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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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bezeichnete Bücher, die sich mit geheimem Wissen beschäftigten als „apokrypha biblia“. In dieser Weise verwendet der alexandrinische Theologe Clemens den Begriff. In seinem Werk „Stromata“ spricht er von der Verwendung solcher apokrypher Schriften bei gnostischen Gruppen. „Die Anhänger der Sekte des [Gnostikers] Prodikos rühmen sich, geheime (apokryphe) Schriften von Zaratustra zu besitzen.“ Innerhalb der Kirche hatte daher der Begriff“apokryph” eine negative Bedeutung, denn die von den Gnostikern bevorzugten „geheimen Bücher“ mit ihren Inhalten wurden als Angriff gegen kirchliche Lehren gesehen. Kirchlicherseits verwendete man den Begriff „apokryph“ nun zur Bezeichnung von häretischen Werken. Für den Kirchenvater Irenäus war apokryph gleichbedeutend mit falsch oder verfälscht, ebenso für Tertullian. Kurzzeitig erhielt der Begriff eine positivere Bedeutung, da die jüdische Synagoge ihre nicht kanonisierten, aber trotzdem geschätzten deuterokanonischen Bücher als alte und geheime Schriften gegen die Gnosis ins Felde führte, und diese selbst als Apokryphen bezeichnete. Ende des 4. Jahrhunderts hatte der Begriff „apokryph“ im Christentum jedoch endgültig eine negative Bedeutung.
    Nun wurden in der gesamten Kirche, d. h. in der östlichen und westlichen, diese Schriften verboten. Die Synode von Karthago 397 n. Chr. lässt verlauten: „Es wurde beschlossen, dass außer den kanonischen Schriften nichts unter dem Namen ‚göttliche Schriften‘ verlesen werden soll.“ Und in einem Brief des Bischofs Exsuperius von Toulouse vom 20. Februar 405 n. Chr. heißt es nach einer Aufzählung der Schriften des Neuen Testaments: „Das übrige aber, was entweder unter dem Namen des … verfaßt wurde, oder unter dem Namen des Thomas … ist, wie du wissen sollst, nicht nur zurückzuweisen, sondern auch zu verurteilen.“ Wenn man sich noch einmal an den Text des Decretum Gelasianum zu Beginn des 6. Jahrhunderts erinnert, der auch von Verbannung und Verurteilung der apokryphen Schriften spricht, so wird deutlich, dass aus geheimen bzw. verborgenen verbotene Bücher wurden.
    Die Verfasser der Apokryphen bezeichneten ihre Werke so gut wie nie als Apokryphen, und doch sind entsprechende Titel, z. B. das Apokryphon desJohannes und das Apokryphon des Jakobus, zumindest ausnahmsweise überliefert. Die Zusammenfassung einer ungeheuren Anzahl von verschiedenen Schriften unter dem Namen Apokryphen ist eine Fremdzuschreibung, deren Sinn darin bestand, ihre Nicht-Identität mit der kirchlichen Lehre herauszustellen. Ein kleiner Teil der Apokryphen, wurde gleichzeitig mit den später kanonisierten Schriften verfasst und stand damit in Konkurrenz zu ihnen, insbesondere zu den kanonisierten Evangelien. Die meisten Apokryphen entstanden aber während oder nach Abschluß der vorläufigen Kanonisierung. Während die Schriften, die vor dem Jahr 200 n. Chr. verfasst wurden, oft eine eigene theologische Absicht verfolgten oder andere Aspekte der Lehre Jesu betonen wollten, versuchten Werke, die nach dem vorläufigen Abschluss des Kanons, um 200 n. Chr, geschrieben wurden, die kanonischen Texte zu ergänzen. Mit der definitiven Bestimmung des Kanons Ende des 4. Jahrhunderts, kam auch die Apokryphenproduktion zum Erliegen. Ab jetzt wurden kaum noch Evangelien verfasst. Trug eine Schrift dennoch diesen Namen, so verbarg sich dahinter fast immer eine Heiligenlegende. Diese neue Form von Texten nannte man „Hagiographien“, da sie sich besonders mit dem Leben von Heiligen beschäftigten. Kennzeichnend für diese Schriften ist ein stark legendarischer Zug.
    Die Entwicklung der Apokryphen ging einen ähnlichen Weg wie die der meisten kanonischen Schriften. Den Grundstock für ein Werk stellte die mündliche Tradition dar, die dann niedergeschrieben wurde. Zum Teil wurden verschiedene schriftlich fixierte Traditionen miteinander zu einer Schrift verschmolzen. Dies ist der Grund, weswegen z. B. ein in Briefform überlieferter Text Elemente einer Spruchsammlung enthalten kann. Daneben kam es aber auch zur Bildung neuer und eigener Traditionen, indem man sich auf eine bedeutende Person und deren Lehren berief.
D IE LITERARISCHEN G ATTUNGEN DER A POKRYPHEN
    Ähnlich wie die kanonisierten Schriften lassen sich die Apokryphen in verschiedene Gattungen einteilen. So gibt es neben den Evangelien, Apokalypsen, Briefe und Apostelgeschichten. Keine Parallelen im Kanon weisen die Spruchsammlungen und Dialoge auf. Innerhalb der

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