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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Sicherheit? Du hast doch gesagt …«
    Wanja warf ihm einen sorgenvollen Blick zu. »In Sicherheit ja«, antwortete sie mit erstickter Stimme. »Zumindest hoffe ich das. Aber die Krieger haben ihr zwei Finger abgehackt und sie hinterrücks niedergestochen. Ich dachte, sie wäre tot, aber die Silberklinge hat sie nur verletzt. Sie war wütend wie der Teufel. In Rusanien hätte sie den Wald gerodet, aber hier ist ihre Magie nicht so viel wert.« Wanja schnippte mit den Fingern. »Ich konnte sie gerade noch durch eine der Kellertüren bugsieren.«
    »Ihr hattet eine Tür in ein anderes Land?«
    »Nur eine winzige Falltür, zur Sicherheit. Aber ich musste dableiben und die Tür zerstören. Wären Mauis Leute nicht gewesen, dann würde ich jetzt auch nicht mehr leben. Maui ist ein ganz anständiger Kerl. Schließlich verpflichtet ihn nichts dazu, uns Fremden zu helfen.«
    »Warum hast du mich auf der Insel zurückgelassen?«, brauste Tobbs auf.
    »Weil ich nicht wollte, dass du stirbst«, entgegnete Wanja schlicht. Ihre Stimme klang hart, aber Tobbs hörte die Angst nur zu deutlich heraus.
    »Hier«, sagte er leise und reichte ihr das Bündel. »Wir können nach Hause gehen. Du hast den Schatz nun.«
    Wanja lächelte müde und Tobbs fiel auf, wie dunkel die Schatten unter ihren Augen waren. Zu seiner Überraschung winkte sie ab.
    »Behalte ihn«, sagte sie. »Ich kann nichts damit anfangen. Er gehört ohnehin dir.«
    Sie wandte sich ab und griff zu einem der Ruder. Tobbs starrte auf das Bündel in seinen Händen. Es war schwer vom Meerwasser und sah aus wie ein gut verschnürtes Kissen. Und dieses Ding sollte tatsächlich sein Schatz sein?
    »Wanja …«, begann er. Doch weiter kam er nicht.
    Eine Welle hob das Boot und schmetterte es gegen die kleine Insel, die sie anpeilten. Holz krachte, Wanjas Hammer flog durch die Luft und schlitterte über die Korallen.
    »Runter vom Boot!«, schrie Maui. Wanja packte Anguana und lud sie Tobbs auf die Schulter, als wäre das Mädchen ein Sandsack.
    »Spring!«, rief sie und schubste ihn. Tobbs gehorchte. Sein rechter Arm umklammerte mit aller Kraft Anguanas Beine; ihr langes Haar streifte seine Knöchel. Jetzt bloß nicht nachdenken! Er spannte alle Muskeln an, schnellte vom Boot und wurde von einer riesenhaften Welle in die Luft katapultiert. Schmerzhaft prallte er auf den Korallen auf – und sah sich einer Tür gegenüber. Es war die halb verkohlte Eingangstür zu Baba Jagas Ferienhaus auf Mautschi-Iau. Wanja musste sie ausgehängt und mitgenommen haben.
    Anguana drohte von Tobbs’ Schulter zu rutschen. Er konnte sie gerade noch auffangen, während er gleichzeitig den Schatz mit dem Ellenbogen festzuhalten versuchte. Anguana hustete wieder und blinzelte, ihre Beine hingen kraftlos herunter wie die Gliedmaßen einer Marionette ohne Fäden. Rauschen erfüllte die Luft. Es knallte, als würden riesige Taue wie Peitschen über das Wasser zischen.
    Tellergroße hellgrüne Augen wurden sichtbar, und das Meer sah mit einem Mal aus wie eine Suppe, in der Tentakel so dicht wie Spaghetti brodelten. Im Augenblick zermalmten die Monster gerade die Reste des Bootes mit einem splitternden Krachen. Maui und Wanja sprangen Hand in Hand vom Boot und konnten sich gerade noch rechtzeitig auf die Insel retten, indem sie Makahunas Schildkrötenrücken als Trittstein benutzten.
    »Die Kraken wollen Rache!«, rief Maui und schubste Wanja in Richtung Tür. »Flieht!«
    Das ließen sich Wanja und Tobbs nicht zweimal sagen. Die Schmiedin hechtete zur Tür und richtete das Holzgestell mit einem Ruck auf. Ein Schlüssel blitzte und die Tür schwang auf – genau in dem Moment, als ein widerlich muskulöser Tentakel gegen Tobbs’ Rücken klatschte und ihn zu Fall brachte. Salzwasser brannte in seinen Augen, Anguanas Gewicht drückte auf seine Seite. Dann ergriff ihn eine kristalline Welle und trug ihn über die Schwelle. Der Schatz entglitt ihm, doch er hielt Anguana mit eisernem Griff fest. Mit der linken, freien Hand klammerte er sich an das Holz der Schwelle. »Wanja!«, brüllte er. »Komm!«
    Wanja sah aus, als trüge sie eine Krone aus Tentakeln. Ein breiter, fleischiger Gürtel mit Saugnapfmuster schnürte ihre Taille ein.
    »Lass … verdammt … noch mal … los, Tobbs!«, keuchte sie, dann riss der Krake sie hoch in die Luft. Tobbs wollte schreien, doch ein weiterer Schwall Wasser drang ihm in Mund und Nase. Bevor Wanja endgültig im kochenden Meer verschwand, sah Tobbs nur noch das

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