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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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richtig. Ein Name, der so selbstverständlich klang, dass man gar nicht erst auf den Gedanken kam nachzufragen, woher der eigentlich kam. Bis gestern hatte sie ihre Entscheidung von damals nie angezweifelt oder gar bereut. Jetzt war alles anders.
    Sie trug den Namen eines toten Mannes, der sie zuletzt nicht mehr gewollt hatte. Der drauf und dran gewesen war, sich wegen einer anderen von ihr zu trennen, und den nur der Tod daran hindern konnte, Vater einer anderen Familie zu werden.
    Wer also war sie?
    Sie atmete heftig ein und aus, machte kehrt und ging zum Wagen. Erschöpft sank sie in den Sitz, lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Dicke Tropfen lösten sich von ihrer Stirn und liefen Katja wie Tränen übers Gesicht. Sie fuhr sich mit dem Oberarm über Augen und Stirn, startete den Motor und machte sich auf den Weg zum Hell’s Gate.

    Eine schlanke Frau mit grauer Kurzhaarfrisur lehnte sich aus dem Fenster der Holzhütte, hinter der die Eingangsschranke für den Caravan Park lag. Katja öffnete das Fenster der Beifahrerseite und beugte sich quer über den Sitz.
    »Rosie McDonnell?«
    »Und wer will das wissen?« Die Augen der Frau blickten misstrauisch, als sie den Kopf schräg legte.
    Katja seufzte innerlich auf. Wahrscheinlich war sie in einem dieser Nester gelandet, wo man Fremden grundsätzlich mit Misstrauen begegnete. Ihr Ansinnen ließ sich aber nicht in zwei Sätzen erklären. Sie versuchte es trotzdem.
    »Gary aus Mt. Isa in Queensland hat mich geschickt. Es hat mit Ihrem Vater Martin zu tun.« Rosies Neugier schien geweckt.
    »Können Sie fünf Minuten warten?«, fragte sie. »Dann löst mich meine Cousine ab.« Sie musterte Katja unverhohlen. Diese schob eine tropfende Strähne hinters Ohr und versuchte zu lächeln. Ihre Mundwinkel zitterten, als sie zustimmend nickte. Sie war sich bewusst, dass sie ein Bild des Elends abgab.
    »Wenn Sie wollen, fahren Sie mir dann einfach nach. Ich lade Sie auf ’ne Tasse Tee ein. Oder von mir aus auch auf was Stärkeres«, setzte sie nach, als Katja in die Faust nieste.

    Rosies Haus stand auf einer Anhöhe direkt über dem Meer. Sie saßen in der Küche, mit Blick auf die stürmische See. Katja rubbelte sich das Haar mit dem Handtuch trocken, das Rosie ihr aufgenötigt hatte. Sie hängte es über die Stuhllehne und umfasste den dampfenden Becher vor sich mit beiden Händen. Rosie kehrte mit einer Flasche Bundaberg Rum aus der Küche zurück und goss erst einen ordentlichen Schluck in Katjas Becher, dann in ihren eigenen. Mit einem Ächzen ließ sie sich auf den Stuhl fallen, drehte die Flasche zu und hob den Becher.
    »Cheers, auf die gute alte Farm in Queensland. Ich war als Kind in den Ferien dort. Gute Erinnerungen. Die Pferde, die Stockmen. Ein großer Spaß für ein kleines Mädchen. Bis auf den Staub und die Fliegen natürlich.« Sie schüttelte den Kopf und lachte. Katja trank einen Schluck. Die Wärme des Rums breitete sich wohlig in ihrem Körper aus. Gleichzeitig übermannte sie eine bleierne Müdigkeit, und sie setzte sich aufrecht hin, um sich wach zu halten. Sie hatte Rosie bereits erzählt, dass sie wegen ihrer Großmutter Johanna hergekommen war. Schneller als erwartet schien die ältere Dame Vertrauen zu fassen, denn jetzt verschwand sie in einem der Zimmer, um kurz darauf mit einem Notizbuch aufzutauchen. Rosie legte es zwischen ihnen auf den Küchentisch. Ihre dürren Finger mit den knotigen Gelenken trommelten auf den zerschlissenen Ledereinband, als würde sie darüber nachdenken, wie viel sie der Fremden anvertrauen könnte.
    »Hat Ihr Vater in diesem Haus hier gelebt?«, fragte Katja, um das Schweigen zu brechen.
    »Ja, es ist mein Elternhaus. Gefällt es Ihnen?«
    Katja nickte. Alte Steinmauern, ein Kamin, heulender Wind und das wilde Meer. Was gab es daran nicht zu mögen?
    »Schwer zu glauben bei dem Regen heute, aber 1952 ist das gesamte Haus bis auf die Grundmauern abgebrannt. Brandstiftung. Bis heute weiß man nicht, wer es war. Gott sei Dank hat die Versicherung trotzdem gezahlt, und Vater konnte unser Heim wieder aufbauen.«
    »Das tut mir leid. Sicherlich haben Sie viel verloren, was keine Versicherung der Welt ersetzen kann.«
    »Das können Sie laut sagen. Eine Schande ist das, aber leider nicht zu ändern.« Rosie nahm einen kräftigen Schluck und stellte den Becher so hart ab, dass ein paar Tropfen über den Rand schwappten. Sie wischte sich die Finger an ihrer Hose ab, griff zum Notizbuch und stellte es hochkant vor sich

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