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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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Jerusalem, Epiphanius und Athanasius aus. Auch Hieronymus, der eine neue Übersetzung der Bibel ins Lateinische – die so genannte Vulgata – anfertigte, folgte letztlich dem hebräischen Kanon und hielt die deuterokanonischen Bücher für unecht. Aber auf Drängen des Papstes Damasus (366-384 n. Chr.) nahm er sie mit in seine Bibelübersetzung auf. Trotzdem konnte sich der jüdische Kanon in der christlichen Kirche nicht durchsetzen. Mehrere Synoden Ende des 4., Anfang des 5. Jahrhunderts zählten die deuterokanonischen Texte zum Alten Testament. Das Konzil von Trient legte 1545 den Kanon des Alten Testaments endgültig und verbindlich fest. Er umfasst nun 45 Bücher im Gegensatz zum jüdischen, der nur 39 Bücher beinhaltet. In der katholischen Kirche gehören die deuterokanonischen Werke zum Alten Testament. Die evangelischen Kirchen schlossen sich in ihrem alttestamentlichen Kanon enger an den jüdischen an und damit die deuterokanonischen Schriften aus. Luther sah in ihnen lehrreiche Schriften, ohne ihnen aber einen festen Platz im Kanon des Alten Testaments einräumen zu wollen. Von ihnen sagte er, dass sie „der heiligen Schrift nicht gleich gehalten und doch nützlich und gut zu lesen sind“. In der evangelischen Kirche bezeichnet man die sechs deuterokanonischen Bücher, die im katholischen Alten Testament aufgenommen sind, als Apokryphen, während alle anderen apokryphen Werke, die auch in der katholischen Bibel nicht aufgenommen wurden, unter dem Begriff „Pseudoepigraphen“ laufen. Der Name Pseudoepigraph bezieht sich auf die Verfasser dieser Bücher, die unter einem Pseudonym schrieben. Meistens wählten sie den Namen einer biblischen Gestalt, um ihren Schriften Autorität zu verleihen. Angemerkt werden muss, dass dieses Kriterium zur Bezeichnung nicht-kanonischer Bücher sehr problematisch ist, da auch Verfasser bestimmter kanonisierter Bücher Pseudonyme verwendeten – aus genau demselben Grund wie die Schreiber der so genannten Pseudoepigraphen. Beispiele dafür sind im Alten Testament das Danielbuch, das Hohelied, das Buch der Weisheit, das Buch der Sprichwörter und Kohelet, diese letzt genannten vier Bücher wurden König Salomo zugesprochen.

4. D IE A POKRYPHEN
B EGRIFFSERLÄUTERUNG UND E NTWICKLUNG
    Unter Apokryphen versteht man heute im weitesten Sinne Schriften, die nicht in den Kanon, d. h. in die Bibel aufgenommen wurden. Die neutestamentlichen Apokryphen bezeichnen eine Gruppe von Schriften des 2. bis 4. Jahrhunderts, die nicht kanonisiert wurden, aber durch ihren Titel, z. B. „Evangelium“, „Apokalypse“, „Brief“, „Apostelgeschichte“ den Anspruch erhoben, den kanonischen Schriften gleichwertig zu sein. Sie ahmten diese in ihrer literarischen Art nach, ergänzten sie aber auch durch andere Stilelemente.
    Dies trifft allerdings nicht für alle Apokryphen zu. Einige von ihnen wollten die kanonischen Texte weder nachahmen noch zur Grundlage des eigenen Schaffens machen. Bei ihnen handelt es sich eher um Zeugnisse der sehr regen frühchristlichen Schrifttradition, die vor der Zeit der Kanonisierung das 2. Jahrhundert prägte. Ihre Lehren am Kanon messen zu wollen, ist problematisch, da sie sich selbst nicht im Kontext des Kanons stehend verstanden.
    Die neuzeitliche Begeisterung für die Apokryphen gründet u. a. auch darin, dass man sich durch sie neue und andere Einsichten bezüglich des historischen Jesus erhofft als man sie durch die kanonischen Schriften kennt. Fragen wie, wer war Jesus wirklich, ist das kirchliche Jesusbild eine Fälschung etc., motivieren nicht wenige, sich mit diesen Schriften zu beschäftigen. Dazu muss an dieser Stelle jedoch gleich angemerkt werden, wer sich Antworten auf diese Fragen erhofft, wird wohl auch, insbesondere durch die gnostischen Apokryphen enttäuscht werden. So wenig die kanonischen Texte primär eine Vita Jesu verfassen wollten, so wenig hatten es die Verfasser der Apokryphen im Sinn. Nicht dem historischen Jesus, sondern dem Erlöser Christus galt ihr Interesse. Was sich durch viele dieser Texte hingegen erschließen lässt, ist die große Bandbreite der christlichen Tradition in den ersten beiden Jahrhunderten.
    Das Wort „apokryph“ stammt aus dem Griechischen und heißt so viel wie verborgen oder geheim. In der griechischen Philosophie wurden orientalischeGeheimbücher als „apokrypha biblia“, eben als „geheime Bücher“ bezeichnet. Und auch die Gnosis, jene weit verbreitete Geistesrichtung der hellenistischen Zeit,

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