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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Wanja und öffnete die andere Tür.
    Im ersten Augenblick sah Tobbs gar nichts. Nach der Sommersonne im Olitai-Gebirge machte ihn die Dunkelheit Domans blind, nur die Tatsache, dass es nun nach regennassem Herbstlaub roch, deutete darauf hin, dass er in das Reich der Tanukis zurückgekehrt war.
    Es krachte, als Wanja auch diese Tür zerstörte, dann waren sie allein im fremden Land. Zwei Minotauren, Wanja, Tobbs und Mamsie Matata.
    »Wartet hier auf uns«, flüsterte Wanja den Minotauren zu.
    Ganz in der Nähe hörte man das Geräusch eines Wasserfalls. Und war da vorn nicht ein blasser Schimmer zwischen den Bäumen?
    Tobbs machte einige vorsichtige Schritte und spähte angestrengt ins Dunkel. Unter seinen Zehen spürte er plötzlich eine Felskante und erschrak. Er stand an einem Abgrund! Und was da unten so verlockend leuchtete, war Katuro.
    Eine flirrende Wolke von Leuchtfaltern hüllte die Stadt ein. Der Steckbrief war verschwunden. Hieß das, die Tanukis hatten einen Sündenbock gefunden, der Tobbs’ Stelle einnahm?
    »Falsche Richtung«, flüsterte Tobbs Wanja zu.
    Vorsichtig tastete er sich zurück – und fühlte plötzlich, wie etwas Weiches über seinen Handrücken strich.
    Im nächsten Augenblick ruckte es, seine Hand wurde nach vorn gerissen und er landete mit dem Gesicht voran im nassen Laub.
    »Uff!«, machte Mamsie Matata auf seinem Rücken. »Was soll das denn?«
    »Hör doch auf mit dem Lärm, Tobbs!«, zischte Wanja. »Komm, wir gehen in die andere Richtung.«
    »Nein!« Tobbs rappelte sich auf. Ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht, als er Anguanas Faden mit den Fingern befühlte. Er war wieder da! Im Land Doman existierte die Verbindung wieder!
    »Mir nach!«, flüsterte er. »Ich weiß, wo wir Anguana finden!«
    Die Minotauren ließen sie in Pfiffweite zurück. Nach und nach gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Schwärme von Leuchtmücken tauchten vereinzelte Baumstämme in geisterhaftes Licht. Leise kletterten sie über die Felsen.
    »Bingo!«, flüsterte Wanja. »Seht ihr den Lichtschimmer dort? Das ist der Mondsee!«
    Sie legte sich auf den Bauch und robbte an eine Felskante. Tobbs tat es ihr nach. Vorsichtig schauten sie beide über den Vorsprung.
    Leuchtaale. Tausende von Leuchtaalen! Etwa zehn Pferdelängen unter ihnen lag der See auf einer Felsterrasse und glühte in der Nacht. Und im Wasser …
    »Der ganze See ist voller Nixen«, flüsterte Wanja fasziniert. »Sogar transatanische Säbelrachen, da drüben! Es müssen Dutzende sein. Und … sieh mal! Sie sind – angeleint wie Hunde! Wer macht denn so was Grausames?«
    »König Tanuki sammelt sie«, erklärte Tobbs.
    Wanja schnaubte verächtlich durch die Nase. »Schönes Hobby«, bemerkte sie spitz. »Für einen Psychopathen.«
    An Tobbs’ Hand zog es heftig nach rechts. »Anguana ist nicht hier«, wisperte er. »Wir müssen ein Stück den Berg hinunter.«
    Tatsächlich lag König Tanukis Palast noch eine Felsterrasse tiefer. Wanja und Tobbs kletterten den steilen Pfad am Terrassenrand so weit hinunter, bis sie von oben einen guten Blick auf das Gebäude hatten.
    Den Palast hatte Tobbs sich allerdings ganz anders vorgestellt. Prächtig, mächtig, quadratisch vielleicht. Aber das, was unweit des Sees erbaut worden war, glich eher einem Holzverschlag, mit Streben und Ästen grob verstärkt. Eine schiefe Veranda hing an dem Gebäude wie eine ausgestreckte Zunge in einem ziemlich hässlichen Gesicht. Selbst auf der Ausstellung »Größenwahnsinnige Wildtiere imitieren moderne Architektur« hätte das Ding nicht mal einen Trostpreis bekommen.
    Ein fernes Grollen ertönte vom Waldrand im Tal. Vogelschwärme erhoben sich aufgeschreckt kreischend in die Dunkelheit.
    »Die Party kommt genau auf uns zu«, flüsterte Wanja zufrieden.
    Gemeinsam robbten sie auf dem Bauch näher an den Felsrand heran, zu einer Stelle, die ihnen den besten Blick auf den Vorplatz des Palasts bot.
    Tobbs zählte dreiunddreißig Wächter. Und zehn Käfige, die einige Pferdelängen unterhalb von ihm und Wanja an der Felswand aufgereiht standen.
    Der Faden an seiner Hand ruckte mit Nachdruck nach schräg rechts unten und er zupfte ebenfalls daran, um Anguana zu zeigen, dass er in ihrer Nähe war. Und tatsächlich: In einem der Käfige regte sich etwas!
    Im Licht einer Fackel glänzte grünes Haar auf.
    Tobbs stieß Wanja an und deutete nach unten. Wanja nickte.
    »Standard-Gefängnisschlösser auf der Oberseite«, sagte sie. »Bambusstangen als Gitter.

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