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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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selber sorgen. Jedem Tag genügt seine Plage.“
    (1) Ein Befehl aber wurde vom König Augustus erlassen, dass alle von Bethlehem in Judäa sich eintragen lassen sollten. Da sprach Josef: „Ich lasse meine Söhne eintragen. Aber was soll ich mit diesem Mädchen machen? Wie soll ich sie eintragen lassen? Als meine Gattin? Da schäme ich mich. Als meine Tochter? Die Söhne Israels wissen doch, dass sie nicht meine Tochter ist. Nun, der Tag des Herrn wird es schon so bringen, wie es
Gott
für richtig hält.“
    (2) Und er sattelte den Esel und setzte sie darauf, Josef führte, und sein Sohn Samuel folgte. Und sie näherten sich auf drei Meilen, da drehte sich Josef um und sah, dass sie betrübt war. Er dachte: „Wohl macht ihr das, was in ihr ist, zu schaffen.“
    Und als sich Josef erneut umdrehte, sah er sie lachen. Da sprach er zu ihr: „Maria, was ist mit dir los, dass ich dein Gesicht einmal lachend, dann aber wieder betrübt sehe?“
    Gen 25,19–26
    Sie antwortete ihm: „Josef, weil ich zwei Völker mit meinen Augen sehe, das eine weinend und trauernd, und das andere fröhlich und jubelnd.“
    (3) Und sie waren auf halbem Wege, als Maria zu ihm sagte: „Josef, hebe mich vom Esel herunter, denn das in mir bedrängt mich und will herauskommen.“
    Da hob er sie herunter und sprach zu ihr: „Wohin soll ich dich bringen und wie dich in deinem unschicklichen Zustand schützen? Der Ort hier ist einsam.“
18. K APITEL
    Statt der Hirtengeschichte bei Lukas (Lk 2,8–20) folgt nun die Episode über die Hebamme. Andere Textzeugen des Protevangeliums bieten vor allem hiervon eine längere Version.
    (1) Und er fand dort eine Höhle und führte sie hinein, ließ sie in der Obhut seiner Söhne und ging hinaus, um eine hebräische Hebamme im Gebiet von Bethlehem zu suchen.
19. K APITEL
    Mt 1,18: „Als Maria, seine Mutter, mit Joseph verlobt war, fand es sich, ehe sie zusammenkamen, dass sie empfangen hatte vom Heiligen Geist.“ Zum Heiligen Geist siehe schon 14,2, zum Tempel des Herrn 13,2.
    (1) Und er fand eine, die gerade auf dem Weg vom Gebirge herab war, und nahm sie mit. […] Josef sprach zur Hebamme: „Maria ist meine Verlobte, aber sie hat vom Heiligen Geist empfangen, nachdem sie im Tempel des Herrn aufgezogen worden ist.
    Und die Hebamme ging mit ihm.
    Die Wolke ist hier Zeichen für eine Gotteserscheinung; vgl. Mt 17,5 und vor allem Ex 19,16.
    (2) Als sie zur Stelle kamen, wo die Höhle war, bedeckte eine dunkle Wolke die Höhle. Die Hebamme sprach: „Erhoben ist meine Seele, heute, da meine Augen Wunderbares geschaut haben, heute, da Israel das Heil geboren ist.“
    In diesem Moment verzog sich die Wolke von der Höhle, und es zeigte sich ein großes Licht in der Höhle, so dass es für die Augen nicht zu ertragen war. Kurz darauf verlor sich dieses Licht, und das Neugeborene war zu sehen. Es kam und nahm die Brust von seiner Mutter Maria. Da schrie die Hebamme auf und sagte:„Wie groß ist der heutige Tag für mich, da ich dieses wunderbare Schauspiel gesehen habe.“
    Eine Frau mit Namen Salome ist als Jüngerin Jesu bekannt (vgl. u. a. Mk 15,40; 16,1) und begegnet auch in den apokryphen Evangelien (Geheimes Markusevangelium 3,15; Thomasevangelium 61).

Die Szene ähnelt der in Joh 20,24–29, die vom Unglauben des Thomas erzählt.
    (3) Die Hebamme verließ die Höhle. Da begegnete ihr Salome, und sie sprach zu ihr: „Salome, Salome, ich habe dir ein wunderbares Schauspiel zu erzählen. Eine Jungfrau hat geboren, obwohl das doch ihre Natur nicht zulässt.“
    Salome aber erwiderte: „So wahr der Herr, mein Gott, lebt: Wenn ich nicht meinen Finger hineinlege und ihre geschlechtliche Eigenart untersuche, werde ich nicht glauben, dass eine Jungfrau geboren hat.“
20. K APITEL
    (1) Salome ging hinein, ließ sie die entsprechende Stellung einnehmen und untersuchte ihre geschlechtliche Eigenart. Und Salome schrie auf: „Ich habe den lebendigen Gott versucht! Siehe, meine Hand fällt wie von Feuer verzehrt von mir ab.“
    (2) In jener Stunde aber, als sie zum Herrn betete, wurde die Hebamme geheilt.
    (3) Denn siehe, ein Engel des Herrn, stand vor Salome und sagte: „Dein Gebet wurde von Gott, dem Herrn, erhört. Tritt heran und fass das Kind an! Es wird die Rettung für dich sein.“
    Sie verhielt sich so, und Salome wurde geheilt, als sie sich vor ihm niederwarf. Daraufhin ging sie aus der Höhle heraus.
    Siehe, da rief der Engel des Herrn mit (lauter) Stimme: „Salome, Salome, erzähle
niemandem
, was

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