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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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Buch gehörte damit vermutlich zu einer Klosterbibliothek. Von den ursprünglich 19 Seiten sind nur neun erhalten geblieben. Reinhardt übersandte seinen Schatz sofort an das Ägyptische Museum nach Berlin, wo er den Namen „Papyrus Berolinensis Gnosticus 8502“ erhielt, aber dann mehr als 50 Jahre unbearbeitet ruhte. Erst nach den sensationellen Funden der Texte von Nag Hammadi wurde er 1955 veröffentlicht. Zu den Texten des Papyrus BG 8502 gehören das „Evangelium nach Maria“, dazu mehr im zweiten Teil dieses Buches, das „Apokryphon des Johannes“, die „Sophia Jesu Christi“ und ein Stück aus den Petrusakten. Eine weitere wichtige Quelle stellten die Werke der verschiedensten Kirchenväter und Kirchenschriftsteller dar, die wörtliche Zitate von verschollenen Schriften wiedergaben, wenn auch nur, um diese zu widerlegen. Das judenchristliche Nazaränerevangelium ist zum Beispiel nur noch in Bruchstücken bei Hieronymus, Eusebius und in einigen anderen Texten überliefert. Für das Ägypterevangelium dienen Clemens von Alexandrien, Hippolyt und Epiphanius als Quellen, ja sogar im 2. Clemensbrief wird ein kurzes Stück aus diesem Evangelium zitiert.
    Daneben wurden auch Werke immer wieder abgeschrieben und in andere Sprachen übersetzt. Die sehr beliebten Kindheitsevangelien, die eine ungeheure Verbreitung hatten, gehörten zu dieser Gruppe. Sie wurden in den verschiedensten Sprachen in unzähligen Versionen überliefert. Ein deutliches Zeichen für ihre außerordentliche Wertschätzung in weiten Kreisen des Christentums, trotz ihrer Nichtduldung durch die Kirche.
    Wenn zu Beginn ausführlicher auf die gnostischen Texte der Apokryphen eingegangen wurde, die durch die Entdeckung in Nag Hammadi nun zur Verfügung standen, so soll dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine beträchtliche Zahl von Schriften nicht der gnostischen Tradition angehören. Nicht alle Apokryphen sind gnostische Texte. Die meisten Kindheitsevangelien, das Nazaränerevangelium, Ebjonitenevangelium, Petrusevangelium, Nikodemusevangelium, um nur einige zu nennen, enthalten kein oder nur äußerst wenig gnostisches Gedankengut.
D IE G ESCHICHTE DER A POKRYPHENFORSCHUNG
    Die Erforschung der Apokryphen setzte mit dem Entstehen des Humanismus ein. Der erste, der sich ausführlicher und aus wissenschaftlichem Interesse mit ihnen beschäftigte, war Michael Neander. 1564 erschien seine Ausgabe: „Apocrypha, hoc est, narrationes de Christo, Maria, Josepho, cognatione et familia Christi, extra biblia etc.“ Mit dem 18. Jahrhundert wurde die Apokryphen-Forschung zur Wissenschaft. In dieser Zeit entstanden etliche Ausgaben und Übersetzungen. Von Bedeutung war die dreibändige Ausgabe von Johann Albert Fabricius, die die Kindheitsevangelien, das Nikodemusevangelium, die Pilatusbriefe, den Lentulusbrief, einige Apostelgeschichten, Apokalypsen und verschiedene Fragmente enthielt. Das ausgehende 19. Jahrhundert mit seiner Vielzahl neuer Funde legte die Grundlagen für eine umfassende und gründliche Untersuchung und Erforschung der Apokryphen. Richtungsweisend für die moderne Forschung wurden die Studien von Konstantin Tischendorf. Er machte sich Mitte des 19. Jahrhunderts philologische, also sprachwissenschaftliche Methoden für die Bearbeitung und Veröffentlichung dieser Texte zueigen. Erwähnt werden muss auch Aurelio de Santos Otero, der die Apokryphenüberlieferung der slawischen Kirche untersuchte, insbesondere die vielen Fassungen der Kindheitsevangelien. Bestimmend für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit apokryphen Texten im 20. Jahrhundert war die Arbeit Edgar Hennekes und an ihn anknüpfend die von Wilhelm Schneemelcher. Ferner seien Ernst Haenchen, Hans Martin Schenke, Henri Charles Puech, Oscar Cullmann und Helmut Köster stellvertretend für viele andere Forscher genannt. Für den englischsprachigen Raum sei auf James Robinson hingewiesen, der maßgeblich an der Übersetzung der Nag Hammadi Schriften beteiligt war.
    Mit den seit Jahrhunderten überlieferten, den im 19. Jahrhundert und Anfang dieses Jahrhunderts neu gefundenen Schriften sowie den Nag Hammadi-Texten liegt nun eine umfangreiche Sammlung von Apokryphen vor. Die in diesem Buch ausgewählten Schriften versuchen einen kleinen Einblick in die vielgestaltige apokryphe Evangelienliteratur zu vermitteln.
V ERSCHIEDENE A RTEN APOKRYPHER E VANGELIEN
    Die apokryphen Evangelien stellen innerhalb der Apokryphen-Literatur eine eigene Gruppe dar. Nachdem der Begriff

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