Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
waitman!« (Ich habe nicht gelogen. Es gibt Krokodile im Fluss, aber sie haben noch niemals einen Weißen gefressen.)
Ich war so verdutzt, dass ich darauf nichts erwidern konnte, doch im Nachhinein muss ich gestehen, dass ihre Erklärung eine gewisse Logik hatte. Bevor ich nach Hause lief, bat ich die Frau, sie demnächst im Dorf besuchen zu dürfen, um ihre Kinder beim Spielen zu malen. Sie hat es mir erlaubt.
Papua-Neuguinea 2010
K atja war bereits seit zwei Wochen aus Tasmanien zurück und hatte sich in ihrer gewohnten Art in den Arbeitsalltag des St. Mary’s gestürzt. Es gab mehr als genug zu tun, um die Bilder von Michael und Mara in den Hintergrund zu drängen. Wie schon die Jahre zuvor in Köln betäubte ihr unermüdlicher Einsatz den Schmerz. Tagsüber ging es ihr ganz gut. Solange sie beschäftigt war, fiel ihr das Vergessen leicht. Doch nachts kehrten die Dämonen zurück. Dann kamen die Träume und mit ihnen die Bilder von Michael und Mara, eng umschlungen im Liebesakt. Oft wachte sie schweißgebadet auf. Wie hatte sie sich nur so in Michael täuschen können? Manchmal kam ihr die Entdeckung seiner Beziehung zu Mara wie ein Trugbild vor, wie ein Alptraum, aus dem sie nur endlich erwachen musste. Manchmal ertappte sie sich am frühen Morgen, wenn sie ihren Schutzschild noch nicht hochgefahren hatte, wie sie sich in der altvertrauten Weise an Michael erinnerte. So, als hätte sie die Fotos aus der Lodge auf Tasmanien nie gesehen. Es schmerzte sie jedes Mal physisch, wenn sie sich in Erinnerung rief, dass Michael ihr etwas vorgemacht hatte. Sie besaß noch immer den Digitalchip, es gab keinen Zweifel. Außerdem hatte Rolf die Affäre zwischen Michael und Mara bestätigt. Wie lange ging das schon so? Wahrscheinlich schon länger, als Rolf zugab. Er wollte sie ja nicht mehr verletzen als unbedingt notwendig. Das hatte er ihr am Telefon gestanden, wobei sie ihm die Wahrheit aus der Nase ziehen musste. Was war eine notwendige Verletzung? Wer bestimmte, wie viel Wahrheit man einem Menschen zumuten konnte oder musste, bevor er begriff, dass seine Erinnerungen falsch waren? Dass sein Leben auf der Lüge eines anderen aufgebaut war?
Katja wollte ihre Wut nicht ersatzweise an Rolf auslassen, hatte es dann aber im ersten Schmerz doch getan, auch weil er sie dazu ermuntert hatte. Das Schlimmste war Maras Schwangerschaft. Sie wusste von Michael, dass er sich Kinder wünschte, seit sie ihn kannte. Er wollte – und das hatte er ihr bereits im ersten Jahr ihres Zusammenseins gesagt – so bald wie möglich eine richtige Familie. Das wollte sie auch, nur nicht so schnell. Ihr Plan war, einige Jahre Vollzeit an ihrer Karriere zu arbeiten und erst dann Mutter zu werden, wenn sie sich in der Klinik ein Standing erarbeitet hätte, das ihr erlauben würde, für ihre Zeit des familiären Rückzugs ein paar Bedingungen zu stellen. Wie oft hatte sie sich mit Michael über den rechten Zeitpunkt, um Kinder zu haben, gestritten! Mehr als einmal war ihre Beziehung wegen dieses Themas bis zum Zerbersten gespannt gewesen. Und nun das. Welch eine Ironie des Schicksals!
Dabei hatte sie sich zwei Monate vor seinem Tod dazu entschlossen, die Pille abzusetzen, war bereit gewesen, Mutter zu werden. Sie hatte nur noch keine Gelegenheit gefunden, es Michael zu sagen. Diesen wichtigen Moment in ihrer Ehe wollte sie mit ihm feiern, wollte ihn mit ihrer Entscheidung überraschen. Doch weil sie beruflich wie so oft sehr eingespannt gewesen war, hatte sie es wieder und wieder aufgeschoben. Und dann hatte ihr diese Frau dazwischengefunkt. Ein Techtelmechtel hatte ihr offenbar nicht gereicht, sie musste sich auch noch schwängern lassen. Was war das nur für eine Frau? Wie tickte eine, die einer anderen den Mann wegnahm? Der es scheinbar gleichgültig war, dass dieser Mann gebunden und nicht mehr zu haben war?
Vielleicht sollte sie doch noch einmal Rolf anrufen und ihm diese Fragen stellen, die sie seit ihrem letzten Gespräch immerzu quälten: Wieso? Wieso hatte Michael ihr das angetan? Liebte er sie nicht mehr? War es das? Und wer war diese Mara, dass sie sich ausgerechnet ihren Mann schnappen musste, um ihre verdammten Bälger zu kriegen?
Damit war es ja nun nichts geworden, stellte Katja beinahe hämisch fest und erschrak noch im selben Moment über die eigene Kälte. Doch sie konnte eine gewisse Genugtuung über diese letzte Wende nicht leugnen. Sie lebte noch, und diese Frau war tot.
Lambert zeigte sich seit ihrer Rückkehr aus
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