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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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lachte heiser. »Gib ihr ’ne Nachricht und schmeiß sie raus!«
    Danach bekam es so einen üblen Hustenanfall, dass Tobbs befürchtete, es würde gleich tot umfallen. Das Licht flackerte bedenklich.
    »Ich kann Nachrichten hinterlassen?«, fragte er staunend. »Auf dem Falter?«
    »Aufdemfalteraufdemfalter«, summte der Schmetterling und wechselte wieder die Schrift.
    »Yep«, krächzte der Glühwurm, räusperte sich rasselnd und spuckte aus. »Aber ich würde dir nicht raten zu verschwinden. Die da draußen mögen keine wie dich.«
    »Aber die hier drinnen schon, oder was?«, schnappte Tobbs. Dann beugte er sich über den Falter und sagte laut und deutlich: »Hallo, Neki. Ich suche Anguana. Tobbs.«
    Die Schrift auf den Schmetterlingsflügeln wurde ziemlich klein, aber Neki würde es schon lesen können. Außerdem würde sie hören können, was der Falter vor sich hin plapperte.
    Nun musste er mit seinen Pfoten nur noch die Uhr überstreifen, die bei seiner Jungfuchsgröße groß wie ein Halsband war, und sehen, wie er mit vier Beinen zurechtkam.

MORIKO
    Er hatte sieben Anläufe gebraucht, um zur Luke zu klettern. Es war gruselig, seine Krallen über den Stein schaben zu hören und zu wissen, dass er selbst dieses Geräusch verursachte. Das mit dem Gleichgewicht klappte auch noch nicht so ganz. Aber er war frei!
    Lautlos kletterte er zwischen den Gefängniswaben nach unten. Sein schwarzes Fell war in der Dunkelheit eine ideale Tarnung. Ein Gefangener, der ihn über die Luke springen sah, deutete mit zitterndem Finger auf ihn und flüsterte heiser: »Ein Unaussprechlicher!«
    Tobbs nahm sich vor, später darüber nachzudenken, was das genau zu bedeuten hatte. Mit einem Riesensatz erreichte er endlich den Boden unter der untersten Kammer und flitzte los.
    Anfangs zählte er noch wie ein General die Schritte mit, um den Vierbeinertakt zu halten, doch als er seine Beine einfach laufen ließ, flog er plötzlich mühelos im Fuchsgalopp über den Boden. Es war unglaublich, wie schnell er vorankam! Und was das Beste war: Als Fuchs hatte er schärfere Augen, bessere Ohren, eine empfindlichere Nase. Er roch die Wachen, lange bevor er sie sah, und schlüpfte einfach an ihnen vorbei in die Stadt.
    Eine Welle von Gerüchen und Geräuschen überschwemmte ihn. Er hörte Tausende von Faltern und Motten singen, plappern und wispern. Schuhe schlugen laut wie Hämmer auf den Boden. Er hörte sogar die Musik und das Geschirrgeklapper hinter verschlossenen Türen.
    Und er staunte nicht schlecht, wie viele Verstecke und Geheimgänge so eine Stadt bot. Flink flitzte er zwischen Beinen hindurch, zwängte sich unter Handkarren, sprang über Zäune und schnürte ganz am Rand der Straßen entlang. Es war sehr nützlich, dass die meisten Menschen immer noch in den Himmel starrten, wo der Steckbrief summte. Unerkannt erreichte Tobbs das Vergnügungsviertel. Sein Fell begann sich zu sträuben, als er die leuchtenden Aale vor Ger Ti Bentens Theater sah. Und es sträubte sich noch viel mehr, als er sah, was sich in ihrem Lichtschein abspielte.
    Gerade traten Ger Ti Bentens gehörnte Leibwächter über die Schwelle. Sie hatten eine Holzstange geschultert. Und daran hing ein triefendes Fischernetz. Tobbs konnte nicht erkennen, was sich darin wand wie ein großer Fisch, aber ein Duft nach Quellwasser, grauem Berggestein, Rosenhaut und Ziegenfell ließ keinen Zweifel daran, dass es Anguana war.
    Lachend trat Ger Ti Benten aus dem Haus, gefolgt von einem Tanuki-Krieger.
    Er hatte seinen Helm abgenommen. Tobbs erkannte ein kantiges Männergesicht mit braunen Raubtieraugen.
    »König Tanuki wird sich freuen«, sagte er. Mit diesen Worten überreichte er Ger Ti einen Beutel mit klimpernden Münzen.
    »Immer eine Freude, mit König Tanuki Geschäfte zu machen«, flötete Ger Ti Benten. Tobbs wurde vor Wut ganz schlecht. »Schick meine Wächter zurück, sobald ihr den magischen Wald erreicht habt!«, sagte Ger Ti und verschwand wieder in ihrem Haus.
    Der Tanuki schwang sich auf sein rotes Pferd und winkte den Leibwächtern, ihm zu folgen. Augenblicklich verwandelten sie sich, diesmal in Zentauren, und stürmten dem Tanuki nach. Im Takt ihrer Schritte wippte das Fischernetz auf und ab. Tobbs rannte hinterher.
    Jetzt war es gar nicht mehr so einfach, unbemerkt durch die Stadt zu laufen, denn nun starrten die Leute nicht mehr in den Himmel, sondern auf den Gefangenentransport. Eine Wirtshauskatze entdeckte Tobbs und fauchte, doch Tobbs ließ sich nicht

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