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Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wensierski
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dem Ostseebad kontrollieren und verjagen wollte? Wir hatten den ganzen Tag am Strand Scherenschnitte von den Urlaubern gemacht und sie verkauft, um uns Geld für die nächste Reise zu verdienen. Die konnten die Leute dann als Urlaubsgruß verschicken. Wir waren da spontan hingefahren und hatten nicht mal ein Zelt dabei oder was zum Schlafen. Wir wussten ja auch nicht, ob es klappen würde. Aber im Laufe des Tages wurde die Traube um uns herum immer größer. Das hat die Volkspolizei wohl beunruhigt. Sie wollten unsere Ausweise und den Erlaubnisschein sehen. Da sind wildfremde Leute für uns dazwischen gegangen, und der Polizist musste wieder abziehen, so wie der Sumonchef gerade.
    Sie vertraue darauf, dass es auch zu Hause genug mutige Menschen gebe, sagte Marie.
    Menschen, die sich nicht alles gefallen lassen wollen und dementsprechend handeln.
    Jens starrte auf die Zeltwand.
    Das hab’ ich früher auch gedacht. Aber davon hab’ ich zu wenige kennengelernt.
    AM NÄCHSTEN TAG ließen sie sich von Tanjus Freunden zum Wüstensee Char-Us-Nuur fahren. Ihm und seiner Familie wollten sie weitere Probleme durch ihre Anwesenheit ersparen und sich selbst Anmeldung, Ausweiskontrollen und Befragungen. Nach der Aufregung am Abend war Marie froh, erneut in die Einsamkeit der freien Landschaft aufzubrechen, ohne genau zu wissen, wo sie am Ende des Tages ihr Lager aufschlagen würden. Geschützt im Auto konnten sie mehrere Gewitter am Horizont beobachten.
    Der Wagen fuhr lange durch unwegsames Gelände, und erst am Nachmittag kamen sie am See an. Ihr Fahrer riet ihnen, ihr Zelt nicht in der Nähe der Büsche aufzubauen, weil sich unter ihnen die Mücken aufhielten. Sie folgten seinem Rat, doch kaum begannen sie ihre Sachen auszupacken und das Zelt zu errichten, griffen Zehntausende der unangenehmen Blutsauger an, und sie krochen rasch hinein, sobald das Zelt stand. Nun war nur noch das Surren bedrohlich. Erst als es kühler wurde und etwas Wind aufkam, der die Insekten vertrieb, wagten sie sich wieder aus dem Zelt heraus.
    In der Abenddämmerung gingen sie am seichten Seeufer entlang. Eine Schar Steppenhühner zog mit pfeifendem Fluggeräusch über ihre Köpfe hinweg. Jens hatte diese Art noch nie gesehen, er war begeistert. Es waren noch mehr Vögel unterwegs, Wiedehopfe und Steinschmätze, er versuchte, so viele wie möglich zu zählen, und trug ihre Namen in sein Notizbuch ein. Zu seiner großen Freude entdeckte er endlich auch die seltene Vogelart, die er zuvor im Donaudelta gesehen hatte.
    Marie fing zwei Agamen, kleine drachenähnliche Echsen, die sie in eine Plastikdose sperrte, in die sie Luftlöcher stach. Am nächsten Morgen setzte sie die beiden ins Zelt, damit sie tagsüber alle Insekten vertilgten. Sie waren aufgrund ihrer Tarnfarbe, die dem Erdboden der Steinwüste glich, kaum zu sehen, wenn sie reglos ihren Kopf hochstreckten. Abends, bevor sie mit Jens das Zelt bezog, quartierte sie die Agamen wieder in die Dose ein, die sie nachts draußen abstellte.

Kapitel 13 Die Wüste
    Ihr nächstes Ziel war die Oase Echin Gol. Bis dahin waren es rund tausend Kilometer durch die Gobi-Wüste, die sie per Anhalter hinter sich bringen wollten. Über Altain, Bajanchongor und Shinejinst sollte es gehen, diese Orte hatte sich Jens auf der Karte markiert, die er immer wieder auseinanderfaltete und studierte.
    Der erste Lkw, der aus Chowd kommend die Piste in der Nähe des Sees entlangfuhr, nahm sie gleich mit. Sie merkten aber bald, dass es besser war, den Fahrern nichts von ihrem weit entfernten Ziel und ihrer Fahrtroute zu sagen. Denn eine solche Tramptour konnte sich keiner vorstellen. Die Männer hielten das für einen gefährlichen Irrsinn unwissender Fremder.
    Wenn sie erwähnten, dass sie nur ein Stück weit mitfahren wollten, bis zu irgendeiner Kreuzung von Wüstenpisten, wollte sie dort keiner absetzen. Der nächste Lastwagen komme an dieser Stelle sicher erst in drei Tagen vorbei, sagte einer der Fahrer. Ein anderer ließ sich ihre Wasserflaschen zeigen und kontrollierte, ob sie wirklich noch gut gefüllt waren. Sie mussten fast darum kämpfen, aussteigen zu dürfen. Es gelang ihnen dennoch, auf der Strecke bis Echin Gol mehr als ein Dutzend Mal das Fahrzeug zu wechseln.
    An einer Kreuzung mussten sie wirklich länger als einen halben Tag warten, bis der nächste Lkw hielt, um sie aufzunehmen. Zum Glück war es ein trüber Tag ohne Sonne, und der Wasservorrat reichte aus.
    Als die Straße nach einigen Stunden Fahrt gegen

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