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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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beirren. Auf gar keinen Fall durfte er Anguana aus den Augen verlieren!
    Die Zentauren waren schnell, im Galopp preschten sie nun die Straße entlang, immer im Bogen auf das südliche Stadttor zu. Tobbs fegte ihnen hinterher und hätte um ein Haar einen Falter verschluckt, der ihm aufgeregt entgegenflatterte.
    »Nordtor!«, piepste die geflügelte Post und schoss davon.
    »Ein Unaussprechlicher!«, hörte Tobbs im nächsten Augenblick eine aufgeregte Frauenstimme.
    »Wo?«, bellte ein Wächter.
    »Dahinten! Ein schwarzer, der Unglück bringt.«
    »Wache! Ihm nach!«
    Das Trampeln von Soldatenstiefeln hinter ihm.
    Nun, es war wohl kein Fehler, einen kleinen Umweg zu machen. Mit einem gewaltigen Satz schnellte er hoch, sprang auf einen Karren und von dort aus auf ein Satteldach. Pfeile zischten an ihm vorbei, als er über das Dach galoppierte und zum nächsten Dach sprang.
    Und schon war er außer Sichtweite. Genial! Warum war er eigentlich nicht eher darauf gekommen? Hier hatte er freie Bahn – und brauchte nur dem Hufschlag zu folgen, der von der Straße zu ihm hochhallte.
    Tobbs begann die wilde Jagd zu genießen. Und als er schließlich mit einem Riesensprung vom letzten Hausdach segelte und kurz nach dem Gefangenentransport durch das Südtor huschte – viel zu schnell für die Wachen –, war er beinahe enttäuscht, dass es so einfach gewesen war.
    »Nordtor! Nordtor, du Wahnsinniger! Suche das Sanderholz!«, summte ihm ein aufdringlicher Schwarm Stechmücken ins Ohr, doch Tobbs schüttelte nur unwillig den Kopf und flitzte weiter.
    Der Tanuki galoppierte über freies Feld auf den Wald zu, der sich als schwarze Silhouette am Horizont abhob. Vom Heulen der Himmelhunde sträubte sich Tobbs’ Fell, aber die Geisterwesen wagten sich offenbar nicht an den Tanuki heran, sondern flogen nur in sicherer Entfernung neben ihm und den Zentauren her.
    Je weiter sie sich von der Stadt entfernten, desto dunkler wurde es und Tobbs merkte, dass ihm seine füchsischen Sinne hier noch mehr nützten.
    Er folgte Anguanas Fährte, sprang mühelos über Hindernisse und kam kaum aus der Puste, obwohl ihm die Zunge längst aus dem Maul hing. Fieberhaft überlegte er, wie er Anguana befreien könnte. Immerhin hatte er jetzt ein echtes Raubtiergebiss. Es sollte also keine Schwierigkeit sein, ein Loch in das Fischernetz zu beißen.
    Kurz vor dem Wald am Fuße des Berges wurden die Zentauren langsamer, hielten schließlich abrupt an und ließen das Bündel einfach auf den Boden fallen. Tobbs blieb beinahe das Herz stehen, als das Fischernetz mit einem deutlichen Humpf! unsanft auf dem Boden landete. Doch Anguana schien sich nicht verletzt zu haben, denn Tobbs hörte wütendes Schimpfen, darunter einige Wörter, die sogar jeder Elfe die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten.
    »Geht«, grollte der Tanuki den Wächtern zu.
    Sofort kauerte sich Tobbs platt auf den Boden und legte die Ohren an. Doch seine Vorsicht war unnötig, die Zentauren schienen so schnell wie möglich wieder nach Katuro zu wollen. In einem Höllentempo galoppierten sie blindlings an ihm vorbei, dass der Boden erzitterte.
    Der Tanuki ließ Anguana im Netz liegen. Ohne sich um ihr Fluchen zu kümmern, ging er zum Waldrand. Äste knackten, es raschelte, als würde sich dort etwas durch das Unterholz bewegen.
    Das war Tobbs’ Chance! Leise huschte er zum Fischernetz hinüber.
    »Anguana!«, knurrte er leise.
    Das Schimpfen verstummte auf der Stelle. Durch eine Netzschlaufe hindurch sah das Ziegenmädchen ihn fassungslos an.
    »Tobbs?«, flüsterte Anguana ungläubig. »Bist du das wirklich, Tobbs?«
    Tobbs war heilfroh, dass sie beide von der Schlange gegessen hatten und sie ihn trotz seiner Tiergestalt verstehen konnte.
    »Ja«, japste er.
    »Was hast du gemacht? Wer hat dich …«
    »Das erkläre ich dir später. Erst einmal hole ich dich hier raus.«
    »Wie willst du das denn machen? Nein, du musst sofort zur Taverne zurück! Sage den Quellnymphen Bescheid und richte ihnen aus, dass sie mich zu König Tanukis Palast bringen. Er liegt an einem von einer Quelle gespeisten Bergsee, der Mondsee genannt wird.«
    »Woher weißt du das?«
    »Habe ich aufgeschnappt, als Ger Ti Benten sich mit dem Tanuki unterhalten hat.« Ihre Stimme bekam einen kummervollen Unterton. »Und beeil dich! Wenn ich es richtig verstanden habe, haben sie vor, Arnold als meinen Komplizen auszugeben. Die Tanukis sollen denken, dass er die Schlange getötet hat. Es passt dem Fürsten von Katuro

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