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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Australien von seiner rücksichtsvollen Seite. Besorgt nahm er zur Kenntnis, wie sie sich in die Arbeit stürzte. Es war offensichtlich, dass sie sich überarbeitete, aber darüber reden konnte er mit ihr nicht. Katja mauerte schon beim geringsten Versuch, sie auf ihre Überstunden hinzuweisen, die allmählich ein beängstigendes Ausmaß annahmen. Einmal redete Lambert ihr nach einer gemeinsamen OP vor Joy und zwei weiteren Schwestern ins Gewissen.
    »Wenn Sie so weitermachen, klappen Sie demnächst zusammen. Haben Sie sich in letzter Zeit mal im Spiegel angeschaut?«
    Katja drehte ihm das Gesicht zu. Unter ihren Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab.
    »Bin ich Ihnen etwa nicht schön genug?«, reagierte sie scharf. Lambert schüttelte resigniert den Kopf und ließ sie stehen. Doch Katja spürte nichts. Keine Erschöpfung, keine Trauer, keine Wut. Sie wollte einfach nur vergessen. Nichts half ihr dabei mehr als die Arbeit. Wie eine alte Freundin, auf die in der Not Verlass war.

    Nach zwei Wochen erhielt sie einen Brief von der Krankenhausleitung, der Pfarrer Reuter vorstand. Aus arbeitsrechtlichen Gründen habe man ihr Arbeitsverhältnis überdenken müssen, hieß es darin. Unvorhersehbare Änderungen im Visa-Abkommen zwischen Deutschland und Papua-Neuguinea nötigten die Leitung des St. Mary’s, sie zur sofortigen Einstellung ihrer Tätigkeit aufzufordern.
    Reuter warf sie raus? Hatte das etwas mit ihren Überstunden zu tun? Katja war perplex, Lambert außer sich vor Wut. Er stürmte Reuters Büro und ließ seinem Zorn freien Lauf. Reuter ließ sich von Lamberts Beschimpfungen nicht provozieren und erklärte ihm in aller Ruhe die Sachlage, die ihn und die Leitung zu diesem Schritt gezwungen hätte. Das Problem lag darin, dass Katja Papua-Neuguinea verlassen hatte und nach Australien geflogen war. Damit hatte sie gegen die Auflagen ihres Arbeitsvisums verstoßen, weshalb die örtlichen Behörden es mit sofortiger Wirkung aufhoben. Sosehr Lambert auch tobte, Reuter beharrte darauf, dass Katja zunächst nach Deutschland zurückkehren müsse, wenn sie weiterhin bei ihnen arbeiten wolle. Katja beschwichtigte Lambert, versicherte ihm, dass sie sich, zurück in Deutschland, unverzüglich um die Angelegenheit kümmern und, sobald sie das neue Visum in Händen hielte, sich wieder auf den Rückweg zum St. Mary’s machen würde.

    Katja buchte einen Flug nach Deutschland. Die verbleibenden drei Tage bis zu ihrer Abreise, in denen sie bereits nicht mehr arbeiten durfte, wollte sie nutzen, um mehr über Johanna und Miti herauszufinden. Sie brauchte sowieso einen Ersatz für die Krankenhausarbeit, um sich abzulenken, um keine Leere aufkommen zu lassen, um nicht wieder endlose Stunden über Mara und Michael nachzugrübeln. Johannas Tagebuch hatte die Missionarsfrau so lebhaft aus Katjas Vorstellung heraustreten lassen, als stünde sie leibhaftig vor ihr. Es musste noch mehr über sie zu entdecken geben. Katja bat Takari, ihr dabei zu helfen.
    Johanna hatte gemalt, das wusste Katja aus dem Tagebuch. Es müsste doch möglich sein, einige ihrer Zeichnungen oder Gemälde auf der Insel zu finden! Vielleicht hatte sie Miti porträtiert, möglicherweise auch ihren Alltag und den der Einheimischen. Ein lebendiges Bild der Vergangenheit. Was es auch war: Katja wollte es aufstöbern!
    Kuradui konnte sie als möglichen Aufbewahrungsort allerdings gleich ausschließen. Während der Renovierungsarbeiten hatte sie das Haus vollkommen auf den Kopf gestellt. Wenn dort auch nur ein einziges Blatt Papier versteckt gewesen wäre, hätte sie es längst gefunden.
    Mit Takaris Hilfe führte sie daher Gespräche mit Stammesmitgliedern der Tolai, zunächst mit ihrem Gärtner. Der wusste nichts von irgendwelchen alten Bildern, die eine Weiße vor langer Zeit vor Ort gemalt haben sollte. Auch die anderen Tolai, zu denen Takari sie brachte, zuckten nur mit den Schultern. Von einer Johanna, die manche ihrer Vorfahren gezeichnet haben sollte, hatten sie noch nie gehört.
    Am Ende eines ergebnislosen Tages beschloss Katja, ihre Suche anders aufzuziehen. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, dachte sie, wenn Johanna weder die Geschwister Emma und Phebe noch irgendwelche zeitgeschichtliche Honoratioren porträtiert hätte. Wenn ihre Bilder nicht bei den Tolai zu finden waren, dann vielleicht an einem Ort, der mit der deutschen Kolonialgeschichte Kokopos verbunden war. Auf Gunantambu, Queen Emmas ehemaliger Villa, brauchte es Katja gar nicht erst zu

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