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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Stiermenschen, der bereits ungeduldig mit den Hufen scharrte, und sprang auf seine Schultern.
    »Los, da rüber!«, flüsterte Tobbs und zog Anguana hinter sich her zu Nero.
    »Hallo! Jemand zu Hause?«, beharrte Mamsie Matata. »Du solltest mal dringend …«
    »Klappe, Mamsie!«, zischte Tobbs und löste das Seil von seinem Gürtel. »Später!«
    Irgendwie schafften sie es, auf Neros Schultern Platz zu finden. Es war alles andere als leicht, Wanja zu folgen. Längst war ihr Minotaur zwischen Büschen und Bäumen verschwunden. Hinter ihnen ertönten wüster Kampflärm und Furiengeheul. Und ab und zu ein Jaulen.
    Trotz ihres rasenden Tempos hatten die Furien sie bald eingeholt. Tobbs beugte sich tiefer über Neros Stiernacken, Anguanas Arme umklammerten seine Taille, während der Stiermensch in großen Sprüngen durch die Dunkelheit polterte.
    Mamsie Matata wollte die ganze Zeit etwas sagen, aber da sie zwischen den beiden Körpern klemmte, verstand Tobbs nur »Hrmpfmölmpfehümpf«.
    »He, Nero!«, brüllte ein gefleckter Minotaur, der neben ihnen auftauchte. Er war mit Pfeilen gespickt wie ein Zahnstocherspender, was ihn aber nicht weiter zu stören schien. »Klasse Party, was? Nur die Furien haben gezündelt.«
    Tobbs warf einen Blick über die Schulter und erstarrte.
    Vereinzelter Feuerschein erhellte den Berg. Dicker Qualm wälzte sich über die Baumkronen, das regennasse Baumholz schwelte an vielen Stellen erst vor sich hin, bevor es richtig Feuer fing. Wenn der Waldbrand weiterhin den Berg hinaufkroch, würde er früher oder später auch den Palast erreichen.
    Hinter Tobbs preschte nun auch Dopoulos auf seinem Stiermenschen heran. »Es reicht! Alle Mann zur Tür!«, donnerte er und überholte die Herde. Keuchend stürmten sie bergauf zur nächsten Felsterrasse – am Mondsee vorbei zum Gipfel.
    Wanja hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet. Schon von Weitem erkannte Tobbs ihr Tor. In Windeseile hatte sie zwischen zwei Bäumen hölzerne Querstreben eingezogen und ein Stück Vorhangleder aufgehängt. Wie ein Dompteur vor einem brennenden Reifen stand sie auf dem Berggipfel, den Hammer noch in der Hand, im Mund vier lange Nägel, und wartete auf die Ankunft der tobenden Horde. In allerletzter Sekunde – der erste Minotaurus rannte sie beinahe um – riss sie das Tuch wie ein Torero zur Seite.
    Olitai-Sonnenschein flutete das Herbstlaub. Die Minotauren sprangen durch das magische Tor in das andere Land. Ein Gerangel entstand, als auch noch die Furien hindurchflitzten.
    Dopoulos sah sich suchend um, entdeckte Tobbs und Anguana und lächelte erleichtert. Und auch Wanja winkte ihm zu und konzentrierte sich wieder auf den Ablauf.
    Alles lief nach Plan.
    »Bald sind wir in der Taverne!«, rief Tobbs Anguana zu.
    »Taverne?«, flüsterte Anguana entsetzt und klammerte sich noch verzweifelter an ihn. Seltsam, schon vorher hatte ihre Stimme ein wenig heiser geklungen, und nun … An seiner nackten Schulter, da, wo der Ärmel ausgerissen war, konnte er ihre Wange fühlen. Noch nie war ihm aufgefallen, dass sie … Bartstoppeln! … hatte.
    Obwohl er Gefahr lief, das Gleichgewicht zu verlieren, warf Tobbs einen Blick über die Schulter.
    Hinter ihm saß nicht Anguana.
    Sondern Ankou Arnold. Mit Anguanas Haar.
    Panisch starrte er an Tobbs vorbei auf das magische Tor. »Ich … äh … komme nicht mit!«, rief er.
    Blitzschnell stieß er sich ab und sprang von Neros Rücken herunter.
    »… hmümpfdasist gar nicht Anguana!«, japste Mamsie Matata.
    Genau in dem Augenblick, als Nero zum Sprung in das Land Olitai ansetzte, zerrte ein gewaltiger Ruck an Anguanas Faden Tobbs’ Handgelenk nach hinten. Tobbs verlor das Gleichgewicht und stürzte von Nero herunter – kopfüber in den tiefsten Matsch. Geistesgegenwärtig griff er nach hinten zum Spiegel, zog ihn über Nacken und Kopf und machte sich unter diesem schützenden Schild so klein, dass seine Knie sein Kinn berührten.
    »Was machst du da?«, kreischte Mamsie. Dann traf schon der erste Huf auf das unzerbrechliche Spiegelglas. Die restlichen Minotauren schlitterten über den Spiegel oder hüpften darüber hinweg und sprangen durch das Tor.
    Nur wenige Augenblicke, nachdem der letzte stampfende Hufschlag verklungen war, hörte Tobbs das Geräusch von zerbrechendem Holz. Natürlich, Wanja hatte das Tor auf der anderen Seite zerstört. Sie hatte nicht gesehen, dass er gestürzt war, sondern dachte, dass er irgendwo in der Masse mitritt. In diesen Minuten stürmte

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