffnete die Registrierkasse und klaubte geräuschvoll das Wechselgeld zusammen.
    »Rosie McDonnell? Yep. Die betreibt den Caravan Park am Ortsausgang. Hell’s Gate. Kannste nicht verfehlen, Sweetheart. « Sie drückte ihr die Münzen in die Hand, ohne von der Kasse aufzuschauen. Halb ungläubig über diesen schnellen Erfolg bedankte Katja sich und lief zurück zum Wagen. Sie trank einen Schluck vom Orangensaft, schraubte den Deckel wieder zu und legte den Karton auf den Beifahrersitz. Ihre Gedanken kamen von den Erkenntnissen der letzten Nacht nicht los, kreisten immer wieder um die gleichen Bilder, ließen sich einfach nicht abstellen. Genauso wenig wie der Schmerz, den sie auslösten. Katja öffnete den Verschluss ihrer Kette und ließ den Ring auf ihre Hand gleiten. Aus alter Gewohnheit fuhr ihr Finger die Einbuchtung nach, die der Hubschrauberabsturz verursacht hatte. Für immer. Sie schnaubte verbittert.
    Wenig später lenkte sie den Wagen auf die Hauptstraße und parkte an der verlassenen Hafenpromenade. Wellen wie aus schwarzem Tee klatschten an die Kaimauer, drängten sich am Beton nach oben, nur um wütend zurückzufallen. Der Regen kam jetzt mit Wucht von der Seite und schlug Katja wie eine Ohrfeige ins Gesicht, als sie sich in großen Schritten dem Pier näherte. Die Knöchel ihrer rechten Hand, die den Ring fest umklammert hielt, zeichneten sich weiß von der vor Kälte geröteten Haut ab. Außer einem alten Mann, der sich in seinem schaukelnden Boot mit einer Plane abmühte, war keine Menschenseele zu sehen.
    Zielstrebig stapfte sie auf das Pierende zu. Dort angekommen, schob sie die zu Fäusten geballten Hände in die Hosentaschen und schaute auf die wütende See hinaus. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie endlich ihre Hand herauszog und Michaels Ring mit aller Kraft ins Wasser schleuderte. Ohne den Blick vom Meer zu wenden, zog sie dann ihren Ehering vom Finger und warf ihn hinterher. Ihre Arme hingen schlaff herab.
    Wer war sie jetzt eigentlich? Sie biss die Zähne aufeinander. Jedenfalls nicht mehr die Frau, die Michael geliebt hatte. Katja Gruner. Sie trug den Namen des Mannes, mit dem sie den Rest ihres Lebens hatte verbringen wollen. Dass sie seinen Familiennamen angenommen hatte, war ihr Bekenntnis zu ihm gewesen. Sie gehörte so viel mehr zu ihm als zu ihrer Familie, es war ihr ein Leichtes, diesen Schritt zu tun. Mehr noch, sie hatte sich geradezu übertrieben auf diese formelle Änderung gefreut, die damit verbundene Ämterrennerei machte ihr überhaupt nichts aus. Sie hatten die Namensfrage vor der Hochzeit natürlich besprochen.
    »Willst du nicht lieber deinen Namen behalten?«, hatte Michael sie gefragt. »Ohne Not ein schnödes Gruner gegen das elegante von tauschen? Das würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen.«
    Katja hatte nur gegrinst. Nein, kein von Beringsen mehr und auch kein alberner Doppelname. Gruner erschien ihr für den neuen Lebensabschnitt gerade

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