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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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auf diese zwei, sondern wurde zur zentralen Frage in der Kirche des frühen 4. Jahrhunderts. Das Konzil von Nizäa entschied 325 n. Chr., dass die Lehre von Arius zu verwerfen sei, und es bekannte sich zur Wesensgleichheit von Vater und Sohn.
    Ein eindeutiges Bekenntnis zu allen 27 Werken des Neuen Testaments liegt im 39. Festbrief des Athanasius aus dem Jahre 367 n. Chr. vor. Von diesen Schriften sagt Athanasius: „Dieses sind die Quellen des Heils, auf dass sich der Dürstende an ihnen mehr als genug labe. In ihnen allein wird die Lehre der Frömmigkeit verkündet. Niemand soll ihnen etwas hinzufügen oder etwas von ihnen entfernen …“
    Dass nun auch die im Osten umstrittene Johannesapokalypse aufgenommen ist, sowie der im Westen umstrittene Hebräerbrief, lässt darauf schließen, dass eine Annäherung zwischen der östlichen und westlichen Tradition stattgefunden hatte. Dieses Zeugnis des Athanasius zeigt, dass nun auch für den Osten ein abgeschlossener Kanon vorlag. An der Ablehnung der Johannesapokalypse durch weite Kreise änderte der Kanon aber nichts. Es sollte noch 600 Jahre dauern, bis diese Schrift tatsächlich unverbrüchlich zum Kanon der östlichen Kirche gehörte.
    Neben den Aufzeichnungen der Kirchenschriftsteller und Theologen gibt es weitere Zeugnisse für den Prozess der Kanonisierung. Es handelt sich hierbei um so genannte Kanonverzeichnisse. Diese Verzeichnisse listen die verschiedenen kanonisierten bzw. nicht-kanonisierten Werke auf. Der älteste Kanon ist der Canon Muratori, der 1740 herausgegeben wurde. Die von L. A. Muratori entdeckte Handschrift stammt aus dem 8. Jahrhundert, das Original wahrscheinlich aus der Zeit um 200 n. Chr. Man vermutet, dass der lateinischen Fassung eine griechische vorausging. Ob es sich hierbei um eine offizielle kirchliche Stellungnahme handelte oder nicht, ist nicht zu entscheiden. Als kanonische Schriften gelten darin die vier Evangelien, wobei im Kanon die Stelle fehlt, die sich auf Matthäus bezieht. Ferner die Apostelgeschichte, 13 Paulusbriefe, der Judasbrief und zwei Johannesbriefe sowie die Johannesapokalypse. Die später nicht kanonisierte Petrusapokalypse wird unter Vorbehalt aufgenommen, da es gegen sie Bedenken gibt.
    Ein weiteres Zeugnis ist der Codex Claromontanus, es handelt sich um eine zweisprachige Handschrift von Paulusbriefen aus dem 6. Jahrhundert. Zwischen dem Philemon- und dem Hebräerbrief ist eine Liste mit Werken des Alten und Neuen Testaments eingefügt. Diese Zusammenstellung ist im 4. Jahrhundert entstanden und stammt ebenso wie der Canon Muratori aus der westlichen Kirche. Neben den 27 kanonischen Schriften, werden auch der Hirt des Hermas, die Offenbarung des Petrus und die Paulusakten zum Kanon gerechnet.
    Im Decretum Gelasianum – angeblich geht es auf Papst Gelasius I. zurück, der von 492–496 n. Chr. das Petrusamt inne hatte – werden alle 27 Bücher des Neuen Testaments als kanonisch aufgeführt. Es scheint aber eher aus dem 6. Jahrhundert zu stammen. Verbreitung fand es im südgallischen Raum, trug aber sehr deutliche Züge der römischen Tradition. Einige Teile lassen sich bis auf Damasus, der 366–384 n. Chr. Papst war, zurückverfolgen. Daneben liefert es noch eine Aufzählung apokrypher Schriften, die von der Kirche nicht anerkannt werden. Von diesen heißt es im Dekret: „Dieses und diesem Ähnliches, was [es folgen Namen von verschiedensten Personen] lehrten oder verfaßten … ist, so erklären wir, nicht nur verworfen, sondern von der ganzen Römischen katholischen und apostolischen Kirche verbannt und mitsamt seinenUrhebern und den Anhängern der Urheber in Ewigkeit unter dem unlösbaren Band des Kirchenbanns verurteilt.“
    Eine letzte wichtige Quelle bietet die Stichometrie des Nikephoros, der von 806–815 n. Chr. Patriarch von Konstantinopel war. Seine Vorgabe, auf die er sich bezieht, stammt wahrscheinlich aus Jerusalem. Damit liegt auch ein Dokument aus der östlichen Kirche vor. Von Bedeutung ist hier das Fehlen der Johannesapokalypse. Für Nikephoros bzw. die Tradition, die er wiedergibt, ist sie keine kanonische Schrift. Der Kanon umfasst bei ihm daher nur 26 Werke. In seiner Darstellung liefert er daneben auch noch ein Verzeichnis der Bücher des Alten Testaments sowie der Apokryphen.
K RITERIEN FÜR DIE K ANONISIERUNG
    Rückblickend kann man festhalten, dass die nun folgenden Kriterien für die Kanonisierung und überregionale Akzeptanz einer Schrift eine Rolle spielten. Es soll jedoch noch

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