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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Liebfrauengasse einbog.
    «Sieh, dort ist jemand», rief Hella und rannte auf das kniende Mädchen zu.
    «Aber das ist, das ist doch», keuchte Gustelies. «Das ist doch unser Novize Alter.» Sie bückte sich zu dem Mädchen und rüttelte an seiner Schulter. «Hat er dir etwas getan, mein Kind?»
    Stine schüttelte den Kopf. «Mir? Aber nein. Wieso auch? Er war der traurigste Mensch, den ich je getroffen habe.»
    «Gott sei Dank!» Gustelies bekreuzigte sich, während Hella das Mädchen fest in ihre Arme schloss. «Du hast ganz recht. Er war der traurigste Mensch, den es jemals gab.»
    Die Glocke schlug gerade Mitternacht, als der Nachtwächter zurückkam, gefolgt von einem dicken Mönch im schwarzen Chorkleid, darüber ein schwarzer Mantel mit dem hellblauen T-Kreuz der Bruderschaft.
    Als der Mönch keuchend und schwitzend bei dem Toten angelangt war, blieb er abrupt stehen. «Aber das ist doch … das ist doch», stammelte Bruder Göck und stöhnte auf. Dann stieß er den Nachtwächter an. «Schnell, lauft zur Liebfrauenkirche und holt den Pater Nau. Sagt ihm, er soll seinen Schwiegersohn, den Richter, gleich mitbringen, und auch alle anderen, die sonst noch anwesend sind.»
    Dann kniete er sich neben den jungen Toten und betrachtete ihn lange und gründlich. Ohne auf das junge Mädchen an seiner Seite zu achten, begann er, mit ihm zu sprechen: «Ich hätte es wissen müssen», murmelte er. «Ich hätte es ahnen sollen, hätte am Ende sogar Tote verhindern können.» Und dann fing der Antoniter an zu weinen. So heftig, wie seit langem nicht mehr. Seit Jahren nicht mehr. Das Mädchen strich ihm sanft über den Rücken und machte «pscht, pscht», doch Bruder Göck bemerkte es gar nicht. Stattdessen erzählte er Stine: «Weißt du, ich habe ihm nicht geglaubt, dass er ein Novize der Antoniter ist. Ich habe es gespürt, vom ersten Tage an. Aber ich wollte es nicht wahrhaben, weil ich ihn doch gebraucht habe. Gebraucht nur für meine eigenen Zwecke. Und nun? Ich habe versagt, habe Menschenleben auf dem Gewissen. Gott allein kann mir verzeihen, aber ich werde mir wohl niemals verzeihen können. Weißt du, er hatte so krude Gedanken, aber ich habe mich nicht darum gekümmert. Gemerkt habe ich wohl auch, dass er oft nicht dort war, wo er sein sollte, aber ich habe und habe nichts dagegen unternommen. Und dann sein seltsamer Name. Ich hätte es wissen müssen. O mein Gott, ich habe schwer gefehlt.» Und dann weinte er wieder, nahm den Leichnam in den Arm und wiegte ihn wie ein Vater sein totes Kind.
    Der Nachtwächter keuchte, rang nach Luft, ließ sich auf die Küchenbank in der Pfarrhausküche fallen. «Der Antoniter, der Bruder Göck, der schickt mich. Ihr sollt kommen. Der Pater und auch der Richter.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 43
    E ndlich!» Richter Blettner umarmte seine Schwiegermutter, als hätte er sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Und irgendwie kam es ihm auch tatsächlich so vor. Die letzten Tage waren die Hölle gewesen. Die Ereignisse waren schneller vorangeschritten, als der Geist des Richters hatte folgen können.
    «Ich bin so froh, mal wieder einen schönen Abend in netter Gesellschaft und bei einem guten Essen verbringen zu können.»
    Auch Hella wirkte blass und irgendwie mitgenommen, obwohl sie seit Lottes Rückkehr nicht mehr ganz so viel Arbeit hatte. Überdies war eine Kinderfrau eingestellt worden, die ihr mit den Säuglingen half. Allerdings nur vorübergehend, denn Gustelies hatte sich beschwert. «Warum holt ihr euch eine Fremde ins Haus, wenn ihr doch eine Großmutter habt?»
    Und Hella hatte ihre Mutter umarmt und gesagt: «Du beginnst gerade ein neues Leben, Mutter. Du hast jetzt zwei Männer, um die du dich kümmern musst: unseren Pater und obendrein noch den Henn Goldschlag. Richte dich erst einmal ein in diesem neuen Leben, und dann schauen wir noch einmal, ob du dich um die Säuglinge kümmern magst. Wir wollen dich nämlich nicht als Köchin oder Kinderfrau, wir wollen dich einfach nur glücklich.»
    Und Pater Nau und Bruder Göck hatten genickt. Gustelies aber waren die Tränen in die Augen getreten. «Heißt das etwa, ich muss gar nicht kochen und putzen, damit ihr mich mögt?», fragte sie und alle, wie sie da saßen, schüttelten den Kopf. Und dann gab es eine Reihe von Umarmungen und Küssen, die die Männer verlegen machte, aber was sein musste, das musste eben manchmal sein.
    «Eines aber verstehe ich immer noch nicht», erklärte Hella nun und steckte sich ein

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