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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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Evangelium sowohl für Heilsbotschaft als auch für eine literarische Gattung steht, konnten auch apokryphe Schriften diesen Begriff für sich beanspruchen. Es lassen sich verschiedene Gruppen apokrypher Evangelien unterscheiden. Zum einen gibt es Evangelien, die in enger Verbindung zu den kanonischen stehen, dann gibt es mehr oder weniger gnostisch geprägte, wobei diese zum Teil in engem Zusammenhang zu den kanonisierten stehen können und schließlich legendarische Evangelien.
    Bei den Evangelien, die in enger Verbindung zu den kanonischen stehen, ist es nicht sicher, ob sich diese auf die synoptische Tradition stützten oder auf eine den Synoptikern ebenfalls zugängliche Tradition. Inwieweit auf schriftliche oder mündliche Traditionen Bezug genommen wurde, kann nicht genau rekonstruiert werden. Zu diesem Evangelientyp rechnet man die judenchristlichen Evangelien, das Petrus-, das Ägypter- und das koptische Thomasevangelium. Eine ausführlichere Darstellung zum Ebjonitenevangelium, einem der judenchristlichen Evangelien, zum Petrusevangelium und zum Thomasevangelium findet sich im Übersetzungsteil. Zur Gruppe der judenchristlichen Evangelien zählt man neben dem Ebjonitenevangelium, das Nazaränerevangelium und das Hebräerevangelium. Ihre Bezeichnung erhielten sie durch den Personenkreis, für den sie verfasst wurden. Innerhalb des Christentums kam es sehr schnell zu einer Trennung der Judenchristen und Heidenchristen. Das Judenchristentum wurde von der immer größer werdenden heidenchristlichen Gruppe zurückgedrängt und verlor völlig an Bedeutung, mit ihm seine Schriften. Das Hauptproblem der Erforschung dieser Evangelien besteht darin, dass sie nur in kleinsten Bruchstücken und in Zitaten von Kirchenvätern überliefert sind. Man kennt also kaum ihren Inhalt. Ferner sind die Überlieferungen bei den Kirchenvätern zum Teil so widersprüchlich, dass die Forschung lange Zeit nicht sicher war, wie viele Evangelien überhaupt existierten. Heute geht man von dreien aus. Wie es scheint, ist das Nazaränerevangelium den synoptischen Evangelien nahe verwandt, insbesondere dem kanonischen Matthäusevangelium. Das Hebräerevangelium hingegen unterscheidetsich von diesen. Es hat eine eigene Darstellung der Geburt Jesu und der Herrenbruder Jakobus ist darin die herausragende Gestalt.
    Beim Ägypterevangelium handelt es sich um eine Schrift, die im 2. Jahrhundert in Ägypten existierte, von der wir aber nur noch Kenntnis durch einige Zitate bei Clemens von Alexandrien haben. Es ist daher unklar, ob es sich bei den wenig überlieferten Textstellen um ein Evangelium im Sinne der Synoptiker handelte oder um eine Spruchsammlung ähnlich dem koptischen Thomasevangelium.
    Die gnostischen Evangelien bezeichnen Schriften, die mehr oder weniger stark gnostisches Gedankengut enthalten. Das soeben genannte Thomasevangelium könnte auch als gnostisches Evangelium bezeichnet werden. Da das Wissen für den Gnostiker das wichtigste Instrument für die Rückkehr zu Gott darstellt, sind die gnostischen Evangelien vor allem durch den Dialog Jesu mit seinen Jüngern bzw. einem einzelnen Jünger gekennzeichnet. Wesentlich an diesen Gesprächen ist jedoch, dass sie Monologe Jesu sind, in denen er seine Erlösungsbotschaft und den Weg zum Heil verkündet. Ein weiteres Wesensmerkmal dieser Schriften ist das offensichtliche Desinteresse am historischen Jesus. Damit ist verständlich, weswegen Erzählungen über Jesu Wirken hier in den Hintergrund treten. Zu diesen Evangelien zählt man das Evangelium der Wahrheit, das Philippusevangelium sowie die meisten Evangelien, die unter einem Apostelnamen laufen, z. B. das Evangelium nach Matthias, das Evangelium des Judas etc. oder Evangelien, die mit dem Namen einer heiligen Frau in Verbindung gebracht werden, z. B. das Evangelium der Maria. Ähnlich in der Diktion sind der Dialog des Erlösers, die Sophia Jesu Christi und das Apokryphon des Johannes sowie verschiedene andere Texte, die jedoch weder durch einen entsprechenden Namen noch durch die Textgattung als Evangelien gekennzeichnet sind.
    Die letzte Gruppe stellen die so genannten legendarischen Evangelien dar. Im Gegensatz zu den gnostischen Evangelien ist in ihnen besonders der Erzählteil von Bedeutung. Man rechnet sie zur erbaulichen Literatur. Sie wollten vor allem weitere Information zum Leben Jesu vermitteln, die in den kanonischenEvangelien nicht überliefert sind. Wesentlich ist ihnen, dass sie zum Teil Elemente der Erzählungen

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