Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
dieses Mädchen herholen.“
„Ja, aber um welche der Armstrong-Töchter handelt es sich? Soweit ich weiß, gibt es fünf.“
„Ach ja, natürlich … Es ist Lady Cassandra. Sie erinnern sich bestimmt. Eine Schönheit, aber – wenn mich nicht alles täuscht – ein etwas schwieriger Charakter. Sie neigt zu Übertreibungen und …“ Er verstummte, als er sah, wie blass Peregrine geworden war.
Lady Cassandra war die schönste Frau, der er jemals begegnet war. Und auch die furchteinflößendste. Damals war sie es gewesen, die ihn überredet hatte, sie, ihren Vater und diese schreckliche Tante durch die Wüste bis nach Balyrma zu begleiten. Es waren ihre großen blauen Augen und ihre … ihre weiblichen Attribute, die ihn davon überzeugt hatten, dass sie seine Hilfe benötigte. Er errötete, räusperte sich und fragte ungläubig: „Was ist mit Lady Cassandra geschehen?“
„Lord Armstrong schreibt, er habe gehört, dass sie in Scheich Jamil al-Nazarris Harem lebt. Ich persönlich halte das ja für ein dummes Gerücht. Obwohl …“ Er runzelte die Stirn. „Wenn ich der Scheich wäre und ein solche Schönheit käme in mein Land … Nun, wie dem auch sei: Sie sollen das Mädchen nach Kairo bringen. Armstrong will es wohl mit einem von Wellingtons Schützlingen verheiraten. Einem solchen Gentleman kann man keine … keine beschädigten Güter anbieten. Zumindest dürfte er es nie erfahren, wenn man es tut. Da brauche ich wohl nicht zu betonen, dass äußerste Diskretion erforderlich ist.“
Peregrine starrte ihn wortlos an.
„Ich nehme an“, fuhr Winchester fort, „dass Sie sich so bald wie möglich auf den Weg machen wollen.“ Er rieb sich die Hände und fuhr gut gelaunt fort: „Ich bin wirklich froh, dass Sie Erfahrung mit diesen arabischen Scheichs und mit Reisen durch die Wüste haben.“ Ermutigend klopfte er seinem Untergebenen auf die Schulter. „Hier, lesen Sie selbst.“ Damit drückte er ihm Lord Armstrongs Brief in die Hand und wandte sich zur Tür.
Peregrine ließ sich auf den äußerst unbequemen vergoldeten Stuhl sinken, der vor dem Schreibtisch des Generalkonsuls stand, und begann zu lesen. Schweiß trat ihm auf die Stirn, und er musste ein Stöhnen unterdrücken. Ihm blieb nur eine Hoffnung: Lady Celia.
In Daar war unterdessen wieder der Alltag eingekehrt. Ein für Cassie und Jamil veränderter Alltag, denn sie bemühten sich nach Kräften, sich an ihren Vertrag zu halten. Nach außen hin gelang ihnen das auch. Cassie allerdings litt sehr darunter, dass sie ihre Sehnsucht nach Jamil nicht überwinden konnte. Sooft sie sich auch sagte, dass sie schon immer viel zu romantisch gewesen sei, sosehr sie sich auch auf ihre Aufgaben als Gouvernante konzentrierte, sie konnte die wundervollen Dinge, die Jamil mit ihr getan hatte, einfach nicht vergessen.
Natürlich gab es Stunden, in denen sie glücklich war. Linahs inzwischen erwachter Wissensdurst war eine Quelle steter Freude. Das Mädchen lernte leicht, denn es war klug, und mit Begeisterung, was auf sein Temperament zurückzuführen war. Manchmal gab es noch schwierige Momente, denn Linah würde wohl nie ein ausgeglichener Mensch werden. Sie wurde ein wenig ruhiger, wenn sie sich körperlich verausgabte. Also achtete Cassie darauf, regelmäßig mit ihr auszureiten.
Nach wie vor schloss Jamil sich ihnen oft an. Wie froh war Cassie, dass die Beziehung zwischen ihm und seiner Tochter immer besser wurde! Am meisten aber freute es sie, als Jamil sagte, dass er sich um gleichaltrige Spielkameradinnen für Linah kümmern wolle. Tatsächlich wurden von da an regelmäßig einige Mädchen in den Palast gebracht, damit Linah sich mit ihnen anfreunden konnte.
Cassie hatte also allen Grund, stolz auf ihre Erfolge als Gouvernante zu sein. Sie hatte sich und anderen bewiesen, dass sie durchaus in der Lage war, etwas zu leisten. Ihr Vater würde ebenso beeindruckt sein wie Tante Sophia. Somit hatte sie ihr Ziel erreicht. Trotzdem war sie nicht glücklich.
Woran das lag, wusste sie natürlich. Jamil fehlte ihr. Seit dem Tag des Sandsturms war sie nicht mehr mit ihm allein gewesen. Wenn sie sich sahen, so geschah das stets im Beisein anderer. Bei den Ausritten begleitete sie nun immer einer der Stallburschen. Wenn es etwas zu besprechen gab, so war Halim zugegen. Manchmal erschien Jamil noch in dem Hof, der zu Linahs Räumlichkeiten gehörte. Allerdings nur, wenn er sicher sein konnte, seine Tochter dort anzutreffen. Es gab keine abendlichen Gespräche
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